Vorschau Vuelta a San Juan Internacional

In Argentinien eine Soudal-Show mit Evenepoel und Jakobsen?

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "In Argentinien eine Soudal-Show mit Evenepoel und Jakobsen?"
Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) war der letzte Gesamtsieger der Rundfahrt und gehört auch nun wieder zu den Favoriten. | Foto: Cor Vos

21.01.2023  |  (rsn) – Nach zweijähriger Corona-Zwangspause kehrt die Vuelta a San Juan Internacional (22. – 29. Januar / 2.Pro) in den Rennkalender zurück. Die siebentägige Rundfahrt durch Argentinien kann ein stattliches Feld vorweisen, doch favorisiert ist Soudal – Quick-Step. Das belgische Team schickt Weltmeister Remco Evenepoel und Top-Sprinter Fabio Jakobsen ins Rennen, das neben einer Bergankunft gleich sechs potenziell Sprintetappen aufweist.

Der Kampf um den Gesamtsieg wird wahrscheinlich auf der 5. Etappe entschieden. Am vorletzten Tag geht es zum Alto Colorado auf 2624 Meter Höhe hinauf. 2020 jubelte hier der Kolumbianer Miguel Eduardo Florez, der spätere Gesamtsieger Evenepoel verlor als Tagesvierter vier Sekunden, die er im Zeitfahren aber problemlos wettmachen konnte. Diese Möglichkeit wird sich dem Belgier diesmal nicht bieten, denn ein Kampf gegen die Uhr steht nicht im Programm. So konzentriert sich alles auf die eine Bergankunft.

In der Vergangenheit glänzten in San Juan oft Südamerikaner. Mit Egan Bernal und Daniel Felipe Martinez hat Ineos Grenadiers gleich zwei aussichtsreiche Kolumbianer am Start. Einen Teil deren “Heimvorteils“ hat Evenepoel aber bereits wettgemachtt, denn der Soudal-Kapitän trainiert schon seit zwei Wochen in Argentinien und hat sich deshalb an die Zeitumstellung und das Klima gewöhnt. "Ich hatte genug Zeit, mich zu akklimatisieren und etwas von der argentinischen Atmosphäre in mich aufzunehmen. Es ist höchste Zeit, wieder anzufangen. Ich freue mich auf mein Jahr im Regenbogentrikot“, sagte der Weltmeister im Gespräch mit der belgischen Zeitung Het Laatste Nieuws.

Neben Evenepoel und den beiden Ineos-Profis reihen sich weitere Kolumbianer in den Favoritenkreis ein. Bora – hansgrohe zählt auf Sergio Higuita und der von Astana Qazaqstan entlassene Miguel Angel Lopez will für den Drittdivisionär Medellin – EPM einen großen Erfolg einfahren. Die Kasachen bauen dagegen auf Landsmann Harold Tejada. Mit Einer Augusto Rubio (Movistar) könnte ein weiterer Kolumbianer eine große Rolle spielen.

Die Sprinter:

Den schnellen Männern bieten sich gleich sechs Chancen, wobei Jakobsen erster Sieg-Kandidat sein dürfte. Sollte Sam Bennett (Bora – hansgrohe) aber in der Form des vergangenen Herbstes in San Juan antreten, dürfen sich die Zuschauer auf spannende Sprintduelle freuen. Mit Danny van Poppel hat der Ire seinen bewährten Anfahrer dabei und auf mindestens einer Etappe könnte der Niederländer auch selbst seine Chance suchen, falls sein Chef an einem der Hügel unterwegs abgehängt werden sollte.

Schon acht Mal erfolgreich war in San Juan Fernando Gaviria. Auch wenn dem 28-jährigen Kolumbianer in jüngster Vergangenheit wenig Zählbares gelang, so ist bei seinem Neustart im Movistar-Trikot in Argentinien mit ihm zu rechnen. Die beiden Italiener Elia Viviani (Ineos Grenadiers) und Giacomo Nizzolo (Israel – Premier Tech) werden sich ebenso wie Peter Sagan (TotalEnergies) von einer besseren Seite als zuletzt zeigen müssen, wenn sie gegen Jakobsen und Bennett bestehen wollen. Neoprofi Gleb Syritsa (Astana Qazaqstan) hingegen ist ein aufstrebender Sprinter, der auf den etwas anspruchsvolleren Abschnitten seinen ersten Profisieg holen könnte. Den Auftakt der letztjährigen Tour de Langkawi (2.Pro) hatte er als Astana-Stagiaire für sich entschieden.

Die Deutschen:

Von den fünf deutschen Startern am meisten zugetraut werden darf Marco Brenner (DSM), der nicht nur bei der Vuelta a Espana 2022 schon gezeigt hat, dass er trotz seiner erst 20 Jahre bergauf mit den Besten mithalten kann. Der Augsburger soll nach Angaben seines Teams zum Saisoneinstand auf Gesamtwertung fahren. Mit dem 22-jährigen Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) gibt ein weiteres deutsches Klettertalent seinen Einstand als Berufsradfahrer.

Rick Zabel (Israel – Premier Tech) wird sich in erster Linie in den Dienst seines Sprintkapitäns Nizzolo stellen, ähnliche Rollen werden bei Bora – hansgrohe Jonas Koch für Bennett und bei DSM Niklas Schweizer und Österreicher sind nicht am Start.

Die Etappen:

Den Auftakt macht am Sonntag ein 144 Kilometer langes Teilstück um San Juan. Zur Rennmitte stehen die ersten beiden Bergwertungen der Rundfahrt an, die aber nur über den Träger des dazugehörigen Wertungstrikots entscheiden werden. Das Finale ist flach und ein Sprint die wahrscheinlichste Option.

Einen Tag später stehen deutlich mehr Höhenmeter auf dem Programm. Doch der offiziell rund 80 Kilometer lange Anstieg zur Bergwertung der 1. Kategorie weist eher bescheidene Steigungsgrade auf. Gleiches gilt für eine zweite, lange Kletterpassage, die allerdings nicht mit Bergpunkten bedacht wurde. Auch diese Etappe dürfte letztlich aber eine Beute der Sprinter werden.

Die Profile der 1. und 2. Etappe. | Foto: firstcycling.com

Das dritte Teilstück endet im Autódromo El Villicúm. Diese Ankunft scheint sich zu einem argentinischen Klassiker zu entwickeln: Alle drei Etappen des Giro del Sol (2.2) endeten Anfang dieses Monats auf der Rennstrecke. Allerdings gab es nur am zweiten Tag einen Massensprint. Auch bei den Panamerikanischen Spielen 2022 gingen die Sprinter hier leer aus. Im Rahmen der Vuelta San Juan 2020 kam Zdenek Stybar (Jayco – AlUla) mit einer späten Attacke den Sprintern zuvor und ein Jahr zuvor schlugen drei Argentinier den WorldTour-Sprintern ein Schnippchen. Kurzum: Auf dem Profil sieht das Finale unspektakulär aus, aber die Geschichte zeigt, dass Ausreißer hier eine reelle Chance haben.

Das vierte Teilstück ist vor allem am Anfang schwer. Wenn die Sprinter die ersten 87 Kilometer im Feld überstehen, sollten sie um den Tagessieg kämpfen können. Es ist aber nicht auszuschließen, dass einige der schnellen Männer früh abgehängt werden und einen langen Tag hinter dem Peloton durchstehen müssen.

Die Profile der 3. und 4. Etappe. | Foto: firstcycling.com

Nach einem Ruhetag steht am Freitag die entscheidende Etappe an. Insgesamt vier Bergwertungen müssen bewältigt werden, eine echte Abfahrt gibt es aber nicht. Es geht also vor allem “nach oben“. Dies kulminiert in der Bergankunft am Alto Colorado auf 2624 Metern Höhe. Mit nur 4,4 Prozent durchschnittlicher Steigung ist der Schlussanstieg wenig anspruchsvoll, die dünne Luft und 18,8 Kilometer Länge werden trotzdem für Zeitunterschiede sorgen, auch wenn diese in der Vergangenheit nie sehr groß waren.

Die Profile der 5. Etappe. | Foto: firstcycling.com

Statt kompliziertem Autódromo wartet auf der 6. Etappe ein einfaches Velódromo. Auf der Radrennbahn Vicente Chancay werden sich die Sprinter wieder messen können, unterwegs stellt sich ihnen kaum eine topografische Schwierigkeit in den Weg.

Die Schlussetappe führt über einen flachen Rundkurs durch San Juan, der sieben Mal absolviert werden muss, ehe ein letzter Massensprint die Rundfahrt beendet.

Die Profile der 6. und 7. Etappe. | Foto: firstcycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.02.2023Lopez wird souverän Kolumbianischer Zeitfahrmeister

(rsn) – Miguel Ángel López (Medellín – EPM) hat auch bei den Kolumbianischen Meisterschaften seine herausragende Frühform bestätigt. Der Gewinner der Vuelta a San Juan (2.Pro) sicherte sich e

30.01.2023Bernals Knie bereitet Ineos Grenadiers keine Sorgen

(rsn) – Egan Bernal (Ineos Grenadiers) hat die Vuelta a San Juan zwar am Samstag mit Knieschmerzen verlassen. Doch weder sein Team noch der Kolumbianer selbst scheinen sich deshalb Sorgen um die Sai

30.01.2023Evenepoel sieht sich nach Vuelta a San Juan voll im Plan

(rsn) – Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) hat seinen Titel bei der Vuelta a San Juan (2.Pro) in Argentinien zwar nicht verteidigt und musste sich am Ende der Woche mit Gesamtrang sieben begnügen.

30.01.2023Jakobsen bekommt im vollen Sprint ein Handy ins Gesicht

(rsn) - Fabio Jakobsen (Soudal Quick-Step) hat den Sieg auf der Schlussetappe der Vuelta a San Juan (2.Pro) in Argentinien verpasst, doch viel wichtiger dürfte dem Niederländer gewesen sein, dass er

30.01.2023Welsford zum Zweiten: Australier schlägt Jakobsen erneut

(rsn) – Das Team DSM hat ein nahezu perfektes Wochenende erlebt. Nach den Siegen von Sam Welsford auf der 6. Etappe der Vuelta a San Juan (2.Pro) und Marius Mayrhofer beim Cadel Evans Great Ocean Ro

29.01.2023Ganna mit Geld- und Punktstrafe statt Disqualifikation

(rsn) – Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) hat Glück gehabt: Nachdem die UCI-Jury bei der Vuelta a San Juan (2.Pro) in Argentinien gegen den einheimischen Tomas Contte am Tag zuvor hart durchgegriffe

29.01.2023Welsford übersprintet Bennett, der sich ein längeres Rad wünscht

(rsn) - Sam Welsford (DSM) hat die 6. Etappe der Vuelta a San Juan (2.Pro) gewonnen. Im Massensprint verwies der Australier den Iren Sam Bennett (Bora - hansgrohe) und den Kolumbianer Fernando Gaviria

28.01.2023Mallorca Challenge: Trofeo Serra Tramuntana verkürzt

(rsn) - Die Trofeo Serra de Tramuntana (1.1), der vierte Lauf der Mallorca Challenge, ist wegen anhaltenden Schneefalls auf 123 Kilometer verkürzt worden. Auch werden am Samstag keine Anstiege über

28.01.2023Evenepoel: “Das war kein kluger Schachzug“

(rsn) - Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) galt vor der 39. Vuelta a San Juan (2.Pro) als einer der großen Favoriten auf den Gesamtsieg. Der Belgier hatte vor drei Jahren die bisher letzte Austr

27.01.2023Miguel Angel Lopez triumphiert als Solist am Alto Colorado

(rsn) – Miguel Angel Lopez hat auf der Königsetappe der 39. Vuelta a San Juan (2.Pro) nicht nur den ersten Sieg für sein neues Team Medellin – EPM eingefahren, sondern von Fernando Gaviria (Movi

26.01.2023Bennett und Jakobsen abgehängt: Gaviria nutzte sein Chance

(rsn) – In den bisherigen Massensprints der 39. Vuelta a San Juan (2.Pro) zog Fernando Gaviria gegen Sam Bennett (Bora – hansgrohe) und Fabio Jakobsen (Soudal – Quick Step) den Kürzeren. Als de

25.01.2023Gaviria fängt Ganna ab und übernimmt Gesamtführung

(rsn) – Nach einem zweiten und einem vierten Tagesrang ist bei Fernando Gaviria (Movistar) auf der 4. Etappe der 39. Vuelta a San Juan (2.Pro) der Knoten geplatzt. Der 28-jährige Kolumbianer ließ

Weitere Radsportnachrichten

04.03.2025Tour of Norway: Profil für explosive Fahrerinnen

(rsn) - Nachdem Mitte Januar die Organisatoren der Tour of Norway (2. Pro) bekanntgaben, dass es neben dem Männerrennen in diesem Jahr auch eine Ausgabe für Frauen (2.1) geben wird, veröffentlicht

04.03.2025Wiebes spielerisch zum Sieg bei Le Samyn des Dames

(rsn) – Es machte nicht den Eindruck, als hätte Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) im Finale auf der mäßigen ansteigenden Zielgeraden alles geben müssen, um die fünf, sechs Radlängen auf ihre

04.03.2025Brenner nach Drome-Sturz mit Knochenriss im Ellbogen

(rsn) – Der gute Saisonauftakt von Marco Brenner (Tudor) wird in den kommenden Wochen ausgebremst. Der Deutsche Meister war am Sonntag in den Massensturz bei der Faun Drome Classic (1.Pro) verwicke

04.03.2025Strade Bianche im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Erstmals 2007 ausgetragen, hat sich Strade Bianche zu einem der Highlights im UCI-Kalender entwickelt. Seit 2017 gehört das spektakuläre italienische Eintagesrennen über die Schotterpisten

04.03.2025Fusion mit Aufstiegsgedanken

(rsn) - Die Fusion der beiden deutschen KT-Teams Rembe Pro Cycling Team Sauerland und Rad-net Oßwald sorgte vermutlich für die größte Schlagzeile im deutschen Kontinentalbereich Ende des vergangen

03.03.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

03.03.2025Denk nach Openingsweekend: “Da darf man auch gefrustet sein“

(rsn) – Der Auftakt in die Klassikersaison ist für Red Bull – Bora – hansgrohe nicht so gelaufen, wie man es sich vorgestellt hatte. Sowohl am Samstag nach dem Omloop Nieuwsblad in Ninove als a

03.03.2025Profis wieder falsch abgebogen: TV-Motorrad bekommt Gelbe Karte

(rsn) – Die Gelben Karten saßen am Wochenende locker bei den Kommissaren der UCI. Gleich drei Verwarnungen sprachen die Regelhüter in den Rennen aus. Die dabei wohl offensichtlichste ging im Final

03.03.2025Van der Poel zieht Saisonstart vor

(rsn) – Mathieu van der Poel zieht seinen eigentlich bei Tirreno-Adriatico geplanten Saisonstart um ein paar Tage vor und geht morgen bei Le Samyn (1.1) an den Start. "Wenn es anfängt zu jucken, m

03.03.2025Keine Einigkeit vor Rennabbruch bei der Tour du Rwanda

(rsn) – Der Abbruch der Schlussetappe bei der Tour du Rwanda auf dem für die momentan wackelnden Weltmeisterschaften Ende September geplanten Rundkurs in Kigali hat am Sonntag für große Diskussio

03.03.2025Evenepoel mit Soudals Giro-Team ins Höhentrainingslager

(rsn) – Auf dem Weg zurück ins Renngeschehen steht für Remco Evenepoel der nächste Schritt ins Renngeschehen bevor. Nach seinem Unfall Anfang Dezember, bei dem er mit einem Postauto kollidierte u

03.03.2025Romo mit Glück im Unglück

(rsn) - Ungefähr 20 Fahrer lagen am Boden, als es 53 Kilometer vor dem Ziel der Faun Drome zu einem Massensturz. In den Rennunfall, der sich in der Anfahrt zum ersten großen Anstieg des Tages, dem C

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Ename Samyn Classic (1.1, BEL)