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15.05.2020 | (rsn) - Es war einer seiner größten Siege! 1997 gewann Marcel Wüst die 7. Etappe des Giro d’Italia von Lanciano nach Mondragone (206 km). Sein zweiter GrandTour-Erfolg nach dem Etappensieg bei der Vuelta im Jahr zuvor. Doch in große Begeisterung brach der Kölner nicht aus, als er von radsport-news.com nach seinen Erinnerungen gefragt wird. Das liegt wohl daran, dass er hinterher in einem Hotel übernachten musste, das auch als Bordell genutzt wurde!
Aber der Reihe nach! "Ich weiß noch, dass es keine Flachetappe war“, erinnert sich Wüst. "Es war ein Berg drin, mit einem wohl neun Kilometer langen Anstieg. Dort habe ich mich extra abhängen lassen. Ich war gut in Form und hätte noch weiter mithalten können. Als ich aber sah, dass Mario Cippolini zurückfiel und er noch vier Kollegen dabei hatte sowie weitere Sprinter mit ihren Helfern reißen ließen, habe ich mir gesagt, ich bleibe einfach hier. Es macht keinen Sinn, sich im Roten Bereich am Berg breit zu fahren, um dann im Ziel platt zu sein.“
Sein Plan ging auf und nach einer Verfolgungsjagd über 25 Kilometer war das Hauptfeld wieder geschlossen. "Um es kurz zu machen: Ich gewann den Massensprint in Mondragone“, schreibt der ehemalige Festina-Profi in seinem Buch "Sprinterjahre“. Das erfolgreiche Ende Etappe wurde natürlich begossen.
Wüst zu radsport-news.com: "Wir haben natürlich im Bus gefeiert, da gab es eine Flasche Champagner. Damals war das noch so. Da stand beim Abendessen auch eine Flasche Rotwein auf dem Tisch. Ob die dann leer war oder nicht, das war egal. Ich komme ja auch noch aus einer Zeit, in der neben dem Radsport gelebt wurde. In dem Sinne von Genuss. Gut und lecker essen, sich auch mal etwas gönnen. Der Radsport, wie er heute ist, wäre nicht so ganz meine Welt. Wir sind keine Roboter, wo man schaut, das muss jetzt rein an Nahrung und das ist das Beste für den Körper. Es ist immer noch der Kopf, der den Körper steuert. Und 30 Prozent Lebensqualität aufzugeben, von mir aus auch nur zehn Prozent für drei Prozent Leistung. Das geht auf Dauer nicht gut.“
Wenn man seine Einstellung kennt, ahnt man, wie sehr ihn dann die Unterkunft traf, die ihn nach der Siegesfeier im Bus erwartete. Wir zitieren aus seinem Buch: "Wir waren alle in wirklich ausgezeichneter Laune, aber die war schlagartig wieder weg, als wir unser Hotel in der Nähe von Napoli bezogen. In einer nicht asphaltierten Sackgasse stand ein alter Schuppen - das sollte das Hotel sein, indem wir übernachten wollten? Als wir die Zimmertür öffneten, bot sich uns ein trauriger Anblick. Ein Schrank, ein Stuhl, ein Tisch und zwei Betten, zusammen waren sie sicher weit über hundert Jahre alt und die Matratzen auf den Betten noch älter. Das Bad war einen Quadratmeter groß. Um zu duschen, musste man breitbeinig über der Kloschüssel stehen. Nachdem mein Zimmerkollege Fabian Jäger damit fertig war, stand das Zimmer allerdings komplett unter Wasser. Also ging ich in den Bus duschen.“
Der Verlauf des Abends gestaltete sich nicht besser. Wüst: "Ich stand am Fenster und fragte mich, warum denn auf dieser holprigen Straße so viele Autos auf und ab fuhren. Als ich zum Abendessen hinunter ging, klärte sich das Rätsel auf. Direkt vor der Tür war der Straßenstrich und einige der Damen frequentierten auch unser Hotel, wenn der Kunde das so wünschte. Wir wohnten im Puff!“
"Wenn ich zu wählen hätte, würde ich wieder die frühere Zeit wählen"
Zu schrottigen Unterkunft gesellte sich auch der Hunger. Wüst in seinem Buch: "Nachdem wir fast eine Stunde auf unser Essen gewartet hatten, platzte mir der Kragen und in einem für mich eher untypischen Gezeter verließ ich das Restaurant nach dem Salat. Das konnte wohl nicht wahr sein. Eine Stunde Wartezeit für einen Teller Pasta. Da ich riesigen Hunger hatte, war mein Problem mit dem Salat nicht gelöst, sondern es hatte sich eher verschlimmert. Woher soll ich den Treibstoff für die morgige Etappe bekommen?“ Er aß ein paar Riegel und holte sich eine Tablette beim Teamarzt, um überhaupt schlafen zu können. Sein Fazit: "Wenn das nicht eine tolle Belohnung für den Etappensieg war: kein Abendessen, ein Schrottbett im Puff und die chemische Keule, um überhaupt zu schlafen … Grazie Mille!“
Trotzdem würde Wüst lieber früher als heute Rennen fahren. "Klar, in Zeiten der Corona ist alles anders“, erklärte er gegenüber radsport-news.com, um dann weiter auszuholen: "Wie wenig Rennen heute gefahren werden und wieviel dafür vorbereitet wird. Ich habe meine ganze Karriere lang alles aus dem Gefühl heraus gemacht. Ich hatte die letzten zehn Jahre immer mehr als 100 Renntage. Ich habe mich leichter gequält, wenn ich Rennen gefahren bin und am Ende die Chance hatte, zu gewinnen.“
Virtuelle Rennen zu fahren oder auf der Rolle zu trainieren, möchte er sich lieber nicht vorstellen. Wüst: "Zehn Intervalle a sieben Minuten mit 450 Watt, dazwischen zwei Minuten Pause. Das ist alles so wissenschaftlich strukturiert. Das ist nichts für mich. Mich passioniert der Kampf Mann gegen Mann. Wenn ich zu wählen hätte, würde ich wieder die frühere Zeit wählen, wo es nach fünf Stunden Training zwei, drei Kölsch zum Mittagessen gab, bevor Siesta gemacht wurde. Heute flattert bei allen das XS-Trikot am Ärmel.“
Wenn die rheinische Frohnatur, die heute auf Mallorca die Casa Ciclista ("Haus des Rennradsportlers“) mit fünf Doppelzimmern und fünf Bädern in der Cala Murada betreibt, an die aktuelle Corona-Pandemie denkt, ist die gute Laune gedämpft. Wüst: "Meine Frühjahrssaison ist am 13. März gestrandet, vor September geht es nicht weiter.“
Deshalb ist er nach Köln zurückgekehrt, wo er ein personalisiertes Training anbietet. Wüst: "Ich stehe auf dem Standpunkt, dass sich viele Hobbyfahrer nicht durch hartes Training und Rollenfahren verbessern. Sondern durch die bessere Fahrtechnik. Beispielsweise, wie man schnell in die Kurve geht. Wie bremse ich später als andere? Ich mache Fahrtechnik-Workshops als Personaltrainer in dem Rahmen, wie es jetzt erlaubt ist. Sprich mit ein oder zwei Personen und dem nötigen Abstand.“
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