Der Favoritencheck zum 102. Giro d´Italia

5 Sterne für Roglic: Der Slowene ist der Gejagte

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Primoz Roglic (Jumbo - Visma) bei der Giro-Teampräsentation | Foto: Cor Vos

10.05.2019  |  (rsn) - Mit dem Giro d'Italia steht ab Samstag das erste Rundfahrt-Highlight 2019 an. Gesucht wird der Nachfolger von Vorjahressieger Chris Froome. Wer sind die ersten Anwärter auf das Maglia Rosa und die Thronfolge in Verona nach drei zum Ende hin immer schwerer werdenden Wochen? Wir haben die Startliste unter die Lupe genommen und die Top-Favoriten aufs Podium herausgepickt:

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Primoz Roglic (Jumbo - Visma): Bis zur Tour de France 2018 galt der Slowene noch nicht als sicherer Kandidat für eine Topplatzierung über drei Wochen. Doch der vierte Gesamtrang dort haben das drastisch geändert: Bei seinem ersten Grand Tour-Auftritt seit Paris ist der ehemalige Skispringer plötzlich Topfavorit. Denn so stark wie Roglic präsentierte sich im Jahr 2019 noch niemand. Der 29-Jährige gewann alle Rundfahrten, an denen er am Start stand: UAE Tour, Tirreno-Adriatico und zuletzt in der vergangenen Woche die Tour de Romandie. Im Zeitfahren ist von den Favoriten wohl nur Dumoulin stärker, am Berg niemand. Einzige Gefahr: Der Giro entscheidet sich erst in der dritten Woche, Roglic könnte etwas zu früh schon in seiner besten Form zur Rundfahrt gekommen sein.

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Tom Dumoulin (Sunweb): Der Giro-Sieger von 2017 und Gesamtzweite von 2018 hat sich nach den Streckenpräsentationen von Giro und Tour im Herbst dafür entschieden, auch 2019 wieder auf das Double der beiden Landesrundfahrten zu setzen, weil ihm der Giro-Kurs besser gefiel. Dumoulin kommen die drei Einzelzeitfahren entgegen, doch auch im Hochgebirge ist kaum jemand stärker als er - vor allem wenn es über drei Wochen geht. Allerdings erklärte er im Vorfeld der Rundfahrt selbst, er sei nicht so gut in Form wie in den beiden Jahren zuvor - ein Bluff? Man wird es sehen. Einen Saisonsieg hat er zwar noch nicht gefeiert, doch das war 2017 und 2018 vor dem Giro auch nicht anders.

Simon Yates (Mitchelton - Scott): Als die Tifosi am Colle delle Finestre im vergangenen Jahr die Auferstehung des Chris Froome erlebten, sahen sie gleichzeitig den Untergang des zuvor zweieinhalb Wochen den Giro dominierenden Briten. Fast 40 Minuten verlor er an diesem Tag, nachdem er zuvor drei Etappen gewonnen und Rosa scheinbar fest auf seinen Schultern klebte. Diesmal will sich der 26-Jährige, der im September dann die Vuelta gewann, seine Kräfte über die drei Wochen besser einteilen, um im Führungstrikot in Verona anzukommen. In der laufenden Saison testete er sich bei seinen drei Rundfahrt-Starts nur vereinzelt, setzte dabei aber mit einem Solosieg auf einer Bergetappe der Ruta Del Sol in Granada sowie vor allem mit einem Zeitfahrsieg bei Paris-Nizza zwei Ausrufezeichen - vor allem letzteres war interessant, da der Kampf gegen die Uhr bislang als seine Schwäche galt.

Miguel Angel Lopez (Astana): Als er im Juni 2016 mit 22 die Tour de Suisse gewann, war klar: Da meldet sich ein besonderes Rundfahrttalent an. Zwar musste Lopez, der bald den Spitzname Superman bekam, bei der Vuelta im selben Jahr seine erste Grand Tour nach nur sechs Tagen aufgeben, doch schon ein Jahr später gewann er in Spanien zwei Etappen und wurde Gesamtachter. 2018 gelang dann der endgültige Durchbruch als bester Jungprofi und Gesamtdritter beim Giro und mit demselben Ergebnis bei der Vuelta sowie weiteren Siegen, vor allem bei Bergankünften. 2019 war bis auf Roglic keiner der Mitfavoriten erfolgreicher als Lopez, der erst seine bergige Heimat-Rundfahrt Colombia 2.1 gewann und dann auch die Katalonien-Rundfahrt für sich entschied. Mit Ion Izagirre, Pello Bilbao, Jan Hirt und Dario Cataldo hat Lopez beim Giro wohl die beeindruckendste Helferriege für die Berge dabei.

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Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida): Der Held der Tifosi will es noch einmal wissen. Nachdem Nibali den Giro im vergangenen Jahr zugunsten der Tour de France ausgelassen hatte, kehrt er nun zu seiner Heimat-Rundfahrt zurück und bringt eine offensichtlich starke Form mit: Bei der Tour of the Alps hat er sich als Gesamtdritter gut präsentiert und auch bei Lüttich-Bastogne-Lüttich war er als Achter auf der Höhe. Das Problem des Hai von Messina dürften sein Alter und etwas fehlende Spritzigkeit sowie Zeitfahrstärke sein. Dafür spricht die Statistik für ihn: 2013 und 2016 gewann er den Giro, 2019 würde ideal in die Reihe passen. Außerdem hat er mit Damiano Caruso und Domenico Pozzovivo zwei sehr starke Bergehlfer an seiner Seite.

Mikel Landa (Movistar): Als er beim Giro d'Italia 2015 aufs Podium fuhr, galt Landa als der neue große Rundfahrer Spaniens. Doch dieses Potential konnte er seitdem nur noch vereinzelt abrufen: In zwei Jahren bei Sky glänzte er zwar als Edelhelfer für Chris Froome bei der Tour - wo er 2017 sogar Vierter wurde - doch beim Giro d'Italia, wo er Kapitän sein durfte, war er vom Pech verfolgt. Genau wie 2018 nach einem Wechsel zu Movistar, als er nach einem starken Frühjahr bei der Tour nicht ganz Bestform erreichte und Siebter wurde, bevor ihn dann Verletzungen die zweite Saisonhälfte kosteten. In diesem Frühjahr gewann er eine Etappe der Settimana Coppi e Bartali und wurde Siebter in Lüttich - die Form sollte stimmen und Landa kann bei Movistar außerdem den taktischen Vorteil einer starken Doppelspitze nutzen.

Richard Carapaz (Movistar): Ein Jahr ist es her, dass der Ecuadorianer beim Giro in die Weltspitze kletterte und sich Gesamtrang vier sicherte - nach einem Etappensieg am Ende der ersten Woche in Montevergine di Mercogliano und mit einer bärenstarken Schlusswoche in den Alpen, in der er Lopez einen harten Kampf ums Weiße Trikot bot. Zwar folgte als dritter Mann bei Movistar hinter Nairo Quintana und Alejandro Valverde kein weiteres Top-Ergebnisse bei der Vuelta, die er als 18. beendete, und auch das Frühjahr 2019 war zwar gut, aber nicht überragend. Doch angesichts seiner starken Schlusswoche beim Giro 2018 kommt ihm der sich zum Ende hin zuspitzende Parcours 2019 sehr entgegen - und: 2018 gewann er eine Woche vor Giro-Start die Asturien-Rundfahrt, genau wie nun auch 2019.

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Ion Izagirre (Astana), Bob Jungels (Deceuninck - Quick-Step), Ilnur Zakarin (Katusha - Alpecin), Bauke Mollema (Trek - Segafredo), Domenico Pozzovivo (Bahrain - Merida)

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Pello Bilbao (Astana), Pavel Sivakov, Tao Geoghegan Hart, Ivan Ramiro Sosa (alle Ineos), Esteban Chaves (Mitchelton - Scott), Ben O'Connor (Dimension Data), Davide Formolo, Rafal Majka (beide Bora - hansgrohe), Sam Oomen (Sunweb), Laurens De Plus (Jumbo - Visma)

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