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28.09.2019 | (rsn) - In der Mixed Staffel am Eröffnungs-Sonntag retteten die Frauen dem Bund Deutscher Radfahrer mit einem famosen Auftritt die erste Medaille, in den Einzelzeitfahren von Yorkshire sorgte Lisa Klein mit Rang fünf für das beste deutsche Elite-Ergebnis, und auch in den Elite-Straßenrennen scheinen die Chancen auf Edelmetall für Deutschland bei den Frauen am Samstag besser zu stehen, als bei den Männern am Sonntag. Doch zu den ganz großen Favoritinnen gehören weder Lisa Brennauer noch Lisa Klein oder ihre Teamkolleginnen.
"Für mich ist Marianne Vos mit ihrer Schnelligkeit bei dieser Zielankunft die Top-Favritin", sagte die Fünfte im WM-Einzelzeitfahren im Vorfeld. Und mit dieser Einschätzung steht die 23-Jährige alles andere als allein da. Wen man auch fragt rund um die Regenbogen-Titelkämpfe, der Name Vos ist es, den man als erstes zu hören bekommt, wenn es um die Siegkandidatinnen für das 150 Kilometer lange WM-Straßenrennen geht, das in Bradford westlich von Leeds gestartet wird und nach einer Schleife in nordöstlicher Richtung mit drei Runden auf dem 13,8 Kilometer-Rundkurs von Harrogate zu Ende geht.
Das liegt einerseits daran, dass das Finale in der Parliament Street mit einer steilen Rampe eingangs der rund 500 Meter langen Zielgeraden beginnt, auf die dann ein langer Sprint folgt. Sie dürfte Vos auf den Leib geschneidert sein. Andererseits aber auch daran, dass die dreifache Straßen-Weltmeisterin - wie jedes Jahr - das mit Abstand stärkste Team an ihrer Seite hat.
Niederlande mit acht Assen im Ärmel
Von den acht Niederländerinnen ist jeder einzelnen im passenden Renn-Szenario der Titel zuzutrauen. Es ist daher davon auszugehen, dass "Oranje" das Rennen früh schwer machen wird, um das Peloton in den Hügeln Yorkshires zeitig auszudünnen und eventuell an der Windkante zu zerlegen. Je schwerer das Rennen, desto größer die Chance, dass in Harrogate zum dritten Mal in Folge nach Chantal Blaak in Bergen und Anna van der Breggen in Innsbruck eine Niederländerin das Regenbogentrikot überstreifen darf.
Von vorne zu fahren ist in Yorkshire, das haben die bisherigen drei Straßenrennen gezeigt, wegen der kurvigen und engen Straßen vom Start weg ein Schlüssel zum Erfolg. Die Niederländerinnen haben das bei den Europameisterschaften von Alkmaar im August bereits getan und wurden mit Gold für Amy Pieters belohnt.
Die Europameisterin leidet jedoch noch unter leichten Rückenproblemen durch einen Sturz bei der Boels Ladies Tour Anfang September und dürfte sich in eine Helferrolle begeben. Der Rest des Teams wird in die Offensive gehen - erst durch hohes Tempo, dann durch Attacken an den Anstiegen, vor allem mit den kletterstarken Lucinda Brand, Annemiek van Vleuten und Anna van der Breggen. Sollte sich so aber kein Kleingruppen-Szenario kreieren lassen, aus dem die Niederländerinnen siegessicher sind, bleibt der Joker Vos für die Schlussrunde übrig, um dann mit voller Wucht zuzuschlagen.
Italien und USA bieten Niederlande die breiteste Stirn
"Wir stellen uns auf mit das härteste Rennen der Saison ein", meinte Klein angesichts des erwarteten Höllentempos der Niederländerinnen, die vor allem von den Italienerinnen um Marta Bastianelli, Elisa Longo Borghini und Soraya Paladin, oder von den US-Amerikanerinnen mit Zeitfahr-Weltmeisterin Chloe Dygert Owen und Coryn Rivera Gegenwehr erwarten dürften - und natürlich von den Gastgeberinnen aus Großbritannien, die von Yorkshire-Lokalmatadorin Lizzie Deignan angeführt werden.
Doch auch Deutschland kann sich Hoffnungen auf eine Medaille machen. Mit Brennauer und Klein hat Bundestrainer André Korff für die Parliament Street zwei endschnelle Frauen dabei. Doch sollte es bei erneut wechselhaften Bedingungen und starkem Wind in den Hügeln von Yorkshire zu einem ähnlich harten Rennen kommen, wie in der U23 oder bei den Junioren, so könnten auch Liane Lippert und die in Innsbruck bereits beste Deutsche Clara Koppenburg eine Rolle spielen, während Kathrin Hammes und die erst 19-jährige Franziska Koch vor allem mit Helferaufgaben betraut sein dürften.
Letztere wird interessant zu beobachten sein: Koch gibt ihr WM-Debüt bei der Elite und reist mit der Empfehlung ihres ersten WorldTour-Sieges bei der Boels Ladies Tour an. "Wir sind ein Team mit einem coolen Mix aus Erfahrung und Frische von unten. Ich denke, wir können weit kommen", meinte Brennauer im Vorfeld.
Die Favoritinnen:
***** Marianne Vos
**** Marta Bastianelli, Elizabeth Deignan
*** Anna van der Breggen, Chloe Dygert Owen, Annemiek van Vleuten
** Lucinda Brand, Soraya Paladin, Katarzyna Niewiadoma, Amanda Spratt
* Lisa Klein, Coryn Rivera, Elisa Longo Borghini, Alena Amialiusik, Arlenis Sierra
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