Interview mit dem Teamchef von Lotto-Kern Haus

Monreal: “Deutschland ist reif für ein ProKontinental-Team“

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Monreal: “Deutschland ist reif für ein ProKontinental-Team“"
Florian Monreal (Lotto-Kern Haus) | Foto: Marcel Hilger

04.12.2018  |  (rsn) - Florian Monreal, Teamchef von Lotto-Kern Haus, kann abermals auf eine erfolgreiche Saison seines Rennstalls zurückblicken. Im Interview mit radsport-news.com bilanziert der Koblenzer das Jahr 2018, spricht über die Verstärkungen für die kommende Saison und die Ambitionen mit Blick auf den Aufstieg in die zweite Radsport-Liga.

Herr Monreal, wie fällt Ihre Saisonbilanz für 2018 aus?
Monreal: Wir haben uns auch in diesem Jahr weiterentwickelt! Wir waren bei der Deutschland Tour dabei und konnten uns hier hervorragend präsentieren, außerdem haben wir eine Wildcard zur TTT-WM (Teamzeitfahren) in Innsbruck erhalten. Dies waren Highlights, die für die komplette Mannschaft einfach herausragend waren und sie haben jeden einzelnen ein Stück weiter nach vorn gebracht in seiner Entwicklung. Wir haben zum dritten Mal in Folge die Bundesliga-Mannschaftswertung gewonnen, waren in der Einzelwertung Zweiter und Vierter durch Jonas Rutsch und Joshua Huppertz. Wir sind nicht mit der Erwartung in die Saison gegangen die Bundesliga wieder auf den ersten vier Plätzen der Einzelwertung abzuschließen.Wir sind also sehr zufrieden.

Was waren Ihre Highlights des Jahres?
Monreal: Für mich persönlich stand die D-Tour über allem, weil sie in meiner Heimat Koblenz vor unserem Hauptsponsor Lotto Rheinland-Pfalz GmbH gestartet wurde. Es waren unglaublich viele Menschen während der vier Tage an der Strecke und dazu auch etliche Freunde und Bekannte von mir und dem Team, das waren fantastische fünf Tage inklusive Teampräsentation. Aber die WM im Teamzeitfahren war nicht weit weg von der D-Tour, es war für mich auch die erste WM, an der ich teilgenommen habe. Das waren Erfahrungen und Eindrücke für die gesamte Mannschaft, die uns keiner mehr nehmen kann.

Mit Jonas Rutsch und Joshua Huppertz konnten die Leistungsträger gehalten werden. Wie wichtig sind die beiden für das Team?
Monreal: Jonas und Joshua sind zwei exzellente Rennfahrer, wir hätten nicht gedacht, dass Jonas schon in diesem Jahr so einen Sprung macht. Wir waren von ihm als Rennfahrer überzeugt und wir wussten, dass er einen enormen Willen und einen großen Motor hat. Er hat uns alle etwas überrascht, aber solche Überraschungen hat man doch sehr gerne. Joshua ist einfach ein riesieger Kämpfer und wie er sich von 2014 bis 2018 weiterentwickelt hat, macht mich wirklich sehr stolz. Joshua ist ein Charakterkopf. Wie er dieses Jahr das Arno Wallaard Memorial gewonnen hat, war einfach nur der Hammer. Er war den ganzen Tag nur in der Attacke.

Mit Daniel Westmattelmann und Fabian Schormair stehen bereits zwei Abgänge fest. Wer wird das Team noch verlassen und wie werden Sie die Abgänge kompensieren?
Monreal: Wir werden vier Neuzugänge im Kader haben, allesamt werden ihr erstes Jahr in der U23 absolvieren. Wir konnten mit Kim Heiduk einen Nationalfahrer verpflichten, der auch bei der Junioren Straßen-WM in Innsbruck mit dabei war. Des Weiteren werden uns drei rheinland-pfälzische Junioren  aus dem Team Wipotec verstärken: Jan Kuhn, Lukas Märkl und Frederik Raßmann. Wir wollen zeigen, dass wir aus Rheinland-Pfalz kommen und dem Nachwuchs aus unserem Bundesland nach der Juniorenzeit eine neue Heimat anbieten.

Wird Westmattelmann mit seinen Zeitfahrfähigkeiten dem Team noch in irgend einer Form erhalten bleiben?
Monreal: Daniel war ein treuer Weggefährte, wir sind gemeinsam 2010 zum damaligen Kuota-Indeland Team von Markus Ganser gewechselt. Dort sind wir beide bis 2013 gefahren und er ist dann danach mit mir zu meinem Team Kuota-Lotto gewechselt. Daniel wird uns mit seiner Konstanz fehlen, er war ein sehr treuer Helfer und wenn es zum Zeitfahren ging, hat er immer einen raus gehauen wie etwa mit seinem Sieg in Frankreich beim Chrono Champenois. Erl wird uns weiter im Team als Zeitfahrspezialist zur Verfügung stehen, er wird uns bei Aerodynamiktest gemeinsam mit dem TWZK (Leistungsdiagnostik, d. Red.) aus Koblenz bestens beraten.

Wird sich die Sportliche Leitung verändern?
Monreal: Wir bekommen im Back-Up Verstärkung mit Torsten Schmidt (bisher Sportlicher Leiter bei Katusha-Alpecin, d. Red), er wird uns in gewissen Punkten unterstützen und hat einen engen Draht zu uns.

Welche Ziele hat das Team?
Monreal: Wir möchten uns ganz klar wieder für die Deutschland Tour qualifizieren und uns dort wieder sehr gut präsentieren. Die Bundesliga bleibt weiter im Fokus. Wir konnten dort in den letzten Jahren immer schöne Erfolge feiern und diese möchten wir gerne auch wieder einfahren, erst recht weil die Bundesliga dieses Jahr auch eine Qualifikationsmöglichkeit für die die Deutschland Tour war.

Wird sich am Rennkalender etwas ändern? Wo werden das Team in die Saison einsteigen?
Monreal: Wir haben einen sehr guten Rennkalender, an kleinen Ecken wird er sich immer etwas verändern, aber die Hauptbestandteile bleiben bestehen. Wir hoffen wieder auf einen frühen Saisonstart bei der Tour de Provence, aber auf Rhodos sind wir definitiv wieder mit von der Partie.

Aktuell fehlt Deutschland das ProKontinental-Team. Wann wird Lotto-Kern Haus bereit für diesen Schritt sein?
Monreal:
Für diesen Schritt sind wir erst bereit, wenn unsere aktuellen  oder neue Partner einen ordentlichen Geldbetrag freimachen können und wollen. Wenn wir das angehen, dann wollen wir ein langfristiges Projekt daraus machen und mindestens eine Sicherheit von drei bis vier Jahren haben. Für diesen Schritt haben wir aktuell die Pläne in der Schublade und nach der Deutschland Tour war das Medieninteresse sehr groß und wir hoffen diesen Flow auch jetzt noch mit in solche Gespräche nehmen zu können. Aber Deutschland ist reif für ein ProKontinental-Team, da wir viele Jungs haben, die leider bei ausländischen Teams nicht unterkommen. Wenn sich die Chance für uns ergeben sollte, dann werde ich die auch nutzen.

Weitere Radsportnachrichten

23.11.2024Track Champions League: Format, Kalender, Punktesystem

(rsn) – Nach Olympia in Paris im Sommer und den Weltmeisterschaften im Oktober im dänischen Ballerup endet das internationale Bahnjahr an den kommenden drei Wochenenden mit der Track Champions Leag

23.11.2024Scott David: Trotz Traumwerten keine WorldTour

(rsn) – “Mein Ziel ist ein WorldTour- oder ProTeam-Vertrag. Ich habe mir ein Limit von zwei Jahren gesetzt, so lange möchte ich es auf Kontinental-Niveau versuchen“, hatte Scott David im letzte

23.11.2024Mit einer starken Saison zum neuen Zweijahresvertrag

(rsn) – Tobias Bayer (Alpecin – Deceuninck) absolvierte eine eher unauffällige Saison, was aber auch daran lag, dass der Österreicher oft als Helfer im Einsatz oder in frühen Fluchtgruppen zu f

23.11.2024Wafler: Rückkehr nach Paris weckt Olympia-Erinnerungen

(rsn) - Tim Wafler hat es erstmals in das illustre Feld der Ausdauerfahrer der UCI Track Champions League geschafft. Der Österreicher startet am Samstagabend im Velodrome National in Saint-Quentin-en

23.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

22.11.2024Top-Favoritin? Archibald nach schwerem Jahr eine “7 von 10“

(rsn) – Katie Archibald ist die Königin der Track Champions League. 2021 und 2023 gewann sie jeweils souverän den Titel in der Endurance League und auch 2022 wäre das wohl gelungen, wenn sie dama

22.11.2024Spiegel will “versuchen, ´die Großen´ etwas zu ärgern“

(rsn) – Luca Spiegel wird am Samstag sein Debüt in der Track Champions League geben. Der 20-jährige U23-Europameister im Sprint will auf der Bahn, auf der er im Sommer zu den jüngsten Olympia-Sta

22.11.2024Olympia-Reservistin Pröpster: Gelingt bei TCL der nächste Schritt?

(rsn) – Mit drei Rennsiegen, dem zwischenzeitlichen Tragen des Führungstrikots und schließlich Gesamtrang zwei in der Sprint League hat Alessa-Catriona Pröpster bei der Track Champions League 202

22.11.2024Eschborn-Frankfurt-Sieger van Gils: “Ich würde lieber gehen“

(rsn) – Maxim van Gils (Lotto - Dstny) scheint entschlossen, sein Team trotz eines noch bis Ende 2026 gültigen Vertrags so schnell wie möglich verlassen zu wollen. Wie er im Gespräch mit mehreren

22.11.2024Gall: Tour of the Alps “absoluter Fokus“ der ersten Saisonhälfte

(rsn) – Felix Gall bestritt 2022 seine bisher letzte Tour of the Alps. In seinem damals ersten Jahr im Trikot von Decathlon – AG2R La Mondiale beendete der Österreicher nach vier Top-Ten-Etappenp

22.11.2024Tour of the Alps auch 2025 ein Kletterfestival mit kurzen Wegen

(rsn) - Fünf Etappen, 739 Kilometer und 14.700 Höhenmeter: Das sind die Eckdaten der Tour of the Alps 2025. Die 48. Ausgabe des grenzüberschreitenden Etappenrennens findet vom 21. bis 25. April 202

22.11.2024Tour Colombia wegen finanzieller Probleme erneut in Gefahr

(rsn) – Nachdem sie bereits in den Jahren 2022 und 2023 aufgrund von finanziellen Problemen ausgefallen war, scheint die Tour Colombia (2.1) erneut zu wackeln. Wie die Zeitung El Tiempo berichtete,

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine