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27.05.2020 | (rsn) - Obwohl ich seit 40 Jahren Radsport-Journalist bin, komme ich leider viel zu selten zum Radfahren. Deshalb bin ich in den letzten Jahren meist gejoggt, um fit zu bleiben. Aber jetzt will ich mit dem Rennradfahren neu starten. Mit fast 64 Jahren kann das allerdings sehr mühsam werden: Aus bitterer Erfahrung weiß ich, dass ich zu Beginn einer Runde vor lauter Euphorie zu schnell fahre, und dann auch oft zu weit. Und auf dem Heimweg ist dann immer Gegenwind...
Das geht vielleicht auch anders, dachte ich mir, als ich vom Fazua-Motor hörte, der auch in Rennräder
eingebaut wird. Und da ich Markus Storck schon länger kenne, fragte ich einfach mal an, ob er Interesse hätte, mir ein E:nario für einen Test auf radsport-news zur Verfügung zu stellen.
An einem sonnigen April-Tag starte
ich meine erste Testfahrt. Erstmal merke ich keinen Unterscheid zu einem "normalen" Rennrad. Vom Motor, der noch ausgeschaltet ist, ist nichts zu spüren. Und wie immer, wenn ich auf so einer hochwertigen Maschine sitze, komme ich mir vor, als würde ich fliegen.
Dann bin ich neugierig, was passiert, wenn ich die 250 Watt des Fazua Evation Antriebs aktiviere. Ich schalte ihn durch längeres Drücken auf die mittlere Taste am kleinen Display ein. Wenn die Dioden dann weiß leuchten, muss man ein weiteres Mal drücken, um die erste Unterstützungsstufe zu aktivieren.
Die Dioden wechseln auf Grün,
und ich spüre sofort eine sanfte Unterstützung, höre ein leises Summen. Als wenn ich leicht angeschoben werde, erhöht sich meine Geschwindigkeit. Im „zweiten Gang“, die Dioden sind jetzt blau wird die Unterstützung etwas stärker, und nochmal eine weitere Stufe höher, mit roten Dioden.
So werde ich immer schneller, trete nun kräftiger in die Pedale. Dann verschwindet die „Schiebekraft“, da ich nun 25 km/h überschreite. Der Tritt, der eben noch spielend leicht war, ist nun dem Gang und der Geschwindigkeit entsprechend etwas schwerer. Doch ich bin in der Ebene unterwegs, hier braucht man den Motor nicht. Also schalte ich ihn wieder aus.
Das E:nario fährt sich bestens -
ein echtes Storck-Bike, bekannt für hohe Qualität. Nach einigen Kilometern steigt die Straße leicht an, ich werde langsamer. Aber das Rad lässt sich trotzdem noch leicht treten, so lasse ich den Motor weg und genieße das Fahren.
Die Sonne kommt leicht durch die Wolken, in Rosbach geht es bergauf. Eigentlich noch nicht so steil, dass ich Hilfe brauchen würde, trotzdem schalte ich den Motor auf der untersten Stufe ein, um zu sehen, wie sich die Unterstützung auswirkt. Und plötzlich ist von einem Anstieg fast nichts mehr zu spüren.
Dann nehme ich den Waldweg
zum Golfclub Löwenhof; keine gute Idee, wie ich bald feststellen muss: Der Weg ist durch Regenfälle aufgeweicht, und von den Spuren der schweren Holzbearbeitungs-Maschinen teilweise unpassierbar. Gut, dass ich nicht mit Klick-Schuhen unterwegs bin - und dass das E:nario trotz Motor nur 12,5 Kilo wiegt. So kann ich es immer wieder auf die Schulter nehmen und ein Stück tragen.
Nach eineinhalb Kilometern habe ich die schlammigen Passagen in Cross-Manier überwunden und kann die Fahrt auf asphaltierten Wegen fortsetzen. Über Friedberg geht es weiter in die Wetterau, erstmal ohne maschinelle Unterstützung: Es geht überwiegend bergab. Von Ilbenstadt aus mache ich mich wieder auf den Heimweg; ich wollte eigentlich nicht länger als zwei Stunden testen.
Durch die Cross-Passagen bin ich
allerdings jetzt schon fast so lange unterwegs. Und ich spüre langsam meine Beine. Wie immer, wenn’s nach Hause geht, setzt auch noch der Gegenwind ein. Müde Beine und Gegenwind - das braucht doch kein Mensch. Jetzt macht sich der Motor bezahlt. Das muss er auch - denn so richtig billig ist das E:nario mit 4799 Euro ja nicht...
Mit Hilfe des "grünen Ganges", der ersten Unterstützungsstufe, gleiche ich den Gegenwind locker aus. Und wenn es ein wenig bergauf geht, helfen der blaue und der rote Gang. So schaffe ich es ohne große Quälerei nach Hause - perfekt! Ich bin schon auf meinen nächste Test gespannt, wenn es durch den Taunus geht.
Mein Fazit der ersten Ausfahrt:
Ein technisch perfektes Bike, sehr gut ausgewogen, so dass man den Motor kaum bemerkt. Bergauf ist die Fazua-Unterstützung eine gern genommene Hilfe, in der Ebene ohne Gegenwind braucht man sie nicht. Hier fährt sich das E:nario wie ein normales Rennrad.
Dann in den Taunus: Auch in den Bergen ist das E-Bike eine echte Hilfe für müde Beine. Schon in der kleinsten Stufe spürt man die leichte Unterstützung. Das heißt aber nicht, dass der Motor einen hinaufträgt. Man muss durchaus treten - wie viel und in welchem Gang ist jedem selbst überlassen.
Um Akku zu sparen, lasse ich
den Motor auf Weiß, also ohne Unterstützung. Erst als es nach dem Köpperner Tal zur Saalburg hochgeht, steigere ich mich langsam durch die Unterstützungsstufen. Normalerweise würde ich hier nun langsam in Schlangenlinien hinaufeiern, doch dank des Motors bleibe ich in der Spur. Ich kann so jederzeit entscheiden, wie viel Sport ich treiben will. Ich fahre in jeder Stufe mit so viel Druck auf den Pedalen wie ich geben kann. Aber ich habe immer die Rückversicherung, dass ich nicht absteigen und schieben muss.
Für einen Berg-Test geht es einen auf neun Kilometer langen Anstieg mit bis zu acht Prozent steilen Passagen, insgesamt 306 Höhenmeter. Ich fahre so schnell wie möglich und nutze alle drei Stufen. Strava teilt mir später mit, dass ich mit knapp 16 km/h im Schnitt hinaufgefahren bin. Das hätte ich ohne den Fazua sonst erst nach etlichen Trainingswochen so schnell geschafft.
Als ich eine kleine Rennrad-Gruppe überhole,
habe ein doch schlechtes Gewissen. Die sitzen sicher jede Woche fleißig auf dem Rad, denke ich mir, und möchte ihnen gerne zum Trost „Ich hab einen Motor“ zurufen - lasse es dann aber doch sein.
Beim Fahren bergauf habe ich das Gefühl, der Motor will gefordert werden. Tritt man langsam, ist die Unterstützung gering. Erhöht man den Druck gibt auch Fazua mehr "Senf" dazu. So ist dann doch sichergestellt, dass man Sport treibt; für reine Genussradler ist das zumindest in den Bergen eher nichts.
Das ist für mich der große Vorteil des ENario:
Ich kann selbst bestimmen, wie sehr ich mich einbringen will. Bei 13 oder 14 Prozent Steigung muss man durchaus kräftig mittreten, sonst kommt man den Berg nicht hinauf.
Mein Fazit: Ein tolles, ausgewogenes Rad, ein toller Motor! Einziger Wermutstropfen für mich: der Akku-Wechsel. Da braucht man durchaus ein wenig Geschick, um ihn aus dem Rahmen zu bekommen. Aber man kann den Akku auch ohne Ausbauen laden, und vielleicht benötige ich nur ein wenig Übung. Ich teste jedenfalls mit Begeisterung weiter...
Storck E:nario Ultegra - die Daten
Rahmen: Storck E:nario Carbon Monocoque
Gabel: Storck E:nario
Farbe: mattschwarz (Aeratus)
Material: Carbon Fiber Reinforced Unidirectional (CFR UD)
Motor: Fazua Evation, 250 W
Akku: Fazua; 250 Wh, 36V
Kabelführung: intern
Steuersatz: Storck 1 1/2" - 1 1/2"
Vorbau: Storck ST115 Aluminium; 31,8 mm
Lenker: Storck RBC220 Carbon
Lenkerband: Storck
Sattelstütze: F.3 Carbon
Sattel: Selle San Marco Shortfit
Gewicht: 12,5 Kilogramm
Preis: 4799 Euro
Weitere Informationen
Storck Bicycle GmbH
Rudolfstrasse 1
65510 Idstein
Fon: 06126/ 9536- 0
E-Mail: info@storck-bikes.com
Internet: storck-bikes.com
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