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01.07.2019 | (rsn) – Während im Eliterennen der Männer bei den Österreichischen Meisterschaften schon früh die Post abging, ließen sich die Frauen bei ihren 140 Kilometern etwas mehr Zeit, bis es so richtig losging. 1.250 Höhenmeter warteten auf die 30 gestarteten Frauen, die lange Zeit gemeinsam fuhren. Erst am letzten Berg des Rennens, welcher wie bei den Männern der Lichtenberg war, begannen die Attacken.
Lokalmatadorin Barbara Mayer (SK Voest), im letzten Jahr Silbermedaillengewinnerin, griff als erste aus dem kleinen Feld an. Vor zwei Jahren hat sich die 37-Jährige selbstständig gemacht, gibt Mountainbikekurse für Kinder und Erwachsene und vertrat Österreich 2018 bei den Zeitfahrweltmeisterschaften in Innsbruck. Ihre Attacke wurde aber gleich von der nächsten Mountainbikerin gekontert. Denn Angelika Tazreiter (ARBÖ Graz) verfügt weniger über Zeitfahr- und Sprintqualitäten, sie suchte ihre Chance am letzten Anstieg, knapp 25 Kilometer vor dem Ziel.
Gemeinsam mit der aktuellen Zeitfahrmeisterin Anna Kiesenhofer (VC Echallens), die vor einem Monat die Konkurrenz am Ossiacher See bei den Nationalen Meisterschaften wahrlich zerlegte, konnte sie sich langsam absetzen. Bis zur Spitze des Lichtenberg schüttelte sie dann auch Kiesenhofer ab und ging alleine in die Abfahrt und die folgenden 20 flachen Kilometer in Richtung Mondsee.
„Ich wusste, dass ich jetzt treten muss was nur geht“, erinnerte sich die in Kärnten lebende Niederösterreicherin. Und am Ende wurde es dann ganz knapp. Zwar hielt sie den Abstand auf eine fünfköpfige Verfolgergruppe rund um Titelverteidigerin Sarah Rijkes (WNT Rotor Pro Cycling), Mayer, Teamkollegin Sylvia Gehnböck (ARBÖ Graz) sowie die Tiroler Schwestern Christina und Kathrin Schweinberger (Health Mate – Cyclelive) konstant, doch lag dazwischen noch die starke Zeitfahrerin Kiesenhofer. Die in der Schweiz lebende 28-Jährige, welche vor zwei Jahren überraschend ihre Profikarriere bei Lotto Soudal beendete, machte sich ganz klein am Rad und holte Meter für Meter auf.
Zeitfahren im Hinblick auf Olympia, Straßenrennen nur mehr aus Spaß
Kurz vor dem Ziel überholte sie Tazreiter, erhöhte nochmals das Tempo und gewann schließlich mit einem Vorsprung von zehn Sekunden. Nach ihrem ersten Zeitfahrtitel holte sich Kiesenhofer nun auch den Straßentitel. „Erwarten darf man beim Straßenrennen nichts, denn es ist so unvorhersehbar. Natürlich habe ich aber gehofft, dass es heuer klappt“, erklärte Kiesenhofer im Gespräch mit radsport-news.com. Sie gab aber zu, dass sie weiterhin ihren Fokus am Zeitfahren lassen wird, dort auch hofft, bei internationalen Rennen und Großveranstaltungen starten zu können: „Straßenrennen werde ich auf internationalem Niveau nicht mehr fahren, hier im kleinen Format war es aber lustig und machte Spaß“.
Auch die heißen Temperaturen machten der 28-Jährigen wenig aus: „Vier Jahre in Barcelona härten bei solchen Temperaturen ab und ich verkrafte sie besser als so manche andere.“ Auch gut mit der Hitze kam Tazreiter zurecht, die sich auch über Silber freute. Ich bin zufrieden mit dem zweiten Platz, hätte nie damit gerechnet, dass ich einen Vorsprung auf eine gesamte Gruppe halten kann“, berichtete die 31-Jährige, die dachte, dass der Kurs am Mondsee eigentlich zu leicht für sie ist: „Ich mag eigentlich die Berge und den Tempowechsel“.
Rosen streute sie auch der Drittplatzierten. Denn im Sprint der Verfolgergruppe zeigte Kathrin Schweinberger ihre Spurtqualitäten und hatte keine Mühe, die Bronzemedaille zu erobern. „Sie ist eine tolle Sprinterin. Mir ist das schon während dem Rennen aufgefallen, dass sie extrem schnell fahren kann. Wenn sie Attacken nachgeht, dann sieht das spielerisch leicht aus“, führte Tazreiter auch.
Für die junge Tirolerin, der Zwillingsschwester Christina Siebte wurde, war es die erste Medaille bei Nationalen Meisterschaften in der Elitekategorie. Bei den European Games wurde sie zuletzt Elfte. „Es ist ein komplett anderes Rennen als wir international gewöhnt sind. Es gibt viel weniger Starterinnen und so hat es sich entwickelt, dass sich die Meisterschaft am Lichtenberg entscheiden wurde. Das ist nicht mein Terrain, aber ich bin relativ gut drüber gekommen“, erklärte die für das belgische Health Mate – Cyclelive Team fahrende Tirolerin und fügte an: „Ich bin sehr zufrieden wie es gelaufen ist in den letzten Wochen und jetzt freue ich mich schon auf die BeNe-Ladies Tour Mitte Juli“.
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