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25.05.2019 | (rsn) - Es wirkte wie eine Privatfehde, was Vincenzo Nibali (Bahrain - Merida) und Primoz Roglic (Jumbo - Visma) auf dem Weg hinauf zum Lago Serru zeigten: Während vor ihnen die Konkurrenten davonfuhren und viel Zeit gutmachten, schienen sie sich regelrecht zu belauern, fast als ob es nur um die beiden ginge. Auf der Straße hatten beide auf der 13. Etappe ganz offensichtlich nicht alles herausgeholt, waren nicht mit Volllast unterwegs - das Psycho-Geplänkel allerdings läuft zwischen ihnen bereits auf Hochtouren.
Schon auf dem Rad fuhr Roglic das eine oder andere mal so an den Straßenrand, dass er den schräg hinter ihm rollenden Nibali einklemmte, der das lediglich mit einem kurzen Kopfschütteln quittierte. "Sie haben wegen der Vergangenheit Probleme mit mir", meinte Nibali im Etappenziel und spielte auf den Giro 2016 an, als er damals vom Sturz von Roglic' Teamkollegen Steven Kruijswijk im Rosa Trikot auf der 19. Etappe profitierte und die Rundfahrt gewann.
Nibali frustrierte die Fahrweise seines slowenischen Kontrahenten hinauf zum Lago Serru. "Wenn er so weiterfährt, wird er diesen Giro nicht gewinnen. Ich nicht, aber er auch nicht", so der Italiener am Mannschaftswagen von Bahrain - Merida zwischen den verschneiten Gipfeln an der großen Staumauer fast etwas trotzig. In den Augen des 34-Jährigen übernimmt der slowenische Giro-Top-Favoriten zu wenig Verantwortung in der Jagd auf Angreifer. Jumbo - Visma hatte auf den letzten 90 Kilometern des Tages die Tempoarbeit im Feld Movistar und Astana überlassen, und auch am Schlussanstieg leistete Roglic bis vier Kilometer vor dem Ziel keine Führungsarbeit.
Mein Haus, meine Trophäen
Roglic sei seit Tagen wie sein persönlicher Schatten, säße ständig an seinem Hinterrad, rede aber nie mit ihm. "Ich habe zu ihm gesagt: Wenn Du zu Besuch kommen und ein Foto von meinem Haus machen willst, zeige ich Dir meine Sammlung an Trophäen wann immer Du willst", so Nibali sarkastisch. Roglics Art der Psychospielchen scheint stumm zu sein, so auch am Lago Serru, wo er nicht mit Journalisten reden wollte und nach kurzem Umziehen schnell hinunter an den Fuß des Anstiegs zurück zum Teambus fuhr.
Immerhin: Nibali scheint er bereits auf die Palme gebracht zu haben, das Psycho-Geplänkel wirkt. "Das ist nicht, wie er fahren sollte, wenn er den Giro gewinnen will. Er hat sich an mein Rad gesetzt, um den ganzen Tag herum chauffiert zu werden. Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist, Rennen zu fahren", meinte der erfahrene Italiener, musste dann aber auch zugeben: "Am Ende könnte es sehr effizient sein."
Roglic pokert, die Anderen arbeiten
Zuvor hatte Roglic die 20 Kilometer lange Schlusssteigung, wie man so schön sagt, in seinem Tempo absolviert. Als Mikel Landa (Movistar) 15 Kilometer vor dem Ziel attackierte, blieb Roglic am Ende der Gruppe ruhig und ließ sogar Nibali und Richard Carapaz (Movistar) sowie Miguel Angel Lopez (Astana) ein Loch reißen, das er gemeinsam mit Rafal Majka (Bora - hansgrohe) erst einen Kilometer später schloss, als es etwas flacher wurde.
Roglic ließ dann Nibalis Edelhelfer Domenico Pozzovivo die Nachführarbeit hinter Landa machen, der den Abstand zum Spanier auf den folgenden zehn Kilometern nicht über 30 Sekunden groß werden ließ. Vier Kilometer vor dem Ziel attackierte Nibali, aber Roglic ließ Majka und Carapaz das Loch schließen, und als 500 Meter später Majka und Carapaz sowie Pavel Sivakov (Ineos) beschleunigten, wollte der Slowene dem 'Hai von Messina' die Verantwortung aufdrücken - schließlich waren die Kontrahenten in der Gesamtwertung um 1:44 Minuten näher am Italiener dran, als an Roglic.
Nibali: "Basta! Das war's!"
"Er hat zu Carapaz und Majka die Lücke aufgehen lassen und wollte, dass ich sie schließe. Ich habe gesagt: 'Basta! Das war's!' Und dass er fahren muss, wenn er den Giro gewinnen will", so Nibali, der drei Kilometer vor dem Ziel schließlich einen Angriff von Roglic relativ problemlos parieren konnte. "Physisch und psychisch kann ich sagen, dass unsere Stärken mehr oder weniger gleich verteilt sind. Es gab heute keinen großen Unterschied", meinte er.
Inwiefern die Etappe an Roglic' Psyche nagte, oder ob er tatsächlich völlig cool gepokert und sich auf seinen großen Vorsprung im Gesamtklassement verlassen hatte, ließ sich am Lago Serru kaum herausfinden, weil der Slowene nicht sprechen wollte. Doch die TV-Bilder zeigten ihn kurzzeitig im Umkleidezelt - mit recht entspanntem Gesichtsausdruck mit seinen Betreuern.
Konkurrenz gewinnt Zeit, aber lässt viel Kraft
Etappensieger Ilnur Zakarin (Katusha - Alpecin / 2:57 Minuten), Landa (1:37), Carapaz (1:19), Bauke Mollema (Trek - Segafredo / 1:12) und Majka (0:50) haben in Ceresole Reale Zeit auf Roglic und Nibali herausgeholt, mussten dafür aber teilweise sehr viel Kraft investieren. Gut möglich, dass sie dafür auf der brutalen 14. Etappe von Saint Vincent nach Courmayeur, die zwar nur 131 Kilometer lang ist, dafür aber fünf Anstiege beinhaltet, bezahlen werden und Roglic' Energiesparplan somit voll aufgeht.
"Im Gesamtklassement gab es einige Veränderungen, aber die Fahrer die heute vorne waren, haben viel Energie verbraucht, weil es eine sehr schwere Etappe war vom Start bis zum Ziel. Morgen ist ein weiterer harter Tag", erklärte Nibali am Lago Serru bereits, und Roglic' Sportlicher Leiter Addy Engels meinte: "Es geht nicht darum, nicht fahren zu wollen, sondern darum, seine Energie auf die bestmögliche Art zu verbrauchen."
Roglic spielt mit seinem Vorsprung
Mit großem Vorsprung auf all seine Kontrahenten im Kampf um den Giro-Sieg kam Roglic in die Alpen, aber nicht mehr mit all seinen wichtigen Berghelfern, da Robert Gesink den Giro-Start bereits absagen musste und auch Laurens De Plus in der ersten Woche ausschied. Er muss also sowohl mit seinen als auch den Kräften des Teams haushalten, und das hat Roglic auf der 13. Etappe getan.
"Die Anderen müssen Primoz attackieren, und sie haben es getan. Aber ich denke, wenn man den Vorsprung von Primoz im GK sieht, hat er einen guten Job gemacht. Wenn ich das Klassement von heute Morgen und jetzt vergleiche, war es ein guter Tag für uns", meinte Engels.
Wer sind eigentlich die Gegner?
Offensichtlich fürchten die Männer in Gelb weder Zakarin noch Mollema so wirklich, die man in Ceresole Reale auf unter eine Minute an sich herankommen ließ. Den ansonsten nächsten Verfolger, Nibali, beschattete der Slowene, ließ ihn nicht gewähren. Etwas weh getan dürfte Roglic haben, dass Landa ihm auf den letzten fünf Kilometern noch eine Minute abnahm, nachdem Nibali-Helfer Pozzovivo ausgeschert war, und Carapaz auf den letzten vier Kilometern sogar 1:20 Minuten. Da die beiden Movistar-Kapitäne aber weiterhin zwischen zwei und drei Minuten hinter ihm zurückliegen, scheint auch das nicht zu beunruhigen, wenn Roglic wirklich so kontrolliert gefahren ist, wie es den Eindruck machte.
Engels jedenfalls freute sich im Ziel über die Zeitgewinne gegen den vom Defektpech heimgesuchten Miguel Angel Lopez (Astana) sowie den Vuelta-Sieger Simon Yates (Mitchelton - Scott), die im Vorfeld des Giros neben dem bereits ausgeschiedenen Tom Dumoulin (Sunweb) und Nibali als Roglic' größte Gegner ausgemacht worden waren.
"Ich will nicht sagen, dass wir sie heute losgeworden sind, aber wir haben etwas mehr Zeit herausgeholt", so Engels. Dass man das Duo bei 5:23 Minuten beziehungsweise 5:49 Minuten Rückstand auf Roglic aber als "immer noch sehr gefährlich" bezeichnet, zeigt: Bei Jumbo - Visma glaubt man noch an sehr viel Veränderungspotential des Giro-Klassements in der Schlusswoche. Und genau deshalb dürfte der Slowene hinauf nach Ceresole Reale wohl einfach Kraft gespart haben.
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