Erster Sieg 2019 und erstes Rosa Trikot seit 2016

Friedensvertrag sorgt für italienischen Doppeltriumph

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Friedensvertrag sorgt für italienischen Doppeltriumph"
Fausto Masnada und Valerio Conti: Etappensieg und Rosa Trikot für die italienischen Profis | Foto: Cor Vos

16.05.2019  |  (rsn) – Nicht nur die Sonne strahlte auf der 6. Etappe des Giro d’Italia, es waren auch die italienischen Fahrer, die am Donnerstag groß aufzeigten. Fausta Masnada (Androni - Sidermec) gewann als erster heimischer Athlet eine Etappe der 102. Italien-Rundfahrt und mit Valerio Conti (UAE Team Emirates) feiern die Gastgeber erstmals seit 2016 wieder einen der Ihren im Maglia Rosa. Denn als letzter Italiener trug Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) das so begehrte Führungstrikot, damals auf der abschließenden Etappe nach Turin.

Am Donnerstag bekam eine 13-köpfige Spitzengruppe vom von der gestrigen Regenetappe gezeichneten Feld den Freifahrtsschein auf dem 238 Kilometer langen Abschnitt von Cassino nach San Giovanni Rotondo. 29 Kilometer vor dem Ziel brachen dann Masnada und Conti zu ihrer Erfolgsfahrt auf. Zuerst fand das Duo aber trotz der gemeinsamen Sprache zu keiner Zusammenarbeit. Während der in Bergamo geborene Masnada die Führungsarbeit verrichtete, hielt sich der Römer Conti nur in seinem Windschatten auf und verweigerte zunächst die Ablösungen.

Eine direkte Absprache der beiden führte zunächst zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis, Masnada, zuletzt Gewinner zweier Etappen bei der Tour of the Alps, attackierte erneut, doch Conti konnte sich auf den letzten Kilometern der Bergwertung wieder herankämpfen. Zumindest für den Außenstehenden war die Uneinigkeit verwunderlich, ging es für Conti, der als bestplatzierter der Fluchtgruppe am Start einen Rückstand von knapp zwei Minuten aufwies, doch vor allem um das Rosa Trikot.

Also schalteten sich die Teamchefs in die Diskussion mit ein. "Wir haben dann einen Friedensvertrag geschlossen", grinste Androni-Boss Gianni Savio im Ziel: "Conti wollte Rosa, wir den Etappensieg." Und so kam es auch in San Giovanni Rotondo. Gemeinsam arbeitete man bis zu den letzten Metern und anstatt auf den Sprint zu taktieren, sorgte der UAE-Profi für das Tempo und ließ dann seinen Fluchtgefährten den Etappensieg. "Seit vielen Jahren jagen wir diesem Sieg hinterher. Das war heute eine große Sache für uns. Wir wussten, dass die Chance groß gewesen ist", jubelte Savio, der sich in den letzten Jahren vor allem als Entdecker junger Talente aus Kolumbien wie Ivan Ramiro Sosa oder Egan Bernal einen Namen gemacht hat.

2016 und 2017 bekam sein Team keine Wildcard zum wichtigsten Rennen der Italiener. In den letzten beiden Jahren eroberte die lombardische Mannschaft ihren Platz über den Coppa Italia di Ciclismo, einer Meisterschaft abgehalten bei den 18 wichtigsten Rennen der UCI Europe Tour in Italien. "Der Etappensieg ist eine große Sache für uns. Seit vielen Jahren jagen wir dem hinterher. Wir wussten, dass die Chance heute groß war", erklärte Savio. Zuletzt feierte seine Mannschaft 2012 durch Roberto Ferrari auf der 10. Etappe im Massensprint einen Tageserfolg bei der Italien-Rundfahrt.

Conti führt in der Gesamtwertung vor Carboni

Sein Schützling Masnada, der seinen Vornamen nicht wegen der berühmten italienischen Radlegende Fausto Coppi bekam - "Meine Eltern haben eigentlich nie Radsport gekuckt" - vollendete einen starken Auftritt mit dem Tagessieg: "Mir war klar, dass am letzten Anstieg etwas passieren muss. Dort habe ich dann angegriffen und alles rausgeholt". Der Bergamaschi widmete seinem Sieg seinem noch vor dem Girostart verstorbenen Onkel.

Aber nicht nur für Masnada, der schon nach seinem zwei Erfolgen bei der Tour of the Alps von einem Etappenerfolg beim Corsa Rosa träumte, sondern auch für  Conti ging ein großer Wunsch in Erfüllung: "Vor dem Giro habe ich daran gedacht, dass es die Möglichkeit gibt, Rosa zu erobern. Ich wusste, ich kann es auf so einer Etappe vielleicht holen." Die Chance nahm er war, indem er es in die Gruppe des Tages schaffte. "Es war einfach vieles möglich heute. Dieses Glück brauchst du im Radsport auch und ich hatte auch gute Beine bis zum Ende", analysierte der 26-Jährige.

Als erster Italiener seit Vincenzo Nibali übernahm er wieder das Rosa Trikot. 5:24 liegt er nun in der Gesamtwertung vor dem bislang Führenden Primoz Roglic (Jumbo - Visma). "Jetzt ist mein Kopf frei, nach diesem tollen Ergebnis. Ich weiß aber auch, dass es schwer werden wird, das Trikot bis Verona zu verteidigen. Heute gilt es aber diese Momente zu feiern und zu genießen", berichtete Conti, der im April Gesamtzweiter der Türkei-Rundfahrt hinter dem Österreicher Felix Großschartner (Bora - hansgrohe) wurde.

Und auch im Weißen Trikot des besten Nachwuchsfahrers findet man einen Italiener. Der Tagesfünfte Giovanni Carboni (Bardiani – CSF) schob sich in dieser Sonderwertung ganz nach vorne. Der 23-jährige Giro-Debütant aus den Marken ist mit einem Rückstand von 1:41 Minuten auch der erste Verfolger von Conti in der Gesamtwertung: "Ich habe zwar mehr an den Sieg als an dieses Führungstrikot gedacht während der Etappe, trotzdem bin ich nicht enttäuscht. Das Trikot bedeutet eine Menge für unsere Mannschaft", sagte Carboni.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.10.2019Martens wurmt Roglics verpasster Giro-Sieg

(rsn) - Nach 60 Renntagen beendete Paul Martens vor drei Wochen beim belgischen Eintagesrennen Binche - Chimay - Binche ein Radsportjahr, in dem er sich wieder in den Dienst der Mannschaft gestellt ha

01.08.2019Sieg in der Wallonie: Cimolai kämpft sich aus Lebenskrise

(rsn) - Davide Cimolai (Israel Cycling Academy) hat sich aus einer Lebenskrise gekämpft und ist bei der Tour de Wallonie (2.HC) auch sportlich wieder in die Erfolgsspur zurückgekehrt. Der Italiener

10.07.2019Dumoulins Knieverletzung schlimmer als gedacht

(rsn) - Tom Dumoulins Knieverletzung, die ihn beim Giro d`Italia zum Ausstieg und auch zur Absage der Tour de France zwang, ist schlimmer als befürchtet. Wie die niederländische Zeitung De Telegraa

05.06.2019Wird Lopez für Schlag gegen Zuschauer doch noch bestraft?

(rsn) - Im laufenden Giro d´Italia entging Miguel Angel Lopez (Astana) einer Strafe, als er im letzten Anstieg der Italien-Rundfahrt von einem Zuschauer zu Boden gerissen worden war und diesen deshal

04.06.2019Giro d´Italia 2019: Analyse, Tops & Flops

(rsn) - Im gemeinsamen Podcast von radsport-news.com und meinsportpodcast.de werfen Malte Asmus, Eric Gutglück und Marc Winninghoff einen Blick zurück auf den 102. Giro d’Italia, der mit dem über

04.06.2019Martens: “Movistar hatte immer alles unter Kontrolle“

(rsn) - Zum erhofften Gesamtsieg hat es nicht gereicht, aber Jumbo - Visma scheint auch mit dem dritten Platz von Primoz Roglic beim Giro d’Italia zufrieden zu sein. Routinier Paul Martens etwa, der

04.06.2019Bora - hansgrohe kehrt mit vielen Lorbeeren vom Giro zurück

(rsn) - Mit drei Etappensiegen, dem Maglia Ciclamino sowie einem sechsten Gesamtrang kehrte das deutsche Team Bora - hansgrohe vom 102. Giro d’Italia zurück. Zudem erreichten alle acht Fahrer am

03.06.2019Startet der Giro 2020 im Zwift-Stil?

(rsn) - Seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach der Giro d’Italia 2020 mit einem “virtuellen Zeitfahren“, vergleichbar den Zwift-Wettbewerben, beginnen könnte. Möglicherweise handelt es

03.06.2019Gazzetta: Team Ineos will Carapaz´ Gehalt verzehnfachen

(rsn) – Mit Chris Froome und Geraint Thomas hat das Team Ineos die Tour-Sieger der vergangenen vier Jahre in seinen Reihen. Dazu kommen mit den aufstrebenden Egan Bernal und Pavel Sivakov zwei Talen

03.06.2019Cipollini: “Ackermann ist der perfekte Athlet“

(rsn) - Mario Cipollini hält Pascal Ackermann (Bora - hansgrohe) nach dessen Auftritt beim 102. Giro d’Italia für einen potenziellen Mailand-Sanremo-Gewinner. "Ackermann ist der perfekte Athlet un

03.06.2019Roglic empfindet seinen dritten Platz wie einen Sieg

(rsn) - Nach einer grandiosen ersten Giro-Hälfte mit den Siegen in den beiden Zeitfahren und vier Tagen im Rosa Trikot lief bei Primoz Roglic (Jumbo - Visma) seit der 15. Etappe mit dem schlecht orga

03.06.2019Nibali: “Ich habe nichts zu bereuen“

(rsn) - Zwar machte Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) im abschließenden Zeitfahren des 102. Giro d’Italia nochmals deutlich Boden gegenüber Richard Carapaz (Movistar) gut. Die 49 Sekunden, die de

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Tarling will Fokus auf Klassiker legen

(rsn) – Wenn Josh Tarling (Ineos Grenadiers) erfolgreich ist, dann im Zeitfahren. Als der heute 20-Jährige vor zwei Jahren den Sprung von den Junioren direkt zu den Profis machte, überzeugte der B

21.11.2024GPS-Tracking: Tour de Suisse und Tour of Austria wollen UCI zuvorkommen

(rsn) – Die tödlichen Unfälle von Gino Mäder, André Drege und Muriel Furrer in den vergangenen 17 Monaten werden zumindest bei Rundfahrten in der DACH-Region, also in Deutschland, Österreich un

21.11.2024Wiggins-Schulden deutlich höher als zunächst angenommen

(rsn) – Offenbar sind die Schulden von Bradley Wiggins deutlich höher als bisher angenommen. Als im Juni ein Insolvenzverfahren gegen den Tour-de-France-Sieger von 2012 eröffnet wurde, weil seine

21.11.2024Uijtdebroeks denkt über Rallye-Karriere nach

(rsn) – Seine Profikarriere als Radsportler hat kaum begonnen, da macht sich Cian Uijtdebroeks schon Gedanken über die Zeit danach. Der 21-Jährige hat jüngst in einem Interview mit Het Nieuwsblad

21.11.2024Pogacar schließt Start bei Paris-Roubaix nicht aus

(rsn) – Fährt er, oder fährt er nicht? Zuletzt schien es so, als wolle Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für die nächsten Jahre noch einen Bogen um Paris-Roubaix machen. Doch neue Aussagen des 2

21.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Amador beendet Karriere trotz Vertrag, Movistar macht Nägel mit Köpfen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine