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17.05.2020 | (rsn) – Bei Simon Geschke fällt einem zuerst der grandios herausgefahrene Etappensieg bei der Tour de France 2015 ein. Aber wer weiß noch, dass der Freiburger einige Wochen zuvor schon für Schlagzeilen gesorgt hatte? Beim Giro d’Italia nämlich war Geschke zwei Tage im Bergtrikot unterwegs.
Dabei war die Italien-Rundfahrt für den heute 34-Jährigen zunächst gar nicht vorgesehen. Doch nachdem er sich im März bei der Fernfahrt Tirreno-Adriatico einen Schlüsselbeinbruch zugezogen hatte und mehrere Wochen pausieren musste, schickte die Teamleitung von Giant - Alpecin den zuverlässigen Deutschen kurzerhand zum Giro.
“Nach meinem Ausfall war es wichtig, wieder eine Perspektive zu haben und im Mai sind sonst nicht viele Rennen. Es ging primär darum, wieder Rennkilometer zu sammeln, und natürlich auch Ergebnisse - wenn es die Form zulässt“, erklärte Geschke gegenüber radsport-news.com das Verhalten seiner damaligen Teamleitung.
Trotz der Verletzungspause nahm er die erste GrandTour des Jahres in passabler Verfassung in Angriff. “Bis zu meiner Verletzung hatte ich sehr gute Form und die war zum Glück nicht ganz weg“, erinnerte er sich. Dennoch hatte der gebürtige Berliner in der ersten Woche “ziemlich zu kämpfen“, wie er sagte. Doch auf der 9. Etappe, die mit ausgesprochen profiliertem Gelände und einem Bergpreis der 1. Kategorie und zwei Anstiegen der 2. Kategorie aufwartete, sollten die Beine endlich mitspielen.
“Die Etappe bot Chancen für Ausreißer und die Gruppe war entsprechend besetzt“, so Geschke, der sich an diesem Tag, als es von Benevento über 224 Kilometer nach San Giorgio del Sannio ging, in Begleitung von so namhaften Fahrern wie Ryder Hesjedal, Steven Kruijswijk, Jesus Herrada, Carlos Betancur und dem späteren Etappensieger Paolo Tiralongo befand.
Geschke dagegen hatte vor allem das Bergtrikot im Visier. Zwar hatte er bis dahin noch keinen einzigen Zähler gesammelt, doch bei maximal 50 zu vergebenen Punkten war es durchaus möglich, den Spanier Benat Intxausti, der nicht in der Gruppe dabei war, an der Spitze der Bergwertung abzulösen. “In der ersten Woche hatte noch niemand sehr viele Punkte in dieser Wertung, ich war also noch in Reichweite und es waren die ersten höheren Berge der Rundfahrt. Deshalb hatte ich schon vor der Etappe mit dem Trikot geliebäugelt“, sagte Geschke.
Tatsächlich verlief die Etappe dann ganz nach Wunsch: Geschke gewann alle drei Bergpreise, holte sich die Maximalpunktzahl und erreichte schließlich sogar noch als Tagesdritter mit 23 Sekunden Rückstand auf Tiralongo das Ziel. “Ich war durch die Sprints um die Punkte im Finale total kaputt und war am Berg bei weitem nicht der stärkste. Wir fuhren aber relativ verhalten berghoch und im Sprint gegen die reinen Bergfahrer wie Kruiswijk und Hesjedal war ich dann trotzdem noch der schnellste. Der dritte Platz war für mich nach meiner Verletzung ein super Ergebnis“, sagte Geschke und fügte an. "Das war im Nachhinein sehr wichtig für meine Moral.“
Zwei Tage später holte sich schließlich Intxausti mit einem erfolgreichen Ausreißversuch das Blaue Trikot wieder zurück, letztlich jedoch gewann es bei der 98. Austragung des Giro der Italiener Giovanni Visconti. Für Geschke blieb Platz acht. “Ich habe es die Tage danach schon noch weiter probiert, aber die dritte Woche war dann so schwer, dass ich keine Chance hatte. Da ging mir dann einfach die Luft aus, weil mir im Vorfeld die Rennkilometer fehlten“, erklärte Geschke, weshalb kein noch besseres Abschneiden möglich war.
Zwar ragen die beiden Tage im Bergtrikot beim Giro d`Italia nicht aus seinen Palmares heraus, doch die Art und Weise, wie er auf einer solch schweren Etappe an die Spitze der Sonderwertung stürmte, macht Geschke durchaus stolz. “Es ist schon etwas anderes, Punkte an einem 1. Kategorie-Berg zu holen als an einem der 4. Kategorie“, betonte er. Für ihn war es auch ein gelungenes Comeback und das Tragen des Bergtrikots "ein schönes kleines Souvenir vom Giro“, wie er betonte. Das bedeutend größere Souvenir nahm Geschke aber knapp zwei Monate später von der Tour de France mit nach Hause.
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