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24.04.2022 | (rsn) – Im zarten Alter von 22 Jahren hat sich Remco Evenepoel (Quick-Step Alpha Vinyl) vor seinen beiden Landsleuten Quinten Hermans (Intermarché – Wanty – Gobert) und Wout Van Aert (Jumbo – Visma) erstmals zum Sieger eines der fünf Radsportmonumente gekrönt. Der Belgier löste sich als Solist an der Cote de La Redoute aus der Gruppe der Favoriten und wurde nach einem Solo über 30 Kilometer erst wieder nach der Ziellinie von seinen Verfolgern gesehen.
"Heute war mein bester Tag auf dem Rad überhaupt. Es war fantastisch, aber schwer“, erklärte Evenepoel im Siegerinterview und fügte an: "Allein im Gegenwind habe ich mich schwergetan, aber ich denke heute haben alle gelitten, es war ein schweres Rennen.“ Gleich um mehr als 25 Minuten war die Austragung 2022 schneller als die des Vorjahres und damit die zweitschnellste Auflage des ältesten Eintagesrennens der Welt überhaupt.
Im letzten Frühjahrsklassiker dieser Saison bescherte Evenepoel seinem Team den Sieg bei einem der prestigeträchtigsten Rennen des Radsportkalenders. Für den jungen Belgier selbst war es der erste große Erfolg in der WorldTour seit seinem schweren Sturz in der Lombardei vor eineinhalb Jahren.
"Ich habe mental und körperlich sehr gelitten nach dem Lombardei-Sturz. Aber jetzt merke ich, dass alles stabil ist und ich wieder der beste Remco werde. Heute habe ich den besten Remco seit damals gezeigt. Ich bin stolz hier gewonnen zu haben“, erklärte Evenepoel in seiner typischen, etwas überheblich wirkenden Art und sprach wieder einmal in der dritten Person von sich selbst. So hatte er es schon bei seinem Europameistertitel und auch zuvor 2018 bei den Junioren-WM-Titeln in Innsbruck gemacht.
Erstmals seit 36 Jahren wieder ein belgisches Podium
Erstmals seit 1976 gab es bei La Doyenne wieder ein komplett belgisches Podium. Für die Überraschung des Tages sorgte dessen Landsmann Hermans als Tageszweiter. Der 26-jährige Querfeldeinspezialist sprintete bei seiner zweiten Teilnahme auf den zweiten Rang vor Van Aert, der übrigens wie Evenepoel noch nie bei Lüttich-Bastogne-Lütticham Start stand. "Das habe ich nicht erwartet, es war eine große Überraschung überhaupt vorn dabei zu sein und um den zweiten Platz mitsprinten zu können", sagte Hermans und auch sein Landsmann war mit seinem Debüt in Lüttich zufrieden.
"Mit etwas mehr Glück hätte ich Zweiter werden können. In der Zukunft
denke ich hier auch gewinnen zu können, wenn ich einen Supertag habe und
das Rennen sich zu meinen Gunsten entwickelt. Normalerweise ist ein
Angriff an der Redoute zu früh. Aber wir sind schnell hochgefahren und
danach hat Remco seinen Moment perfekt gewählt", lobte der Belgische Meister den Gewinner des vierten Monuments der Saison.
Die Plätze vier und fünf gingen an die Kolumbianer Daniel Felipe Martinez (Ineos Grenadiers) und Sergio Higuita) vor dem vierten Belgier unter den besten sechs, Fleché-Wallonne-Sieger Dylan Teuns (Bahrain – Victorious). Bei seiner letzten Doyenne landete Alejandro Valverde (Movistar) auf dem siebten Platz, der Schweizer Marc Hirschi (UAE Team Emirates) wurde als bester deutschsprachiger Fahrer Neunter.
Auf Platz 35 landete Simon Geschke (Cofidis), einige Minuten hinter dem Freiburger überquerte der Belgier Philippe Gilbert (Lotto Soudal) bei seiner emotionalen und letzten Teilnahme bei Lüttich-Bastogne-Lüttichdie Ziellinie. Der Ex-Weltmeister, der bis auf Mailand-Sanremo alle Monumente gewinnen konnte, wird wie Valverde am Saisonende sein Bike an den Nagel hängen.
So lief das Rennen:
Um 10:20 Uhr erfolgte der offizielle Start des 257,2 Kilometer langen Eintagesrennens rund um Lüttich. Für die erste Attacke sorgte der Belgier Sylvain Moniquet (Lotto Soudal). Rund sechs Minuten betrug der Maximalvorsprung der zunächst elfköpfigen Gruppe, die sich in der zweiten Hälfte des Rennens auf noch sechs Fahrer.
60 Kilometer vor dem Ziel kam es dann im Hauptfeld zu einem Massensturz, wobei unter anderem Weltmeister Julian Alaphilippe (Quick-Step - Alpha Vinyl) einen Abhang hinunter fiel. Der Franzose wurde von der Rettung geborgen und in das nächste Krankenhaus gebracht. Auch die so entstandene Konfusion trug dazu bei, dass die Spitzenreiter bis zu den letzten Anstiegen ihren Vorsprung verteidigen konnten.
Weitere Topstars wie Valverde wurden durch den Crash aufgehalten und mussten von ihren Teamkollegen wieder in das Feld zurückgebracht werden. Die meiste Zeit kontrollierte das Team Bahrain Victorious das Geschehen im Feld der Favoriten, ehe es gut 40 Kilometer vor dem Ende die ersten Attacken startete. Vor allem der Spanier Mikel Landa versuchte sich mehrmals, konnte sich aber nicht entscheidend absetzen.
An der steilen Cote de La Redoute ließ Bruno Amirail (Groupama – FDJ) seine restlichen Begleiter stehen und versuchte sich als Solist durchzukämpfen. Den gleichen Gedanken fasste im Feld dahinter Evenepoel, der sich ebenfalls am vorletzten Anstieg löste - allerdings erst kurz vor dem Gipfel. Der Debütant kam schnell von den offensichtlich überraschten weiteren Favoriten weg und stellte 22 Kilometer vor dem Ziel Amirail, den kurz darauf an der Côte de la Roche-aux-Faucons, abschüttelte.
Dahinter attackierte Aleksandr Vlasov (Bora - hansgrohe) am letzten Anstieg des Tages aus der Verfolgergruppe heraus und konnte sich bis zu 15 Sekunden Vorsprung herausfahren. Doch der Russe wurde einen Tag nach seinem 26. Geburtstag auf den letzten Kilometern wieder gestellt, so dass es in Lüttich 48 Sekunden hinter dem Sieger im Kampf um das Podium zum Sprint einer elfköpfigen Gruppe kam, den Hermans vor Van Aert für sich entscheiden konnte.
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