RSNplus“Alter Mann“ starker Achter der EM in Drenthe

Degenkolb: “Stolz, wie wir als Team gefahren sind“

Von Joachim Logisch und Peter Maurer (VAM-Berg)

Foto zu dem Text "Degenkolb: “Stolz, wie wir als Team gefahren sind“"
John Degenkolb fuhr bei der EM in Drenthe auf Rang acht. | Foto: Cor Vos

24.09.2023  |  (rsn) - Mit Platz acht bestätigte ausgerechnet Nachrücker John Degenkolb (DSM – Firmenich) die gute Leistung der Deutschen Nationalmannschaft bei den Europameisterschaften in Drenthe. Die sieben Männer mit den schwarz, rot, goldenen Streifen waren immer auf der Höhe des Geschehens, bis Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) im Finale unglücklicherweise einen Sturz auslöste, der das 200 Kilometer lange Rennen vorentschied.

25 Kilometer vor Schluss rutschte Heiduk in der Mitte der etwa 25-köpfigen Spitzengruppe auf der linken Fahrbahnseite vom Straßenrand und stürzte. Mit ihm kamen zahlreiche Fahrer zu Fall. Das kurz zuvor durch eine Tempoverschärfung der Italiener bereits stark dezimierte Feld teilte sich!

Während zehn Fahrer ungehindert dem Ziel entgegenfuhren – darunter Degenkolb - und den Sieg unter sich ausmachten, waren alle anderen, die hinter dem Crash gefangen waren, aus dem Rennen um die Medaillen. Darunter neben Heiduk auch Felix Engelhardt (Jayco AlUla) und Jonas Koch (Bora – hansgrohe).

___STEADY_PAYWALL___ Statt auf die Hilfe der drei Helfer bauen zu können, war Degenkolb nun auf sich alleine gestellt. Dabei spielte der 34-jährige Routinier seine ganze Erfahrung aus. Der Oberurseler hielt sich am VAM-Berg schon vor dieser Vorentscheidung ständig im vorderen Drittel des Feldes auf. Und am Ende konnte erst dann nicht mehr mithalten, als Arnaud De Lie für seinen Kapitän Wout van Aert das Tempo extrem steigerte, um den ausgerissenen Christophe Laporte (Jumbo Visma) doch noch einzuholen.

Schnell noch ein Selfie vor dem Start: Degenkolb war die Vorfreude auf das EM-Straßenrennen von Drenthe anzumerken. | Foto: Cor Vos

"Am Ende kann ich ziemlich stolz sein, wie wir als Team gefahren sind und wie wir ein weiteres sehr spezielles Rennen mit vielen Kurven und kleinen Straßen angegangen sind. Wir haben unser Bestes versucht, immer in guter Position zu bleiben", stellte Degenkolb , der ebenfalls in der Anfangsphase zu Fall gekommen war, nach dem Rennen zufrieden gegenüber Eurosport fest.

Nur dank kurzfristiger Freigabe von DSM – firmenich überhaupt am Start

"Ich bin auch einmal gestürzt, bei dem großen Sturz am Anfang, aber wir haben uns zurückgekämpft. Und als wir auf den letzten Runden hier waren, ging es darum, die Position zu halten. Ich war dann sehr happy, in der letzten Selektion vorne dabei zu sein und am Ende ist das herausgekommen, wozu die Beine in der Lage waren. Auf das Ergebnis können wir sehr stolz sein."

Degenkolb rettete als Nachrücker die Bilanz des BDR. Er war kurzfristig in den Kader berufen worden, weil sich gut eine Woche vor den Europameisterschaften herausstellte, dass die UEC dem deutschen Team sieben statt sechs Startplätze zur Verfügung stellen würde. Dass Degenkolb dann fuhr, war nur möglich, weil er von seinem Arbeitgeber DSM – firmenich die Starterlaubnis bekommen hatte. "Eigentlich war ich heute für Paris-Chauny eingeplant. Deshalb ein großes Dankeschön auch an die Mannschaft, mir die Freiheit zu geben, hier dabei zu sein und die deutsche Mannschaft zu vertreten", verriet Degenkolb gegenüber radsport-news.com

Pechvogel: Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) stürzte bei der EM gleich doppelt. | Foto: Cor Vos

Der Sieger von Paris-Roubaix und Mailand- Sanremo 2015 passte perfekt in das Septett, das ohne Kapitän angetreten war. "Wir wollten offensiv fahren und das haben wir auch gemacht. Wir hatten keinen klaren, alleinigen Leader, sondern jeder hat seine Chance suchen dürfen“, erklärte Degenkolb gegenüber radsport-news.com und sorgte sich auch um seinen gestürzten Teamkollegen: "Ich hoffe, dass Kim Heiduk sich nicht allzu sehr wehgetan hat. Er ist relativ schwer gestürzt."

Abschließend stellte er mit einem Augenzwinkern fest: "Ich kann mitnehmen, dass ein alter Mann wie ich zumindest noch mit dabei sein kann – nicht auf dem Podium, aber zumindest mit dabei."

Greipel lobt: "Sie haben alles so gemacht, wie erwartet"

Der neue Bundes-Coach André Greipel war ebenfalls zufrieden. "Das war eine starke Mannschaftsleistung, sie haben alles so gemacht, wie erwartet. Ich bin sehr überzeugt, dass wir die richtige Mannschaft nominiert haben", fasste der Hürther nach dem Zieleinlauf am Col du VAM zusammen. Am Freitag war ihm noch Jannik Steimle (Soudal – Quick-Step) krank ausgefallen, dafür startete spontan der in der Mixed Staffel zu Bronze gefahrene Miguel Heidemann (Leopard – TOGT) auch noch im Straßenrennen.

Jonas Koch (Bora – Hansgrohe) fuhr als 16. genau wie Felix Engelhardt (Jayco – AlUla) als 20. ebenfalls noch in die Top 20. | Foto: Cor Vos

Insgeheim hatte Greipel aber sogar noch auf etwas mehr gehofft: "Wenn man einen Fahrer in der Spitzengruppe hat, liebäugelt man natürlich mit einer Medaille, aber ich bin dennoch zufrieden. Das Team hat sich gut verkauft", so Greipel, der neben Degenkolbs achtem Platz auch noch Rang 16 von Jonas Koch notieren durfte, der 40 Sekunden nach Laporte das Ziel erreichte. Felix Engelhardt, im letzten Jahr Europameister der U23, belegte Platz 20. Max Walscheid (Cofidis), der früh im Rennen gestürzt war, kam als 33. an, nachdem er zuvor viel gearbeitet hatte und Heidemann wurde als 79. gewertet. Einzig Heiduk und Michael Schwarzmann – ebenfalls im frühen Sturz mit Degenkolb und Walscheid – sahen das Ziel nicht.

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.01.2024Küng zu Zeitfahr-Blindflügen: “UCI müsste reagieren“

(rsn) – Stefan Küng (Groupama – FDJ) hat drei Monate und 14 Tage nach seinem schweren Sturz im Einzelzeitfahren der Europameisterschaften von Drenthe im Gespräch mit radsport-news.com angeregt,

14.11.2023Küng erklärt EM-Sturz: Blindflug ohne Warnung aus Teamfahrzeug

(rsn) – Sieben Wochen nach seinem schweren Sturz im EM-Zeitfahren von Emmen sitzt Stefan Küng (Groupama – FDJ) wieder im Sattel. Der Schweizer trainiert derzeit in seiner Heimat und wird sich ab

01.10.2023Laporte präsentiert sein volles Europameister-Sortiment

(rsn) – Drei verschiedene Trikots standen nach der Europameisterschaft in Drenthe bei der Elite der Männer auf dem Podium. Neben Christophe Laporte befanden sich mit Wout van Aert und Olav Kooij zw

25.09.2023Van Aert und De Lie: In Harmonie den EM-Titel verpasst

(rsn) – Wout van Aert auf Platz zwei, Arnaud De Lie auf Rang vier – das war die Ausbeute der Belgischen Nationalmannschaft bei den Europameisterschaften von Drenthe. Anstatt mit einem von ihnen de

24.09.2023Laporte vor Van Aert und Kooij: Jumbo-Trio erobert EM-Podium

(rsn) – Christophe Laporte ist Europameister. Der Franzose hat sich mit einem mutigen Angriff zwölf Kilometer vor dem Ziel des 199,8 Kilometer langen Rennens zum VAM-Berg die Gold-Medaille gesicher

24.09.2023Van der Poel und Vas als Vorbilder, Ergebnisse wie einst Evenepoel

(rsn) – Eine Spezialistin für Europameisterschaften scheint Federica Venturelli zu sein. Die 18-Jährige aus Cremona in der Lombardei eroberte im Straßenrennen ihre dritte Medaille in Drenthe. Nac

24.09.2023Moors ringt Venturelli am VAM-Berg im Duell um Gold nieder

(rsn) – Fleur Moors ist Straßen-Europameisterin bei den Juniorinnen. Die 17-jährige Belgierin hat am VAM-Berg nach 69 Kilometern in einem echten Zweikampf um Gold die italienische Zeitfahr-Europam

23.09.2023Schweizer Verband will Geschehnisse um Küng-Sturz analysieren

(rsn) – Nach dem schweren Sturz von Stefan Küng im EM-Einzelzeitfahren am Mittwoch, bei dem er sich eine Gehirnerschütterung, einen Jochbeinbruch sowie mehrere Handfrakturen zuzog, hat der Schweiz

23.09.2023Schweinberger: “Ich war lange noch nicht am Limit“

(rsn) – Es war nicht der Tag der Österreicherinnen, dieser Straßenrenn-Samstag bei den Europameisterschaften von Drenthe. Nach der Anfahrt zum Rundkurs um den VAM-Berg wurde zuerst Carina Schrempf

23.09.2023“So gewinnt halt die Niederländerin mit dem meisten Glück“

(rsn) – Wieder einmal ruhten in einem großen Rennen des deutschen Nationalteams alle Hoffnungen auf den Schultern von Liane Lippert (Movistar) und die Friedrichshafenerin zählte wieder zu den Akt

23.09.2023Bredewold rauscht mit 10-km-Solo zum EM-Titel

(rsn) – Mischa Bredewold (Niederlande) hat sich am VAM-Berg in der niederländischen Region Drenthe zur Straßen-Europameisterin gekürt. Die 23-Jährige setzte zehn Kilometer vor dem Ziel des 129,6

23.09.2023Sloweniens nächste Generation sprintet aus den Startlöchern

(rsn) – Gerade einmal zwei Millionen Menschen leben in Slowenien. Doch das kleine Land am südlichen Alpenrand hat sich zur Radsportnation gemausert. Dank Superstars wie Tadej Pogacar (UAE Team Emir

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine