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20.01.2020 | (rsn) - Die Tour Down Under 2020 zieht aus zwei Gründen besondere Aufmerksamkeit auf sich. Zunächst haben die Streckenplaner einen Parcours zusammengestellt, der nach Auffassung vieler zum schwersten gehört, was den Profis bisher präsentiert wurde. Die am 21. Januar beginnende 22. Auflage der Rundfahrt durch den Bundesstaat South Australia wartet mit zwei Bergankünften auf und hält in Stirling ein weiteres ansteigendes Finale parat.
Vor allem aber sorgen die Buschfeuer, die seit Monaten auch South Australia heimsuchen, für große Sorge. Zwar hat sich die Situation in der Region um die Hauptstadt Adelaide - wo die sechs Etappen ausgetragen werden - entspannt, dennoch werfen die Organisatoren besorgte Blicke auf die kommenden Tage. Lobethal etwa, wo im vergangenen Jahr die 3. Etappe gestartet worden war, wurde vor Wochen von der Feuerwand heimgesucht: Insgesamt 85 Häuser der Siedlung sollen den Flammen zum Opfer gefallen sein.
Eine große Rolle wird auch wieder die zu erwartende Hitze im australischen Hochsommer spielen. Temperaturen von 40 Grad und mehr sind hier keine Seltenheit und stellen eine große Belastung dar, zumal die Tendenz in den vergangenen Jahren steigend war.
In sportlicher Hinsicht bildet die Tour Down Under wieder den WorldTour-Auftakt, der bedeutendsten Rennserie des Radsportkalenders. Am Start stehen alle 19 WorldTour-Mannschaften, wobei die bisherigen Zweitdivisionäre Cofidis - erstmals seit 2010 wieder in der ersten Division des Radsports - und Israel Start-Up Nation neu im Peloton sind. Dazu kommt - auch das hat schon Tradition - eine australische Nationalauswahl.
Die Strecke: Auch die 22. Auflage der Tour Down Under beginnt zwei Tage nach der Schwalbe Classic, dem in Adelaide anstehenden Kriterium, das nicht zur Gesamtwertung zählt und bei dem sich die Sprinter erstmals testen können. Die 1. Etappe mit Start und Ziel in Tanunda führt auf einem fünfmal zu befahrenden 30-Kilometer-Rundkurs durch die Weinregion des Barossa Valley, wo auch zwei kürzere Anstiege bewältigt werden müssen. Da die letzten rund 15 Kilometer aber abfallend und schließlich flach zum Ziel führen, dürften zum Auftakt die schnellen Männer den Sieg unter sich ausmachen.
Am zweiten Tag durchquert das Feld auf dem Weg von Woodside nach Stirling Gebiete, die von den Buschfeuern verheert wurden. Der kurze Schlussanstieg, der insgesamt viermal im Programm steht, führt über insgesamt 7,3 Kilometer und wird von einer kurzen Abfahrt unterbrochen. Mit seinen 2,3 Prozent ist er allerdings nicht schwer genug, um hier die Sprinter abzuhängen. Vor zwei Jahren etwa holte sich hier Caleb Ewan den Sieg, 2016 triumphierte mit Jay McCarthy ein sprintstarker Allrounder.
Schon am dritten Tag könnte in Paracombe eine Vorentscheidung in der Gesamtwertung fallen. Der Schlussanstieg am Ende der über 131 Kilometer führenden Etappe ist zwar nur etwas mehr als einen Kilometer lang, hat es aber mit 9,3 Prozent Steigung in sich. 2017 legte hier Richie Porte mit seinem Solosieg den Grundstein zum späteren Gesamterfolg. Die Etappen 4 und 5 dürften dann wieder den Sprintern vorbehalten sein, ehe die endgültige Entscheidung am Schlusstag fallen wird, der am Old Willunga Hill endet. Der 3,7 Kilometer lange Anstieg wird erneut zweimal überquert, zunächst rund 20 Kilometer vor dem Ziel und dann als Schlusssteigung, an der die Favoriten in Aktion treten werden.
Die Favoriten: Daryl Impey (Mitchelton - Scott) könnte als erstem Profi das Kunststück von drei Gesamtsiegen in Folge gelingen. Angesichts der schweren Strecke mit den beiden Bergankünften äußerte sich der Südafrikanische Meister zu seinen Aussichten allerdings zurückhaltend. Und auch sein Team setzt nicht ausschließlich auf Impey, sondern hat mit Simon Yates und Luca Hamilton gleich zwei Kletterspezialisten nominiert, die in Paracombe und zum großen Finale am Willunga Hill Mitchelton - Scott ganz vorne mitmischen könnten und damit für den Gesamtsieg in Frage kommen.
Das gilt auch für Richie Porte (Trek - Segafredo) . Der Tasmanier will nach sechs Siegen in Folge am Willunga Hill nun auch zum zweiten Mal nach 2017 die Gesamtwertung des WorldTour-Auftakts für sich entscheiden. Als ausgewiesener Bergspezialist wird sich Down-Under-Debütant Romain Bardet (AG2R) ebenfalls auf die Ankünfte in Paracombe und am Willunga Hill fokussieren. Auch wenn es der Franzose in Australien ruhig angehen lassen will, zählt er zumindest auf dem Papier zum erweiterten Favoritenkreis. Angesichts der beiden Bergankünfte dürfte dagegen ein zweiter Gesamtsieg für Rohan Dennis eher unwahrscheinlich sein. Der Zeitfahrweltmeister wird bei seinem Debüt für Team Ineos allerdings hochmotiviert sein und hat zudem mit seinem zweiten Gesamtrang bei der letztjährigen Tour de Suisse beeindruckende Kletterqualitäten unter Beweis gestellt.
Stark einzuschätzen sind auch sein Teamkollege Pavel Sivakov, Cofidis-Neuzugang Nathan Haas, Ben Hermans (Israel Start-Up Nation), Diego Ulissi (UAE Team Emirates), Bora-hansgrohe-Kapitän Jay McCarthy, Luis Leon Sanchez (Astana) oder George Bennett (Jumbo - Visma).
Erste Kandidaten auf Sprintsiege sind Europameister Elia Viviani, der wie Haas erstmals das Cofidis-Trikot tragen wird, die große australische Hoffnung Caleb Ewan (Lotto Soudal), Sam Bennett, der bei Deceuninck - Quick-Step die Nachfolge von Viviani antreten soll, sowie Titelverteidiger Impey. Gegen das Quartett wird es André Greipel bei seinem Debüt für die Israel Start-Up-Nation schwer haben. Der 37-jährige Hürther, der mit 18 Etappen- und zwei Gesamtsiegen den Rekord bei der Tour Down Under hält, will es nach einer schwachen Saison bei Arkéa - Samsic nochmals wissen und hat ebenso wie Giacomo Nizzolo (NTT), Kristoffer Halvorsen (EF) oder Jasper Philipsen (UAE Team Emirates) Außenseiterchancen auf einen Tageserfolg.
Die deutschsprachigen Fahrer: Greipel führt die Liste der zehn Namen umfassenden deutschen Profis bei der Tour Down Under an. Die meisten wie sein Anfahrer Rick Zabel oder die Neoprofis Jonas Rutsch (EF) und Juri Hollmann (Movistar) sowie Florian Stork (Sunweb), Marco Mathis (Cofidis) und Roger Kluge (Lotto Soudal) werden als Helfer zum Einsatz kommen. Dagegen dürfte Routinier Simon Geschke beim ohne einen erklärten Kapitän antretenden CCC-Team freie Fahrt erhalten. Max Kanter wird bei Sunweb gemeinsam mit dem U23-Europameister Alberto Dainese eine junge Doppelspitze in den Sprints bilden. Auf Michael Schwarzmann ruhen die Hoffnungen von Bora - hansgrohe in den schnellen Ankünften.
Ähnliches gilt für den Österreicher Marco Haller, der sein erstes Rennen für Bahrain - McLaren bestreitet, wogegen Landsmann Hermann Pernsteiner auf berganführendem Gelände zum Zuge kommen könnte. Die beiden Schweizer Kilian Frankiny und Fabian Lienhard werden bei Groupama -FDJ Helferaufgaben übernehmen.
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