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17.08.2017 | (rsn) - Alle wichtigen Frühjahrsklassiker bestritten, ein starkes Debüt bei der Tour de France gefeiert und nun auch mit guten Chancen, bei der WM zu starten: Nikias Arndt (Sunweb) tanzt in diesem Jahr auf allen wichtigen Radsporthochzeiten. Im Interview mit radsport-news.com am Rande des Nach-Tour-Kriteriums in Bürstadt sprach der nun in Köln lebende Buchholzer über den hohen Stellenwert, den er in seinem Team genießt, seine Position in der deutschen Zeitfahrerhierarchie und das am Sonntag anstehende Heimrennen, die Cylassics in Hamburg, wo er als Sunweb-Kapitän agieren wird.
Als mit erster Fahrer das Tourticket erhalten, jetzt gleich einen Dreijahres-Vertrag erhalten. Was sagt das über Ihren Stellenwert im Team Sunweb aus?
Arndt: Das ist so ein bisschen ein Prozess, der sich über die Jahre entwickelt hat. Ich bin einer der wichtigen Fahrer im Team geworden. Das Team hat mich mit aufgebaut. Bis jetzt lief alles sehr gut, hatte nie Probleme. Ich habe mich sportlich gut entwickelt. Da war es relativ früh für mich klar, dass das Team mich mit Blick auf die Tour unterstützt. Und dann haben wir davor auch angefangen über einen neuen Vertrag zu sprechen, da meiner auslief. Da hat mir das Team das Zeichen gegeben, dass es weiter mit mir arbeiten will. Wir haben gut was aufgebaut und das haben sie mir mit dem Dreijahresvertrag gedankt.
War Ihnen es wichtig, eine lange Planungssicherheit zu haben?
Arndt: Es gibt Fahrer, die bevorzugen die Sicherheitsvariante, andere wählen kürzere Verträge, um dann wieder neu aushandeln zu können. Ich war relativ offen für alles. Ich habe gute Erfahrungen mit dem Team gehabt, weiß, was ich an ihm habe. Man hat mir ein gutes Angebot gemacht, da war es für mich auch relativ einfach, die Entscheidung zu treffen, dass ich einen Dreijahresvertrag unterschreibe.
Sie sind bei der Tour stark gefahren, haben den Etappensieg am drittletzten Tag gegen Edvald Boasson Hagen knapp verpasst. Sind Sie seitdem nachts noch mal aufgewacht und hatten die Erkenntnis, wie Sie den Norweger hätten schlagen können?
Arndt: Gerade die Nacht danach bin ich die Etappe noch oft durchgegangen, das war meine Hauptbeschäftigung. Klar ärgert man sich, ist enttäuscht, geht es immer wieder durch. Aber ich kann es so oft durchgehen wie ich will, ich finde ein paar Kleinigkeiten, aber da war nirgends die Situation dabei, wo ich das Rennen verliere. Ich bin ein sehr gutes Rennen gefahren, war aufmerksam. Am Ende hat es einfach nicht gereicht, es ging letztlich darum, wer die besseren Beine hat.
Ist das auch Zusatzmotivation, Boasson Hagen beim nächsten Mal in einer solchen Situation besiegen zu können?
Arndt: Natürlich. Ich will mich prinzipiell immer verbessern. Ich habe jedes Jahr einen kleinen Sprung gemacht. Geht das so weiter, traue ich mir zu eine solche Etappe gegen Edvald auch mal zu gewinnen. Auch dieses Jahr hat ja nicht viel gefehlt. Das hat mir schon Selbstvertrauen gegeben. Ich werde es so lange weiterversuchen, bis ich vielleicht auch mal bei der Tour einen Etappensieg feiern kann.
Wie sieht der weitere Saisonverlauf aus? Werden Sie wieder mit Matthews gemeinsam fahren und ihm die Sprints anziehen?
Arndt: Ich werde sowohl für Michael fahren als auch eine freie Karte erhalten. Ich fahre die kanadischen Rennen und Plouay für Michael, in Hamburg am Sonntag werde ich selbst die Chance bekommen. Das ist für mich besonders schön, da es mein Heimrennen ist. Ich hoffe, dass die Form noch stimmt. Ich bin sehr motiviert. Und die WM steht auch noch auf dem Programm, wo ich auf eine Nominierung hoffe. Der Kurs könnte mir liegen, dass ich John (Degenkolb, d. Red) im Finale unterstützen kann. Von daher muss ich in diesem Jahr zwischen den Rollen noch etwas hin und her switchen, aber ich habe noch ein sehr gutes Programm.
Sie sind auch noch im Rennen um einen WM-Platz im Zeitfahren. Hinter Titelverteidiger Tony Martin kämpfen Sie mit Nils Politt und Jasha Sütterlin um die letzten beiden Plätze. Wie sehen Sie Ihre Chancen?
Arndt: Meine Chancen stehen nicht ganz schlecht. Ich bin zwar keine DM gefahren, da wäre es zwar ein bisschen einen Beigeschmack, wenn man Vize-Meister Sütterlin oder Bronze-Gewinner Politt nicht nominieren würde. Ich weiß nicht, wie der BDR es entscheiden wird. Ich dränge mich nicht auf. Denke aber, dass ich im Zeitfahren ein gutes Ergebnis einfahren kann. Das Hauptaugenmerk soll dann aber schon auf dem Straßenrennen liegen.
Wo sehen Sie sich in der deutschen Zeitfahrerhackordnung?
Arndt: Das ist auch abhängig von der Tagesform. In meiner Abwesenheit bei der DM ist Jasha (Sütterlin, .d Red) stark gefahren, an dem Tag wäre es für mich schwer gewesen ihn zu schlagen. Bei der Tour war ich dann vor ihm. Ich gehöre momentan zur deutschen Spitze im Zeitfahren, möchte darauf aber keinen Fokus richten. Ich will mich allgemein als Fahrer entwickeln und es sieht so aus, dass ich mich dadurch auch im Zeitfahren entwickele. Es ist dann schön, dadurch auch bei der Tour de France mal in den Top Ten landen zu können. Aber ich glaube, dass wir mit Tony Martin inbegriffen noch drei andere starke Zeitfahren haben, dazu kommen noch die jungen Lennard Kämna und Maximilian Schachmann. Es ist auf jeden Fall eine gute Position für den BDR. Wir werden die drei Plätze sicher vollkriegen. Hoffentlich stellen wir dann wieder den Weltmeister, dass wir auch im nächsten Jahr die drei Startplätze haben.
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