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20.11.2020 | (rsn) - Auf der 7. Etappe des Giro d’Italia fand Patrick Gampers erste Saison bei den Profis ein abruptes Ende. Der 23-jährige Österreicher vom Team Bora – hansgrohe kam schwer zu Sturz und zog sich, wie er radsport-news.com nun mitteilte, eine Gehirnerschütterung zu, weshalb er vorzeitig seine erste Grand Tour verlassen musste.
"Ich kann mich noch immer weder an den Tag noch an den Sturz erinnern. Ich bin wohl nach 30 Kilometern weggerutscht und lag dann mit anderen Fahrern am Boden", schilderte der Tiroler den dramatischen Moment. Vom Rennarzt versorgt, schloss Gamper die Etappe noch ab und erreichte das Ziel in Brindisi knapp sechs Minuten hinter dem Tagessieger Arnaud Demare (Groupama – FDJ).
"Danach wurde ich sofort vom Teamarzt zu näheren Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht. Zum Glück wurden keine Blutungen festgestellt, sondern eine Gehirnerschütterung. Eigentlich hätte ich nicht einmal mehr die Etappe fertigfahren dürfen, aber das ist einfach nach dem Crash unmöglich zu erkennen", erzählte Gamper, der am eigenen Leib erfahren musste, welches Risiko der Straßenradsport mit sich bringt.
"Zum Glück ist nicht mehr passiert. Auch wenn ich noch unbedingt weiterfahren wollte, so hat es im Team keine Diskussion gegeben. Ich weiß nicht, ob das in anderen Mannschaften auch so gewesen wäre", sagte Gamper und wies darauf hin, dass solche zunächst “unsichtbaren“ Sturzfolgen immer noch zu wenig Aufmerksamkeit erzeugen.
"Ich habe wirklich zwei, drei Wochen danach völlig rausgenommen, stand ständig mit unserem Teamarzt in Kontakt und musste Ruhe geben, bis ich mich wieder davon erhole", so Gamper, der natürlich den Giro gern planmäßig beendet hätte: "Es war ein schöner Vertrauensvorschuss des Teams, dass ich überhaupt als Neoprofi die Chance bekommen habe, daran teilzunehmen. Es hat brutal viel Spaß gemacht und war eine super Erfahrung."
Auch ohne den Tag, an den er nach wie vor keine Erinnerung hat, war es kein leichtes Jahr für den Neuling auf der WorldTour. Vor allem die Corona-Pause, die insgesamt für eine Unterbrechung von fast vier Monaten sorgte, erschwerte die Gewöhnung an das höchste Level des Radsports: "Es war sicherlich ein Jahr der Orientierung, wo man seinen Platz in den Rennen findet und woran man noch arbeiten muss. Das war heuer sicher schwieriger als in Jahren zuvor."
Drei Wochen Heimquarantäne während Corona
Gampers Saison begann im Januar in Mallorca, und gleich in seinen ersten Renneinsätzen für Bora – hansgrohe ging es dabei für ihn und insbesondere seine Kapitäne um den Tagessieg. "Das war sicherlich etwas Neues für mich. Aber es ist auch ein völlig anderes Gefühl in der Rennbesprechung zu sitzen und eine mögliche Siegtaktik zu bereden, als einfach nur mitzufahren und etwas probieren", sagte er. Durch Pascal Ackermann und Emanuel Buchmann konnte der Raublinger Rennstall gleich Spitzenergebnisse auf Mallorca einfahren: "Wenn du weißt, dass es um den Tagessieg geht, dann ist in jedem Rennen die Motivation noch um eine Stufe höher."
Gamper erklärte, dass er mit offenen Armen von seinem neuen Team aufgenommen wurde. "Ich habe viel gelernt 2020 und zum Glück hatte der Lockdown nur wenig Einfluss gehabt. Die Vorbereitung danach war ja noch ewig", erzählte der junge Tiroler, der in seiner Heimat drei Wochen in Quarantäne verbringen musste, nachdem das österreichische Bundesland harte Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie ergriff.
Anstatt wie viele seiner Teamkollegen auf der Straße zu trainieren, musste er mit der Rolle auf dem Balkon oder im Wohnzimmer vorliebnehmen. "Zum Glück hatte der Lockdown aber wenig Einfluss auf die weitere Vorbereitung", berichtete Gamper, der zuvor erstmals in seiner Karriere das Eröffnungswochenende zur belgischen Klassikersaison bestritt.
"Das war etwas völlig Neues. Die Fahrweise dort ist einfach so konträr zu allen anderen Rennen. Es war ein Sprung in das kalte Wasser, gleich auf diesem Niveau zu fahren. Schwierige Tage, aber im Nachhinein war es gut zu wissen und zu sehen, worauf es auf der WorldTour darauf ankommt", resümierte er seine Eindrücke und fügte an: "Das Pflaster hebt sich ab von den anderen Rennen, das Muster ist so ganz anders als bei Rundfahrten oder klassischen Eintagesrennen."
Viel gelernt im ersten WorldTour-Jahr
Damit meinte Gamper, dass sich meist keine Ausreißergruppe bildet, die das Rennen dominiert und erst zum Finale wieder gestellt wird, ehe die Kapitäne um den Sieg kämpfen. Stattdessen wird ab dem ersten Meter um die beste Position gekämpft. "Ich muss wirklich sagen, dass ich aus den wenigen Rennen 2020 sehr viel mitgenommen habe. Es ist schön, an der Seite von Fahrern wie Jempy Drucker, Marcus Burghardt oder Andreas Schillinger zu fahren. Sie haben eine unglaubliche Erfahrung bei solchen Einsätzen“, so Gamper.
Sein bestes Saisonergebnis erzielte er bei den Österreichischen Meisterschaften im Zeitfahren. Aber ganz so glücklich zeigte er sich nicht mit der Silbermedaille, die er hinter Matthias Brändle (Israel Start-Up Nation) gewann: "Es war eigentlich ein bitterer Tag für mich. Ich hatte nicht meine beste Form erwischt und bin das Rennen dann zu schnell angegangen. Am Ende haben elf Sekunden auf Matthias gefehlt, das war dann doppelt bitter, weil es eben so knapp noch war."
Insgesamt war er mit seiner ersten Saison in der höchsten Liga des Radsports aber sehr zufrieden. "Jeder Auftritt, den ich gehabt habe, hat für das Team gepasst und auch bis zum Sturz waren sie mit meiner Arbeit beim Giro sehr zufrieden", blickte Gamper zurück. Mit Blick auf sein zweites Jahr bei Bora – hansgrohe freut er sich auf die Rennen und hofft, “dass wieder alles etwas normaler ablaufen wird."
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