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12.09.2020 | (rsn) - Sören Kragh Andersen (Sunweb) hat die 14. Etappe von Clermont-Ferrand nach Lyon über 194 Kilometer nach einer cleveren Schlussattacke im Solo für sich entschieden. Den Sprint der rund 50 Verfolger entschied Luka Mezgec (Mitchelton – Scott) vor Simone Consonni (Cofidis) für sich. Peter Sagan (Bora – hansgrohe) konnte den vorherigen Kraftakt seines Teams mit dem vierten Platz nicht vergolden.
Nachdem Sagans Team die gesamte Etappe dominiert hatte, trat Sunweb erst auf den letzten Kilometern in Erscheinung. Zunächst attackierte Tiesj Benoot zehn Kilometer vor dem Ziel. Nachdem er gestellt worden war, probierte es Marc Hirschi auf den letzten vier Kilometern mit einem Angriff, den Sagan mit letzter Kraftanstrengung neutralisierte.
Den dritten Sunweb- Vorstoß konnte der Slowake dann nicht mehr vereiteln. Drei Kilometer vor dem Ziel jagte Kragh Andersen davon und wurde nicht mehr gestellt. ”Marc Hirschi hat mit seiner Attacke dafür gesorgt, dass alles noch ein bisschen schneller wurde und die Konkurrenz musste den Antritt von ihm auch sehr ernst nehmen. Wir hatten heute diesen Plan, aber hätten nicht erwartet, dass er so gut aufgeht", beschrieb der Däne die Teamtaktik. “Ich bin sprachlos. Ich habe davon geträumt. Aber man weiß nie ob man gut genug ist, bevor man es geschafft hat”, kommentierte der 26-Jährige den größten Erfolg seiner Laufbahn.
Dagegen ging der Plan von Bora – hansgrohe nur zum Teil auf. Sagan und Maximilian Schachmann fuhren vor dem Zwischensprint zwar Sam Bennett (Deceuninck – Quick Step) davon, was dem Bora-Kapitän fünf Punkte Gewinn einbrachte. Kurz darauf konnte das Team zwar am Col du Béal Bennett nochmals und endgültig abhängen. Für Rang vier in Lyon erhielt Sagan noch 18 Punkte, womit er am Ende eines schweren Tages 23 Zähler auf den Iren gutmachen konnte.
Der Bora-Plan ging am Ende nicht auf
“23 Punkte sind nicht das, was wir uns erhofft hatten. Da muss man ehrlich sein. Wir sind wieder stark gefahren, aber am Ende hat uns ein Mann gefehlt, um das Ganze zusammenzuhalten. Das ist schade“, sagte Lennard Kämna, der ein wiederum herausragendes starkes Rennen fuhr und im Finale sogar noch angriff. Der eine fehlende Mann war womöglich Lukas Pöstlberger, der nach einem Hinterraddefekt früh zurückfiel. Auch Sportdirektor Enrico Poitschke lobte seine erneut imponierende Mannschaft. “Das Team hat einen unglaublichen Job gemacht. Wir hatten dann Pech mit dem Defekt von Lukas, er hat uns gefehlt. Wir haben bis zum Ende gearbeitet, im Finale war es schwer, alles zu kontrollieren“, erklärte Poitschke.
Trotz der geringer gewordenen Führung in der Punktewertung konnte Bennett mit dem Ergebnis leben. “Klar, ich verstehe die Taktik von Bora. So ist das nun mal. Ich habe beim ersten Zwischensprint gemerkt, dass sie mir weh tun wollten. Im Anstieg haben mich leider meine Beine im Stich gelassen. Auch wenn mich mein Team den ganzen Tag unterstützt hat, hätten wir es heute nicht besser machen können“, resümierte der Sprinter die spektakuläre Etappe, nach der er im Kampf um das Grüne Trikot noch 43 Zähler Vorsprung auf Sagan hat.
Trotz eines schnell behobenen Plattens von Richie Porte acht Kilometer vor dem Ziel gab es an der Spitze der Gesamtwertung keine Veränderungen. Primoz Roglic (Jumbo – Visma) führt weiterhin mit 44 Sekunden vor seinem Landsmann Tadej Pogacar (UAE – Emirates), der zudem das Weiße Trikot behauptete. Das Gepunktete Trikot bleibt auf den Schultern von Benoit Cosnefroy (AG2R – La Mondiale).
So lief das Rennen:
Im Gegensatz zur gestrigen Etappe dauerte es nach dem Start in Clermont-Ferrand nicht lange, bis die Verhältnisse geklärt waren. Edward Theuns (Trek - Segafredo) und Sunweb-Sprinter Cees Bol zogen davon und erhielten noch Begleitung von Stefan Küng (Groupama - FDJ). Zur Überraschung aller ließ sich dann aber Bol zurückfallen, um auf seinen Teamkollegen Casper Pedersen zu warten, der sich ebenfalls gelöst hatte. Doch nach kurzer Absprache verschwand das Duo dann wieder im Feld, das mit dieser Konstellation zufrieden war und Theuns und Küng ziehen ließ.
An der ersten Bergwertung des Tages, die an Küng ging, zog dann aber Bora - hansgrohe ein erstes Mal das Tempo an und demonstrierte eindrucksvoll, dass Kapitän Sagan seine grünen Ambitionen noch lange nicht aufgegeben hat. Den Raublingern gelang es tatsächlich, Bennett abzuschütteln, und eskortiert von Maximilian Schachmann, sicherte sich Sagan als Dritter des Zwischensprints 15 Punkte, fünf mehr als Bennett, der kurz darauf den Sprint des Feldes gewann.
Damit gab sich Bora - hansgrohe aber noch lange nicht zufrieden. Am Fuße des Col du Béal (2. Kat.), mit 10,2 Kilometern und 5,7 Prozent Steigung der schwerste Berg des Tages, ging das komplette Team, nun angeführt von Emanuel Buchmann, erneut in die Offensive und wurde Bennett ein weiteres Mal los. Am Gipfel auf 1.400 Metern Höhe betrug der Vorsprung auf das Grüne Trikot, das noch vier Helfer um sich hatte, bereits mehr als 30 Sekunden.
Bennett abgeschüttelt, Küng gestellt
Zugleich war der Rückstand auf Küng, der seinen Begleiter Theuns 1,5 Kilometern vor der Bergwertung abgeschüttelt hatte und sich auch den zweiten Bergpreis und damit fünf Punkte holte, auf unter drei Minuten geschrumpft. Dank der Tempoarbeit von Sagans Helferriege, die allerdings Lukas Pöstlberger durch einen Hinterradschaden verlor, ging der Abstand auch in der vier Kilometer langen Côte de Courreau (3. Kat) weiter zurück. Die Bergwertung erreichte der Schweizer Zeitfahrmeister rund 50 Sekunden vor dem ersten Feld. Hier hatte Bora - hansgrohe nun Unterstützung von CCC erhalten, wodurch die Lücke auf die Bennett-Gruppe auf mehr als eine Minute anwuchs.
80 Kilometer vor dem Ziel hatten CCC und Bora - hansgrohe ihre Zwischenziele erreicht: Küng wurde nach einer Flucht von mehr als 100 Kilometern wieder eingefangen, fast zeitgleich stellten Bennetts Teamkollegen ihre Bemühungen ein, doch noch den Anschluss an das rund 90 Fahrer starke Feld herzustellen. Danach öffnete sich die Schere zur Gruppe um das Grüne Trikot immer weiter und schließlich bis auf fast 20 Minuten, da Sagans und Trentins Helfer nicht lockerließen, während Roglics Mannschaft in der zweiten Reihe Kräfte sparen konnte. Noch größer war der Rückstand einer Gruppe um den zweimaligen Etappengewinner Caleb Ewan (Lotto Soudal), die das kleine Grupetto gebildet hatte und die mit 28:55 Minuten Verspätung in Lyon ankommen sollte.
Erst als es in die Stadt hineinging, schickte Roglic seine gelb-schwarze Helferriege nach vorn und auch Team Sunweb sowie Ineos Grenadiers zeigten sich wenige Kilometer vor den beiden letzten Anstiegen des Tages an der Spitze. Dort überschlugen sich dann auf engen und verwinkelten Straßen die Ereignisse.
Am Fuß der Cote de la Duchere elf Kilometer vor dem Ziel attackierte zunächst Tiesj Benoot (Sunweb). Kurz darauf folgten dem Belgier sein dänischer Teamkollege Sören Kragh Andersen und der Franzose Valentin Madouas (Groupama - FDJ).
Lennard Kämna (Bora -hansgrohe), der im Tagesverlauf bereits in den Anstiegen viel Arbeit verrichtet hatte, vereitelte diese Attacken nicht nur, sondern setzte am Ende der Abfahrt sogar den Konter und fuhr sich bis zur Cote de la Croix-Rousse einen kleinen Vorsprung heraus.
Sunweb im Finale clever
Kurz darauf jagten aus dem Feld Thomas De Gendt (Lotto Soudal) und Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step) hinterher und schlossen auf den letzten knapp fünf Kilometer zum jungen Deutschen auf. Allerdings kam auch der Rest des Feldes schnell an das Trio heran, ehe das mit vier Fahrern an der Spitze vertretene Team Sunweb seine personelle Überlegenheit zum wiederholten Mal bei dieser Tour clever ausspielte.
Zunächst zog Marc Hirschi davon, und als der Versuch des Schweizers durch Sagan vereitelt worden war, nutzte Kragh Andersen einen Moment des Zögerns. Drei Kilometer vor dem Ziel trat der Däne an, Sagan blickte zur falschen Seite und konnte so nicht rechtzeitig reagieren. Im Stil eines Zeitfahrers jagte Kragh Andersen auf der breiten Zielgerade entlang der Rhone dem Ziel entgegen und konnte frühzeitig seinen Coup bejubeln.
Im Sprint der Verfolger versuchte Sagan, im Kampf um Grün sich zumindest noch den zweiten Platz zu sichern. Offensichtlich fehlten dem dreimaligen Weltmeister nach den vorherigen Anstrengungen allerdings die Kräfte und so musste sich Sagan hinter Mezgec und Consonni mit dem vierten Platz begnügen. CCC, das ebenfalls viel Aufwand betrieben hatte, musste sich mit Rang sieben durch Matteo Trentin begnügen - die gleiche Platzierung, die am Freitag am Puy Mary Simon Geschke herausgefahren hatte.
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