Gold für Deutschland bei der Premiere

Osborne fliegt mit Rapps Hilfe zum ersten eSports-WM-Titel

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Osborne fliegt mit Rapps Hilfe zum ersten eSports-WM-Titel"
Jason Osborne auf dem Weg zum WM-Titel - dahinter Jonas Rapp, der die entscheidende Attacke für ihn lancierte. | Foto: Screenshot aus der Live-Übertragung auf Eurosport 2.

09.12.2020  |  (rsn) - Jason Osborne hat dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) den ersten WM-Titel in der Geschichte des eSports beschert. Der Olympia-Ruderer setzte sich in Watopia am sogenannten Hilly KOM bei der Weltmeisterschafts-Premiere auf Zwift nach rund 65 Minuten mit knapp zwei Sekunden Vorsprung vor den Dänen Anders Foldager und Nicklas Pedersen durch. In den Top 10 platzierte sich kein einziger der angetretenen WorldTour-Profis, der WM-Titel wurde vielmehr unter den Zwift-Spezialisten ausgefahren - auch wenn im Finale noch einige Straßen-Asse vorne dabei waren.

Osborne hatte in der 900 Meter langen Schlusssteigung hart attackiert, nachdem die mit elf Prozent steilste Stelle passiert war und kurz bevor es für einige Meter flach wurde. Dabei profitierte er vom deutschen Teamwork, da er zeitgleich mit Jonas Rapp voll antrat, der ihm noch kurz Windschatten geben konnte. Auf den letzten 300 Metern war Osborne allein vorn und hatte einen Vorsprung von drei Sekunden zu den Sprintern - zwei davon rettete er mit Hilfe des Aero-PowerUps bis zum Zielstrich.

"Es war eine komplett neue Erfahrung für mich. Ich bin schon einige Zwift-Rennen gefahren, aber das hier ist natürlich ein viel größeres Event", sagte Osborne im ersten Sieger-Interview regelrecht abgeklärt ohne große Emotionen zu zeigen. "Das Feld war sehr stark mit vielen Top-Fahrern. Ich habe einfach versucht, ruhig zu bleiben und nicht zu viel Energie zu verschwenden und habe mir alles fürs Finale aufgehoben."

Der 26-jährige Mainzer, der in Rio 2016 Olympia-Neunter im Leichtgewichts-Doppelzweier im Rudern wurde, aber auch seit inzwischen drei Jahren aufgrund seiner physischen Kapazitäten als riesiges Radsport-Talent gilt und 2019 Sechster der Deutschen Zeitfahrmeisterschaften wurde, war als einer der Geheimfavoriten und als Kapitän des deutschen Nationalteams in die Weltmeisterschaften gestartet. Der Fokus der internationalen Experten lag aber auf Startern wie dem Belgier Lionel Vujasin, der Sechster wurde, dem Australier Freddy Ovett (8.) und dem US-Amerikaner Holden Comeau, der die Top Ten verpasste.

Rapp: "So hatten wir es besprochen und es hat perfekt geklappt"

Insgesamt verlief das Rennen langsamer als erwartet, was den Sprintern eigentlich in die Karten hätte spielen sollen. Doch die Schlusssteigung zum Hilly KOM in Watopia machte ihnen trotzdem den Garaus.

"Es war echt ein cooles Rennen und hat richtig Spaß gemacht", freute sich auch Rapp über den Titelgewinn seines Landsmannes. "Insgesamt war es eigentlich langsam, weil keiner vor dem Ende die Karten auf den Tisch legen wollte. Fünf Kilometer vor Ende kamen dann die ersten Attacken, aber das war im Feld machbar. Am Schlussanstieg habe ich den Sprint für Jason angefahren - das hatten wir so besprochen es hat perfekt geklappt."

So lief das Rennen:

77 Fahrer aus 21 Nationen waren für die erste offizielle eSports-WM der UCI auf Zwift gemeldet - eine bunte Mischung aus Zwift-Experten, Straßenprofis und auch Gelände-Assen, wie dem Weltranglistenersten im Cross, dem Belgier Eli Iserbyt. Auf dem Programm standen 50 Kilometer mit 438 Höhenmetern auf dem sogenannten Figure 8 Reverse-Kurs in der fiktiven Welt Watopia auf Zwift.

Anders als bei den Frauen eine Stunde zuvor reduzierte sich die Größe des Pelotons zu Beginn weniger dramatisch, und auch über die gesamte Distanz war die Geschwindigkeit zwar hoch, aber nicht ganz so hoch, wie von vielen Experten erwartet. Hauptsächlich die Kanadier versuchten im letzten Renndrittel, das zu Ausreißversuchen zu nutzen. Zwölf Kilometer vor dem Ziel starteten sie zu dritt eine erste konzertierte Aktion und fuhren einige Meter Vorsprung heraus, kamen aber nicht weg.

Vier Kilometer vor Schluss probierten es Charles-Etienne Chretien, Jordan Cheyne und Triathlon-Start Lionel Sanders noch einmal, aber auch diesmal scheiterte der Ausreißversuch  - obwohl es eine interessante Taktik war und wenigstens für etwas Action an der Spitze sorgte. Cheyne attackierte dann zwei Kilometer vor Schluss noch ein drittes Mal, doch es war schließlich Stundenweltrekordler Victor Campenaerts (Belgien), der das Feld in den 900 Meter langen Schlussanstieg führte, wo dann 650 Meter vor Schluss Rapp und Osborne die Muskeln spielen ließen und die Entscheidung herbeiführten.

Ergebnis:
1. Jason Osborne (Deutschland) 1:05:15 Stunden
2. Anders Foldager (Dänemark) + 1,74 Sekunden
3. Nicklas Pedersen (Dänemark) + 2,09
4. Ollie Jones (Neuseeland) + 2,53
5. Benjamin Hill (Australien) + 2,55
6. Lionel Vujasin (Belgien) + 2,73
7. Matteo Dal-Cin (Kanada) + 2,88
8. Freddy Ovett (Australien) + 3,05
9. Ryan Larson (USA) + 3,10
10. Jonas Hvideberg (Norwegen) + 3,11

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