RSNplusWorldTeams 2024: UAE Team Emirates

Dank Pogacar wieder die Nummer 1 der Weltrangliste

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Dank Pogacar wieder die Nummer 1 der Weltrangliste"
UAE Team Emirates im Mannschaftszeitfahren von Paris-Nizza 2023. | Foto: Cor Vos

05.02.2024  |  (rsn) – Vorhang auf für das offiziell beste Team der Welt! Zwar könnte man vermuten, dass Visma – Lease a Bike mit seinen drei Grand-Tour-Titeln diese Auszeichnung verdient hätte, aber die Weltrangliste fällt ein anderes Urteil: 2023 eroberte UAE Team Emirates im UCI-Ranking den Platz an der Sonne. Hauptverantwortlich dafür war Tadej Pogacar, der die individuelle Rangliste überlegen für sich entschied. Mit Adam Yates (8.), Joao Almeida (10.) und Marc Hirschi (12.) schafften es allerdings drei weitere UAE-Fahrer unter das beste Dutzend der Radsportwelt.

Während Starensembles oft Probleme haben, ihre Leistungsträger zufrieden und an Bord zu halten, hat UAE im Winter kaum an Schlagkraft eingebüßt. Sieben Fahrer wurden abgegeben, darunter die beiden Deutschen Pascal Ackermann und Felix Groß, dazu die Routiniers Matteo Trentin, George Bennett und Davide Formolo. Mit Nils Politt und Pavel Sivakov stießen im Gegenzug zwei große Namen neu zum Team, hinzu kamen vier vielversprechende Talente. Isaac del Toro entschied letztes Jahr die Tour de l’Avenir für sich und schlug bei der Tour Down Under wie ein Komet ein. Antonio Morgado wurde bei der Junioren-WM in Wollongong Silbermedaillengewinner, Filippo Baroncini gewann 2021 bei der U23 das Regenbogentrikot; Igor Arrieta schließlich ist nicht nur ein Freund von Spaniens großer Rundfahrthoffnung Juan Ayuso, sondern selbst auch ein starker Kletterer.

___STEADY_PAYWALL___

Man darf also davon ausgehen, dass UAE keine Federn gelassen hat und sich auch 2024 wieder ganz weit oben in den Ranglisten ansiedeln wird. Ein Problem hat die Mannschaft von Pogacar allerdings: Sie ist etwas einseitig aufgestellt. Mit Ackermann verließ einer der Sprinter das Team, es bleiben die beiden Kolumbianer Juan Sebastian Molano und Alvaro José Hodeg, die beide nicht zur allerersten Garnitur der schnellen Männer gehören.

Tadej Pogacar wird seinen Titel bei der Flandern-Rundfahrt 2024 nicht verteidigen. | Foto: Cor Vos

Bei den Nordklassikern hätte man das Team mit Pogacar ebenfalls einen Topfahrer, doch der Slowene lässt die Kopfsteinpflasterrennen in diesem Jahr aus. So wird Politt gleich in seiner ersten Saison bei UAE auf seinem Lieblingsterrain zum Zug kommen. Der Kölner ist mittlerweile zwar der einzige Deutsche in der Mannschaft, hat aber mit den Schweizern Hirschi und Jan Christen sowie dem Österreicher Felix Großschartner drei weitere deutschsprachige Fahrer an seiner Seite.

Tun sich im Sprint- und Klassikerbereich durchaus Lücken auf, so ist UAE Team Emirates bergauf sowohl in der Breite als auch in der Spitze erstklassig besetzt. Pogacar, Yates, Almeida, Ayuso und Rafal Majka sind allesamt gestandene Profis, die allesamt bei den Großen Rundfahrten schon auf dem Podium landeten. Mit Großschartner, del Toro, Finn Fisher-Black, Brandon McNulty, Sivakov, Marc Soler und Jay Vine ist auch die sogenannte zweite Reihe außergewöhnlich gut besetzt. Jeder dieser Fahrer wäre bei fast jedem anderen Arbeitgeber ein potenzieller Kapitän für Mehretappenrennen.

Der Top-Transfer 2024:
Als Neuzugang Politt präsentiert wurde, durfte man davon ausgehen, dass der 29-Jährige bei den Kopfsteinpflasterklassikern in erster Linie als Pogacar-Helfer antreten würde. Doch der Superstar hat seine Saisonplanung geändert und wird seinen Titel bei der Flandern-Rundfahrt nicht verteidigen und statt der Kopfsteinpflasterrennen den Giro d’Italia bestreiten. So ist der Weg frei für den Deutschen, denn groß ist die Klassikerabteilung in seiner neuen Mannschaft nicht.

Dazu gehörte auch Trentin, doch den Italiener zog es zum Schweizer Zweitdivisionär Tudor. Als Kapitän neben Politt bleibt nun vor allem Tim Wellens. In die Quere sollten die beiden sich nicht kommen. Die Stärken des Belgiers liegen vor allem auf hügeligem Terrain, während der Deutsche sein Glück meist zwischen oder nach den Hellingen versucht. So wird Politts Rolle nicht anders sein als bei Bora – hansgrohe, denn auch im vorläufigen Tour-Aufgebot von UAE findet er sich wieder. Wie bei den Raublingern wird er bei seinem neuen Arbeitgeber ebenfalls als Edelhelfer auf den Flachetappen agieren.

Im Fokus:
Bei DSM fuhr Hirschi 2020 mit seinem Triumph beim Flèche Wallonne und einem Etappensieg bei der Tour de France ins Rampenlicht. Danach wurde es still um den Schweizer, der vor allem auf höchstem Niveau kaum noch punkten konnte. Nach zwei eher enttäuschenden Jahren meldete sich Hirschi 2023 aber zurück – wenn auch von vielen unbemerkt.

Marc Hirschi konnte 2023 siebenmal jubelnd ins Ziel fahren. | Foto: Cor Vos

Denn auf WorldTour-Niveau konnte der mittlerweile 25-Jährige bei seinen eher wenigen Einsätzen erneut nicht ganz vorn in den Ergebnislisten landen, obwohl sieben Top-Ten-Ergebnisse nicht zu verachten sind. Deutlich besser lief es aber bei den kleineren Rennen, zu denen Hirschi von seiner Mannschaft mit großer Regelmäßigkeit entsandt wurde. Dort drehte der Eidgenosse voll auf, holte sich sieben Saisonsiege und fünf zweite Plätze. Insgesamt kam er 28 Mal unter die besten Zehn, was ihm zu Rang 12 in der Weltrangliste verhalf.

Damit ist Hirschi zwar nur viertbester Fahrer seiner Mannschaft, doch keiner der vor ihm liegenden Athleten musste seine Punkte so mühsam bei kleineren Wettkämpfen zusammenkratzen. Hirschi scheint wieder auf dem Niveau von 2020 zu sein, oder sogar darüber. Wenn er bei WorldTour-Rennen richtig eingesetzt wird, sollte er also wieder ganz vorn mitmischen können.

Das Aufgebot:
Joao Almeida (Portugal / 25), Igor Arrieta (Spanien / 21), Juan Ayuso (Spanien / 21), Filippo Baroncini (Italien / 23), Sjoerd Bax (Niederlande / 28), Mikkel Bjerg (Dänemark / 25), Jan Christen (Schweiz / 19), Alessandro Covi (talien / 25), Isaac del Toro (Mexiko / 20), Finn Fisher-Black (Neuseeland / 22), Felix Großschartner (Österreich / 30), Marc Hirschi (Schweiz / 25), Alvaro José Hodeg (Kolumbien / 27), Vegard Laengen (Norwegen / 34), Rafal Majka (Polen / 34), Brandon McNulty (USA / 25), Juan Sebastian Molano (Kolumbien / 29), Antonio Morgado (Portugal / 19), Domen Novak (Slowenien / 28), Ivo Oliveira (Portugal / 27), Rui Oliveira (Portugal / 27), Tadej Pogacar (Slowenien / 25), Nils Politt (Deutschland / 29), Pavel Sivakov (Frankreich / 26), Marc Soler (Spanien / 30), Diego Ulissi (Italien / 34), Jay Vine (Australien / 28), Michael Vink (Neuseeland / 32), Tim Wellens (Belgien / 32), Adam Yates (England / 31)

Davon Neuzugänge:
Igor Arrieta (Kern Pharma), Filippo Baroncini (Lidl – Trek), Isaac del Toro (A.R Monex), Antonio Morgado (Hagens Berman), Nils Politt (Bora – hansgrohe), Pavel Sivakov (Ineos Grenadiers)

Teamleitung:
General Manager: Mauro Gianetti
Sportdirektor: José Antonio Fernandez
Sportliche Leiter: Andrej Hauptmann, Bruno Vicino, Fabio Baldato, Fabrizio Guidi, Jan Polanc, Jose Teixeira, Manuele Mori, Marco Marcato, Marco Marzano, Roberto San Emetiero Garcia, Simone Pedrazzini, Tomas Gil, Yousif Mirza

Material:
Rahmenhersteller: Colnago
Gruppe: Shimano
Laufräder: ENVE
Reifen: Continental
Trikot: Pissei
Helm: MET

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.02.2024Auch für die Ära nach Roglic und Jumbo gut gerüstet

(rsn) – Jumbo und Primoz Roglic verließen zum 31. Dezember Visma - Lease a Bike. Die Supermarktkette war seit 2015 einer der beiden Namenssponsoren der Mannschaft, der Slowene kam ein Jahr später

02.02.2024Der gescheiterten Fusion folgte die Verjüngungskur

(rsn) – Eine mögliche Fusion zwischen Jumbo – Visma und Soudal – Quick-Step sorgte im Herbst 2023 einige Wochen lang für Schlagzeilen. Letztendlich scheiterten die Bemühungen. Allerdings hatt

31.01.2024Bei Quintanas Rückkehr viel Bewegung im Kader

(rsn) – Genau ein Drittel seiner Fahrer hat Movistar in dieser Transferperiode ausgewechselt. Nachdem die spanische Mannschaft das Jahr 1 nach Alejandro Valverde als Zwölfter der Weltrangliste eini

27.01.2024Guercilena spielt Grand: Buben sind Trumpf

(rsn) – Aus jedem Dorf ein Hund. Skatspieler kennen diesen Ausdruck und fragen sich dann: Was ist eigentlich Trumpf? Ähnlich ist bei Lidl - Trek die Ausgangslage für 2024. Das Team war schon in de

26.01.2024Mit mehr Sprintpower und neuen Impulsen

(rsn) - Bei der australischen Equipe wird man mit gemischten Gefühlen auf die Vorsaison zurückschauen. Bei den Grand Tours verkaufte man sich teuer: Simon Yates erreichte Platz vier bei der Tour de

25.01.2024Mit bewährten Kräften zurück in die Erfolgsspur?

(rsn) – Im Jahr 2022 gelang dem belgischen Intermarché-Team der unerwartete Durchbruch in die Reihe der Topteams. Biniam Girmay gewann im Frühjahr Gent-Wevelgem und dann noch eine Giro-Etappe. Mit

23.01.2024Super-Team der Vergangenheit setzt auf die Zukunft

(rsn) – Von 2012 bis einschließlich 2019 konnte nur Vincenzo Nibali die Sky- beziehungsweise Ineos-Übermacht bei der Tour de France stören. Mit Bradley Wiggins, Chris Froome, Geraint Thomas und E

22.01.2024Jahr 1 nach Pinot: Erfolgsdruck ruht auf jungen Schultern

(rsn) – Bei Groupama - FDJ beginnt eine neue Zeitrechnung. Es ist das Jahr 1 nach Thibaut Pinot. Frankreichs ehemals größte Hoffnung auf den Sieg bei der Tour de France hat seine Karriere beendet,

18.01.2024Die Grand-Tour-Bilanz muss aufpoliert werden

(rsn) – Nicht nur vom Outfit her bleibt EF Education – EasyPost in der Saison 2024 der bunteste Haufen im Peloton. Die Die 30 Fahrer im Kader gehören 16 verschiedenen Nationen an, alle Kontinente

17.01.2024Mit Jakobsen als neuem Taktgeber zu mehr Konstanz

(rsn) - In den vergangenen Jahren gab es kaum Kontinuität im Kader der niederländischen Mannschaft. Und auch zur Saison 2024 hat sich rund ein Drittel der Mannschaft verändert: Zwölf Fahrer verlie

16.01.2024Mit mehr Budget zu mehr Erfolg?

(rsn) – In den letzten Monaten ist im Team von Vincent Lavenu viel passiert, allerdings mehr oder weniger im Hintergrund. Das fängt schon damit an, dass Decathlon – AG2R La Mondiale, wie die Equi

15.01.2024Die Messlatte liegt hoch

(rsn) - Im vergangenen Juli dürfte Teamchef Cedric Vasseur das Grinsen nicht mehr aus seinem Gesicht bekommen haben. 15 Jahre musste seine Equipe bei der Tour de France auf einen Etappensieg warten â

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Trotz Vertrag: Amador beendet Karriere

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

20.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

19.11.2024Ein Jahr unter der Überschrift “Primoz Roglic“

(rsn) – Nach dem erfolgreichsten Jahr seiner Karriere, in dem ihm gleich zwei Etappensiege beim Giro d’Italia gelangen, stellte sich Nico Denz (Red Bull - Bora - hansgrohe) 2024 speziell in den gr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine