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13.12.2022 | (rsn) – Der Giro-Sieg von Jai Hindley im Mai 2022 war der bisher größte Erfolg in der Teamgeschichte von Bora – hansgrohe. Doch der Australier wird seinen Titel bei der Italien-Rundfahrt aller Voraussicht nach nicht verteidigen. Stattdessen soll Hindley bei der Tour de France um das Gelbe Trikot fahren, während der diesjährige Gesamtfünfte der Tour, Alexandr Vlasov, wiederum beim Giro 2023 den Gesamtsieg anpeilen soll. Das verrieten Teamchef Ralph Denk und Sportdirektor Rolf Aldag am Dienstag beim digitalen Bora-Pressetag auf Mallorca, bei dem auch radsport-news.com anwesend war.
___STEADY_PAYWALL___“Es sieht so aus, dass Alex Vlasov den Giro bestreiten wird. Mit ihm probieren wir also die Titelverteidigung hinzubekommen. Zur Tour gehen wir dann mit Jai Hindley und anderen Hochkarätern“, kündigte Aldag an und meinte damit auch Emanuel Buchmann, der in den vergangenen beiden Jahren beim Giro im Einsatz war. Dem Tour-Vierten von 2019 soll bei der 110. Ausgabe die Rolle des Co-Kapitäns zufallen.
“Bei Emu ist vorgesehen, dass er sich für die Tour qualifizieren soll. Mit einer Ein-Kapitän-Strategie wird es schwer, weil man in Frankreich mit (Tadej) Pogacar und (Jonas) Vingegaard sowieso zwei vor sich hat. Da fährt man um den dritten Podiumsplatz“, urteilte Aldag. Der Slowene und der Däne dominierten die diesjährige Tour de France und machten den Gesamtsieg, den Vingegaard vor Pogacar feierte, unter sich aus. Der drittplatzierte Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) lag nach 21 Etappen 7:22 Minuten hinter dem Gewinner des Gelben Trikots.
Hindley Tour-Kapitän, aber Buchmann soll auch seine Chance bekommen
“Insofern ist es vorstellbar, wieder eine Mehrpersonenstrategie zu fahren, wie wir es beim Giro dieses Jahr auch anfangs gemacht haben“, sagte Aldag. Im Mai 2022 trat Bora – hansgrohe mit dem Kapitänstrio Hindley, Buchmann und Wilco Kelderman beim “Grande Partenza“ an. Als Hindley sich als Bester herauskristallisierte, rückten die beiden Teamkollegen in Helferrollen. Buchmann war als Gesamtsiebter dennoch erster Deutscher in den Top Ten der Italien-Rundfahrt seit Didi Thurau 1983.
Nach dem Giro 2022 spannen Jai Hindley (links) und Emanuel Buchmann (rechts) 2023 wohl bei der Tour de France zusammen. | Foto: Cor Vos
Nun soll Buchmann nach zweijähriger Abwesenheit seine Kletterfähigkeiten wieder in Frankreich beweisen können, wenn auch zunächst in Hindleys Schatten. “Emu wird bestimmt seine Freiheiten bekommen. Weil Jai aber schon eine Grand Tour gewonnen hat, ist es logisch zu sagen, dass wir mit ihm als Kapitän zur Tour fahren. Emu wird aber ganz bestimmt auch seine Chancen bekommen und wir glauben weiter an ihn“, betonte Aldag.
Allerdings wird Bora – hansgrohe bei der 110. Frankreich-Rundfahrt nicht alles dem Klassement unterordnen. “Wir werden mit gemischter Zielsetzung zur Tour fahren, denn wir können nicht sechs bis acht Sprintetappen ignorieren. Der Trend geht dazu, mit Sam als Sprintkapitän in Frankreich anzutreten“, nannte Aldag konkret den schnellen Iren Sam Bennett, der 2020 für Quick-Step zwei Etappen bei der Grande Boucle für sich entscheiden konnte. Insgesamt gibt es nach Angaben des 54-Jährigen eine Long List mit Namen von 16 Fahrern.
Drei Zeitfahren: Kämna beim Giro mit Klassementchancen?
Auch Lennard Kämna ist als eine Art Schattenkapitän vorgesehen, allerdings bei der Italien-Rundfahrt, bei der er in diesem Jahr am Ätna einen Etappensieg feierte. “Lenny wird den Fokus zunächst wieder auf den Giro legen. Er soll aber auf den ersten Etappen nicht viel Zeit verlieren. Für ihn ist es weiter ein Entwicklungsprozess und wir wollen gucken, wie weit er kommt, um dann innerhalb der Rundfahrt eine Entscheidung zu treffen“, deutete Aldag an, dass für den 26-Jährigen sogar das Klassement interessant werden könnte. “Wir gehen mit Lenny nicht als Helfer zum Giro. Lenny hat Zeitfahr-Qualitäten und es gibt viele Zeitfahren beim Giro. Die Berge liegen ihm dort auch“, listete Aldag Faktoren auf, die für den Deutschen Zeitfahrmeister sprechen könnten.
Sam Bennett ist für die Tour de France als Kapitän für die Flachetappen eingeplant. | Foto: Cor Vos Nachdem es beim Giro 2022 für Kämna hervorragend lief, blieben in der zweiten Saisonhälfte weitere große Siege aus. Bei der Tour konnte er als Vierter an der Bergankunft La Super Planche des Belles Filles und mit zwei weiteren Top-Ten-Platzierungen als Ausreißer überzeugen, doch zur 16. Etappe trat er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an. Danach kam Kämna nur noch auf einen weiteren Einsatz, den er bei der Coppa Sabatini (1.Pro) im September abbrach, um damit auch seine Saison zu beenden.
“Wir sollten uns bei ihm erstmal auf ein Ziel fokussieren, das ist bei uns der Lernprozess. Mit seiner Gesamtbelastung übers Jahr müssen wir vorsichtig sein“, gab Aldag zu und fügte mit Blick auf Kämna an: “Es geht ihm gut, er war schon im November auf Mallorca, hat sehr viel trainiert und ist absolut im Soll.“
Schachmann soll mit frühen Einsätzen Rennkilometer aufholen
Auch Maximilian Schachmann musste früher als geplant in die Saisonpause, nach der Tour gab er Ende Juli sowohl bei der Clasica San Sebastian (1.UWT) als auch dem Circuito del Getxo (1.1) auf – und stieg wegen Erschöpfungssymptomen danach nicht mehr in den Rennsattel. “Bei Max läuft es auch wieder sehr gut im Training. Wir planen mit ihm auch früh einzusteigen, vielleicht sogar schon in Australien (bei der Tour Down Under, wo auch Hindely startet, d. Red.), so dass er die Rennkilometer, die er letzten Herbst nicht hatte, wieder aufholen kann“, kündigte Denk an.
Maximilian Schachmann startet in Australien in die Saison 2023 und peilt im Frühjahr zahlreiche Klassiker an - inklusive Flandern-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos
Der Team-Manager warf auch noch einen Blick zurück auf die Saison 2022, in der Bora - hansgrohe vor allem in den ersten sechs Monaten abräumte und da 21 der insgesamt 30 Siege unter Dach und Fach brachte.
“Mittelfristig wollten wir eine Grand Tour gewinnen. Dass es dann gleich die erste (des Jahres) sein wird, das hat uns überrascht“, erklärte Denk. “Uns ist aber bewusst – und darauf haben wir die Mannschaft seit Oktober eingeschworen – dass ‘Hochkommen‘ relativ einfach ist, aber oben zu bleiben ist eine Herausforderung. Dieser wollen wir uns nächstes Jahr stellen – und da gibt es viel zu tun“, sagte der Raublinger und begründete so auch die Personalrochade mit Blick auf Giro und Tour.
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