Deutscher Meister gewinnt 58. Eschborn-Frankfurt

Ackermann nimmt in Top-Form Kurs auf den Giro

Von Eric Gutglück aus Frankfurt

Foto zu dem Text "Ackermann nimmt in Top-Form Kurs auf den Giro"
Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) triumphiert beim 58. Eschborn-Frankfurt. | Foto: Cor Vos

01.05.2019  |  (rsn) – Formtest bestanden: Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) hat sich im Trikot des Deutschen Meisters den Sieg beim Klassiker Eschborn-Frankfurt gesichert und damit seine Ambitionen für den Giro d’Italia untermauert. Der Landauer gewann nach 187,5 Kilometern und über 3200 Höhenmetern vor der Alten Oper im Sprint des Feldes vor Lokalmatador John Degenkolb (Trek-Segafredo) und dem Sieger der vergangenen vier Auflagen, Alexander Kristoff (Team - UAE Emirates). Zuletzt hatte Rennorganisator Fabian Wegmann vor exakt zehn Jahren im Deutschen Meistertrikot in Frankfurt triumphiert.

"Ich habe mich heute nur auf mich konzentriert, um mein Ding durchzuziehen. Ich wusste aus dem Training und den letzten Wochen, dass ich in fantastischer Form bin, und das Team hat sich nur für mich aufgeopfert“, sagte der strahlende Ackermann nach seinem dritten Saisonsieg, der zugleich der erste Erfolg seines Teams in der Mainmetropole war. Zudem war es Ackermanns erster Triumph im Meistertrikot auf deutschem Boden.

Rechtzeitig vor seiner Grand-Tour-Premiere beim Giro d’Italia in anderthalb Wochen scheint der Sprinter seinen Sturz inklusive Armverletzung auf der 1. Etappe der Tour of the Alps abgehakt zu haben und befindet sich auf dem besten Weg in Richtung Italien-Rundfahrt. "Für mich ist das eine Riesenmotivation in Richtung Giro,“ blickte er schon auf sein erstes Saisonhighlight heraus.

Der 25-Jährige vollendete eine perfekte Vorstellung seiner Mannschaft, die voll und ganz auf die Karte Ackermann setzte. "Ich war sehr froh, dass wir mit sechs Mann auf die Zielrunde gefahren sind und alles von vorn gemacht haben. So war es weniger hektisch und wir mussten nicht ständig aus den Kurven antreten.“

Auch der zweitplatzierte Degenkolb war nach seinem insgesamt vierten Podestplatz bei seinem Heimrennen nicht unzufrieden: "Ich habe versucht, immer vorn dabei zu sein, aber nie im Wind. Katusha-Alpecin hat das Rennen am Feldberg schon schnell gemacht. Ich glaube, wir sind den noch nie so schnell hochgefahren. Am Ende hatte ich Krämpfe, musste mich teilweise dehnen. Deshalb geht Platz zwei absolut in Ordnung,“ so der Sieger der Austragung von 2011, der den ersten deutschen Doppelsieg seit 1994 perfekt machte, als Olaf Ludwig vor Andreas Kappes in Frankfurt gewann. "Schade, dass es nicht zum Sieg gereicht hat, aber ich freue mich auch für Pascal“, schloss Degenkolb.

Nach vier Siegen in Serie war der diesmal drittplatzierte Kristoff ebenfalls mit dem Ergebnis einverstanden: "Ich habe den ganzen Tag gelitten. Meine Teamkollegen mussten mich zweimal zurückbringen. Am Ende hatte ich Krämpfe und bin deshalb happy mit dem Podium.“ Eine Kampfansage schickte der Norweger gleich noch hinterher: "Nächstes Jahr komme ich wieder und dann will ich meinen fünften Sieg.“

Hinter dem Podium komplettierten Davide Cimolai (Israel Cycling Academy), Hugo Hofstetter (Cofidis), Baptiste Planckaert (Wallonie-Bruxelles), Davide Gabburo (Neri Sottoli -Selle Italia -KTM), Lawrence Naesen (Lotto Soudal), Marco Haller (Katusha-Alpecin) sowie Grega Bole (Bahrain-Merida) die Top Ten.

So lief das Rennen:

Yoann Offredo (Wanty - Gobert), Casper Pedersen (Sunweb), Dimitri Peyskens (Wallonie - Bruxelles), Sebastian Schönberger (Neri Sottolli), Evgeny Shalunov (Gazprom - RusVelo), Mathias van Gompel (Sport Vlaanderen) und Artyom Zakharov (Astana) zogen bei besten Wetterbedingungen mit blauem Himmel und Temperaturen um die 20 Grad schon kurz nach dem scharfen Start davon und fuhren sich bis zum Fuß des Feldbergs, der nach 35 Kilometern erreicht wurde, einen Maximalvorsprung von knapp vier Minuten heraus.

Zunächst sorgten Bora - hansgrohe und UAE Emirates für die kontrollierte Tempoarbeit im Feld, ehe dann Politts Team im elf Kilometer langen ersten von insgesamt acht Anstiegen des Tages ordentlich Dampf machte und den Rückstand bis zum Gipfel auf weniger als 1:30 Minuten reduziert hatte. Am kurz darauf folgenden Ruppertshainer Berg verlor Offredo wegen eines Defekts den Anschluss an seine Begleiter, die damit nur noch zu sechst unterwegs waren, aber ihren Vorsprung gegenüber dem Feld in der Folge wieder ausbauen konnten.

Bis zur ersten der vier Überquerungen des bis zu 23 Prozent steilen Mammolshainer Stichs, der nach 80 Kilometern erreicht wurde, betrug der Abstand sogar mehr als 4:30 Minuten, nachdem sich Katusha - Alpecin wieder aus der Spitze des Feldes zurückgezogen hatte.

Politts Attacke verpuffte wirkungslos

An der zweiten Überfahrt des Mammolshainers forcierte Katusha - Alpecin wieder das Tempo, um der Konkurrenz auf den Zahn zu fühlen und die Sprinter in erste Schwierigkeiten zu bringen. In der Folge war es auch um die Ausreißer geschehen. In der Abfahrt vom Ruppertshainer Berg attackierte Nils Politt und fuhr einen kleinen Vorsprung auf das Hauptfeld heraus. Doch aufgrund des folgenden flachen Terrains brach der Hürther seinen Vorstoß rasch wieder ab.

Dafür setzten sich kurz darauf Davide Ballerini (Astana), Dimitri Peyskens (Wallonie-Bruxelles), Francois Bidard (AG2R – La Mondiale), Evgeny Shalunov (Gazprom - Rusvelo), Kristian Sbaragli (Israel Cycling Academy) und Geoffroy Soupe (Cofidis) ab, die mit 40 Sekunden den dritten Mammolhainer Stich in Angriff nahmen. In der Abfahrt gesellte sich zudem noch Matej Mohoric (Bahrain - Merida) zur Spitze dazu, die damit auf sieben Mann anwuchs.

Mit 45 Sekunden ging die Spitze in die vierte und letzte Passage des Mammolshainer Stichs gut 45 Kilometer vor dem Ziel. Im Hauptfeld blieben wider Erwarten weitere Vorstöße aus, so dass die Gruppe knapp 40 Sekunden mit in die Abfahrt Richtung Frankfurt nahm – allerdings ohne Soupe, der ins Hauptfeld zurückfiel.

Bora - hansgrohe zeigt ein perfektes Finale

Gut 55 Sekunden nahm die Spitze schließlich mit nach Frankfurt hinein auf die letzten 30 Kilometer. Im Hauptfeld arbeiteten vor allem Bora - hansgrohe, Katusha - Alpecin und Trek - Segafredo, um den Zusammenschluss herzustellen. Kurz vor der zweieinhalbmal zu befahrenden Zielrunde fiel auch Bidard dem Tempo seiner Mitstreiter zum Opfer.

Bora - hansgrohe nahm die Schlussrunde mannschaftlich geschlossen von vorn in Angriff und stellte die Ausreißer am Mainufer 4,2 Kilometer vor dem Ende. Auch ein weiterer Astana-Vorstoß wurde von der Raublinger Mannschaft vereitelt. Die Helfer von Ackermann bogen als erste auf die 670 Meter lange Zielgerade ein und brachten den Pfälzer in eine perfekte Position.

Trotz Schulterkontakt mit Kristoff behauptete Ackermann seinen Platz und fand ganz rechts fahrend die Lücke zwischen der Bande und Cimolai, der schließlich Vierter wurde.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.05.2019In der letzten Kurve nutzte Degenkolb den Heimvorteil

(rsn) - Nur eine halbe Radlänge auf Pascal Ackermann (Bora – hansgrohe) fehlte John Degenkolb (Trek – Segafredo) bei seinem Heimrennen Eschborn - Frankfurt zum zweiten Sieg nach 2011. "Schade, da

02.05.2019Mühlberger: “Es scheint, als wären wir voll im Flow“

(rsn) – Vor der Alten Oper in Frankfurt vollendete Pascal Ackermann einen perfekten Tag für das Team Bora – hansgrohe. Einer der Schlüssel zum Sieg war sicherlich auch die aufopferungsvolle Arbe

02.05.2019Ackermann muss beim Giro auf Schillinger verzichten

(rsn) - Bei Eschborn-Frankfurt sprang Andreas Schillinger (Bora- hansgrohe) auf den letzten Metern kurzfristig als Anfahrer von Pascal Ackermann ein und ebnete dem Deutschen Meister mustergültig den

02.05.2019Cimolai ließ in Frankfurt für Ackermann die Lücke zum Sieg

(rsn) - Mit Platz vier bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) hat Davide Cimolai (Israel Cycling Academy) eindrucksvoll gezeigt, dass seine ersten drei Saisonsiege - allesamt vergangene Woche bei der Vuelta a

02.05.2019Bauhaus: “Ich weiß nicht, was los war“

(rsn) - Mit vier Hoffnungsträgern für eine Sprintentscheidung waren die Deutschen in den  WorldTour-Klassiker Eschborn-Frankfurt gestartet. Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) und John Degenkolb (

01.05.2019Schönberger: “Vor vier Tagen wollte ich nicht einmal starten“

(rsn) – Wenn sich ein Österreicher in Ausreißergruppen befindet, dann ist dies in dieser Saison zumeist Sebastian Schönberger. Der 24-Jährige vom Procontinental Team Neri Sottoli – Selle Ital

01.05.2019Ackermann und Bora - hansgrohe wuppten Eschborn-Frankfurt

(rsn) – Beim Team Bora – hansgrohe läuft es derzeit einfach rund. Pascal Ackermann sorgte am 1. Mai in Frankfurt bereits für den 20. Saisonsieg der Raublinger, die nach dem Rennen entsprechend i

01.05.2019Politt spürte die Strapazen seiner starken Klassikersaison

(rsn) - Nach seiner starken Leistung bei Paris-Roubaix, als er sensationell auf Platz zwei fuhr, gehörte Nils Politt (Katusha – Alpecin) bei Eschborn - Frankfurt zum erweiterten Favoritenkreis. Doc

01.05.2019Finale des 58. Eschborn-Frankfurt im Video

(rsn) – Nach acht Jahren hatten die deutschen Fans wieder allen Grund zum Jubel, und diesmal gleich doppelt: Nach einer taktischen Meisterleistung seines Teams Bora - hansgrohe hat Pascal Ackermann

01.05.2019Lange verletzter Rodenberg landet nächsten ColoQuick-Coup

(rsn) – Das Team Coloquick war auch in diesem Jahr bei der U23-Austragung von Eschborn-Frankfurt (1.2u) nicht zu schlagen. Nachdem 2018 der Däne Niklas Larsen das Rennen gewinnen konnte, holte sich

01.05.2019Ackermann triumphiert vor Degenkolb und Kristoff

(rsn) – Nach einer taktischen Meisterleistung seines Teams Bora - hansgrohe hat Pascal Ackermann die 58. Auflage von Eschborn-Frankfurt gewonnen. Der Deutsche Meister verwies über 187 Kilometer von

01.05.2019“Keuch“ heißt der Besenwagen in Frankfurt! Denk fit am Feldberg

(rsn) - Ob die Organisatoren bei Escborn - Frankfurt mit vielen Aussteigern gerechnet haben? Auf jeden Fall fuhr ein Linienbus, der normalerweise im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt wird, hinter de

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Uijtdebroeks denkt über Rallye-Karriere nach

(rsn) – Seine Profikarriere als Radsportler hat kaum begonnen, da macht sich Cian Uijtdebroeks schon Gedanken über die Zeit danach. Der 21-Jährige hat jüngst in einem Interview mit Het Nieuwsblad

21.11.2024Pogacar schließt Start bei Paris-Roubaix nicht aus

(rsn) – Fährt er, oder fährt er nicht? Zuletzt schien es so, als wolle Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für die nächsten Jahre noch einen Bogen um Paris-Roubaix machen. Doch neue Aussagen des 2

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Amador beendet Karriere trotz Vertrag, Movistar macht Nägel mit Köpfen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine