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24.01.2024 | (rsn) - Mit neuem Hauptsponsor sowie einem deutlich verstärkten Kader will das Team Felt - Felbermayr die Grundlage für den Aufstieg in die zweite Liga legen. Der bisher als Felbermayr - Simplon Wels bekannte österreichische Rennstall, der im Winter seinen langjährigen Radsponsor Simplon gegen Felt austauschte, schlug auf dem Transfermarkt zu wie kaum eine andere Kontinental-Mannschaft. So konnte man die beiden Hochkaräter Hermann Pernsteiner (Bahrain Victorious) und Sebastian Schönberger (Human Powered Health) verpflichten. Aber auch Miguel Heidemann (Leopard TOGT), Piotr Brozyna und Patryk Stosz (beide Voster ATS) sowie Tom Wirtgen (Global6) verfügen über Profierfahrung.
Da mit dem Tschechen Michael Kukrle sowie den Österreichern Riccardo Zoidl und Emanuel Zangerle die Leistungsträger an Bord blieben, bieten sich dem von Rupert Hödlmoser geleiteten Team im Radsportjahr 2024 auf fast jedem Terrain viele Möglichkeiten.
"Die Zusammensetzung des Kaders stimmt mich schon sehr optimistisch. Natürlich stechen hier Pernsteiner und Schönberger heraus, aber auch Fahrer wie Heidemann oder Stosz sind keine unbeschriebenen Blätter mehr. Wir wollen so viele Rennen wie möglich gewinnen oder zumindest auf dem Podium beenden", kündigte Hödlmoser gegenüber radsport-news.com an.
Die erste Möglichkeit dazu gibt es gleich zum Saisonauftakt bei der Tour of Sharjah (26. – 31. Januar / 2.2), die aus drei Flachetappen, einem Zeitfahren und einer Bergankunft besteht. Der Großteil des Teams konnte sich über den Winter wie geplant vorbereiten. Allerdings wurden auf dem Weg ins Trainingslager drei Fahrer in einen heftigen Verkehrsunfall mit einem Kleintransporter verwickelt und mussten einige Zeit pausieren. Der 16-köpfige Kader sollte dies und den längeren Ausfall des im Winter bei einem Crossrennen schwer gestürzten Daniel Federspiel aber kompensieren können.
Neu dabei sind nicht nur der Radhersteller und die Hälfte des Aufgebots, sondern weitere Sponsoren. So zählt ab sofort auch der Nahrungsergänzungsmittelhersteller Nutrixxion zu den Geldgebern. In der Vergangenheit war das Dortmunder Unternehmen bereits Hauptsponsor des deutschen Kontinental-Teams von Marc Claussmeyer.
Die Fahrer des Teams Felt - Felbermayr bei der Teampräsentation. Foto: Felt -Felbermayr
Das Aufgebot von Felt - Felbermayr
Piotr Brozyna: Der 28-Jährige Pole, Sohn des Ex-Profis Tomasz Brozyna, war die ersten vier Jahre seiner Laufbahn für den polnischen Zweitdivisionär CCC Sprandi unterwegs und wurde in dieser Zeit unter anderem Polnischer Zeitfahrmeister. Seinen größten internationalen Erfolg feierte der hügelfeste Klassikerspezialist mit dem Prologsieg der Tour of Malopolska (2.2) im Jahr 2020, die er auf Rang drei im Gesamtklassement abschloss. Ein Highlight war auch seine Teilnahme an der Polen-Rundfahrt (2.UWT), die er 2021 mit der Nationalmannschaft bestritt. Felt -Felbermayr wird vor allem bei schweren Rennen auf Brozyna setzen, der dort entweder als Edelhelfer für die Kapitäne agieren oder aber eigenen Ambitionen nachgehen soll.
Josef Dirnbauer: In seine bereits dritte Saison beim Welser Kontinental-Team geht der 25-jährige Österreicher. In dieser Zeit war Dirnbauer vor allem als Helfer im Einsatz, konnte aber 2023 als Fünfter der Berner Rundfahrt auch mit einem Spitzenergebnis aufwarten. Dirnbauer gilt als endschneller Allrounder. Entsprechend wird sein Haupteinsatzgebiet im Sprintzug von Neuzugang Patryk Stosz sein. Sollte sich die Gelegenheit bieten, wird sich Dirnbauer auch selbst im Sprint beweisen dürfen.
Daniel Federspiel: Mit seinen 36 Jahren ist Federspiel der Oldie im Team. Der Imster, der im Juni 2021 zur Equipe stieß, war bisher der Sprinter des Teams und überzeugte 2023 mit Platz drei beim GP Rhodes (1.2) sowie den Plätzen zwei und fünf bei den zur österreichischen Radbundesliga zählenden Kirschblütenrennen und in Leonding. Ob und wann er vergleichbare Ergebnisse in der Saison 2024 wird einfahren können, bleibt allerdings abzuwarten. Im Winter stürzte Federspiel bei einem Crossrennen schwer und muss mit einem Muskelriss längere Zeit pausieren. Der zweifache Weltmeister im Cross Country soll wieder langsam auf Wettkampfniveau geführt werden.
Miguel Heidemann: Der einzige Deutsche im Kader blickt auf turbulente Jahre voller Höhen und Tiefen zurück. 2022 ging sein Profitraum bei B&B Hotels in Erfüllung. Allerdings musste der Zweitdivisionär bereits im darauffolgenden Winter aufgelöst werden, so Heidemann sich ein neues Team suchen musste. Schließlich kehrte der Darmstädter zum luxemburgischen Rennstall Leopard zurück. Doch im letzten Winter schloss auch dieses Team seine Pforten, so dass Heidemann, der über ein abgeschlossenes Studium verfügt, sich wieder nach einem neuen Arbeitgeber umschauen musste. Den fand er nun mit Felbermayr -Felt. Heidemann hat seine Stärken im Zeitfahren, in dem er bereits zwei Mal Zweiter bei den Deutschen Meisterschaften wurde, im letzten Jahr holte er zudem bei EM als auch WM mit der Mixed Staffel die Bronzemedaille. Aber auch Klassiker liegen dem offensivfreudigen 25-Jährigen, der bei Felt - Felbermayr aufgrund seines guten Gespürs für Rennsituationen zudem die Rolle des Road Captains übernehmen soll.
Miguel Heidemann ist der einzige deutsche im Aufgebot. Foto: Felt Felbermayr
Dominik Hödlmoser: Mit 18 Jahren ist der nicht mit Sportdirektor Hödlmoser verwandte Dominik Hödlmoser der jüngste Fahrer im Aufgebot. Bisher war er hauptsächlich auf dem Mountainbike unterwegs, konnte in seinem letzten U19-Jahr aber auch das eine oder andere Straßenrennen bestreiten und hat dort Lunte gerochen. In welche Richtung Hödlmoser sich als Rennfahrer entwickeln wird, ist noch offen. Unbestritten ist seine Klasse als Crosser. Bei den österreichischen U23-Staatsmeisterschaften gewann er in diesem Winter als Erstjähriger die Bronzemedaille.
Michael Kukrle: Mit gleich drei UCI-Siegen war der Tscheche im letzten Jahr der Erfolgsgarant seines Teams. Der 29-Jährige, der 2022 bis zu dessen Auflösung Profiluft bei Gazprom - RusVelo schnuppern konnte, bringt viel Druck aufs Pedal, so dass er seine Gegner in Ausreißergruppe oft zermürbt. Je schwerer und härter das Rennen, umso besser ist es für den routinierten "Kuki". Dabei ist Kukrle nicht nur ein Etappenjäger, sondern kann auch bei Rundfahrten ganz vorne landen. Das beweisen insgesamt vier Gesamtsiege bei UCI-Mehretappenrennen, zuletzt entschied er 2022 die Tour du Loir et Cher (2.2) und die Tour du Pays de Montbéliard (2.2) zu seinen Gunsten.
Hermann Pernsteiner: Nach sechs WorldTour -Jahren bei Bahrain Victorious kehrt der Österreicher ins Kontinental-Lager zurück. Pernsteiner soll sein neues Team mit seiner großen Erfahrung anführen und ihm den einen oder anderen Erfolg bescheren, wenn es bergauf geht. Der 55 Kilogramm leichte Pernsteiner gilt als sehr guter Kletterer, was sein zehnter Gesamtrang beim Giro d`Italia 2020 unterstrich. Seinen letzten UCI-Sieg feierte er 2018, als er den GP Lugana (1.1) in der Schweiz gewann. Bei der Österreich-Rundfahrt (2.1) soll Pernsteiner um Gesamtsieg fahren, nachdem er 2018 schon einmal Zweiter seines Heimrennens war. Gespannt sein darf man, wie er nach den Jahren in der WorldTour mit der sich deutlich unterscheidenden, oft recht unkonventionellen Fahrweise bei kleinen Rennen der Kategorie .2 zurechtkommen wird.
Kommt aus der WorldTour: Hermann Pernsteiner. Foto: Felt Felbermayr
Jakob Purtscheller: Mit seinen 19 Jahren ist Purtscheller der zweite U23-Fahrer im Aufgebot, dem er seit der letzten Saison angehört. In seinem ersten U23-Jahr konnte am letzten Tag seiner Rennsaison mit Platz acht auf der Schlussetappe der Tour of Istanbul (2.2) sein erstes internationales Top-Ten-Ergebnis erzielen. Daran soll Purtscheller 2024 anknüpfen, auch wenn er im Starensemble von Felt - Felbermayr wohl zumeist als Helfer zum Einsatz kommen wird. Seine Stärken hat Purtscheller im Sprint, wo er vor allem als Anfahrer von Neuzugang Stosz fungieren soll.
Julian Pöchacker: Neu im Aufgebot ist der 24-jährige Pöchacker, der bisher als Mountainbiker unterwegs war. Der Straßen-Quereinsteiger fiel der Teamleitung im Vorjahr bei den österreichischen Straßenmeisterschaften auf, als er sich dort offensiv im ungebrandeten Trikot vorne zeigte. Der Zehnte der österreichischen Staatsmeisterschaften am Berg wird in seiner ersten kompletten Straßensaison hauptsächlich als Helfer zum Einsatz kommen.
Mathias Reutimann: Der einzige Schweizer im Aufgebot gilt als der Inbegriff des Edelhelfers. Mit seinem großen Dieselmotor verrichtet Reutimann auf ganz unterschiedlichem Terrain stets zuverlässig seine Arbeit. In der abgelaufenen Saison wurde der 29-Jährige zudem Etappensechster bei der Tour of Istanbul (2.2), die er auf Rang elf abschloss. Am Bosporus zeigte er, dass er auch im internationalen Vergleich konkurrenzfähig ist. Seine bisheriges Karrierehighlights dürften die Teilnahmen an der Tour de Romandie 2021 und der Tour de Suisse 2022 gewesen sein, die er jeweils mit der Schweizer Nationalmannschaft bestritt.
Felix Ritzinger: Der 27-jährige Österreicher geht in seine sechste Kontinental-Saison, seinen größten Erfolg feierte Ritzinger 2019, als er eine Etappe der Tour of Szeklerland (2.2) gewinnen konnte. Ansonsten ist der Zeitfahrspezialist, der in dieser Disziplin bei den Staatsmeisterschaften 2023 hinter Bora-hansgrohe-Profi Patrick Gamper Silber holte, als mannschaftsdienlicher Fahrer unterwegs, der auch mal sein Heil in der Flucht sucht. Ritzingers Fokus für die Saison 2024 liegt auf der Qualifikation für die Olympischen Spiele, in Paris soll er auf der Bahn zum Einsatz kommen. Danach wird er sich wieder auf die Straße konzentrieren, wo er mit seinem großen Motor bei den flachen und leicht welligen Rennen Ausreißergruppen zurückholen oder sich selbst in solche begeben soll.
Sebastian Schönberger: Nach sechs Jahren in der zweiten Liga kehrt der Österreicher auf Kontinental-Niveau zurück - und zwar zu dem Team, bei dem er 2013 seine Karriere startete. Der offensivfreudige Schönberger ist ein Allrounder, wie er im Buche steht, sein Karrierehighlight war bisher die Teilnahme an der Tour de France 2022, auf seinen ersten UCI-Sieg wartet er noch. Gemeinsam mit Kukrle soll der Rückkehrer bei schweren Rennen für Erfolge sorgen. Auch für den 29-jährigen Schönberger stellt sich die Frage: Wie schnell wird er sich bei den oft unorthodox gefahrenen Rennen der Kategorie .2 zurechtfinden?
Stand bereits bei der Tour de France am Start: Sebastian Schönberger. Foto: Felt -Felbermayr
Patryk Stosz: Der polnische Neuzugang soll die Welser vor allem im Sprint voranbringen. Dass der 29-Jährige zu den schnellsten Konti-Fahrern zählt, hat er in den letzten Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Im Vorjahr etwa gewann Stosz die Porec Trophy (1.2) und eine Etappe der Bulgarien-Rundfahrt (2.2), dazu fuhr er auf Sprintetappen der Istrian Spring Trophy (2.2), dem Fleche du Sud (2.2), der Solidarnosc-Rundfahrt (2.2), In the Steps of the Romans (2.2) sowie der Tour of Malopolska (2.2) jeweils aufs Podium. Dazu sicherte er sich im Nationaltrikot die Sprintwertung der Polen-Rundfahrt (2.UWT). Bei der Österreich-Rundfahrt konnte er sogar die Bergwertung zu seinen Gunsten entscheiden, womit er bewies, dass er seine Stärken auf schweren Etappen hat, die im Sprint eines dezimierten Feldes entschieden werden. Neben seinen technischen Fähigkeiten auf dem Rad, die er auch seinen vielen Crosseinsätzen zu verdanken hat, verfügt Stosz vor allem im Sprint über ein sehr gutes Auge.
Tom Wirtgen: Wie die meisten anderen Neuzugänge, so hat auch der Luxemburger einige Profierfahrung. Vier Jahre fuhr Wirtgen für den belgischen Zweitdivisionär Bingoal Pauwels Sauces WB und sammelte bei den Klassikern wie dem Amstel Gold Race, Gent - Wevelgem, E3 Saxo Classic, Flèche Wallonne oder dem Omloop Het Nieuwsblad viel Erfahrung. Hinzu kamen gleich drei Teilnahmen an der Flandern-Rundfahrt. Aufgrund seiner internationalen Erfahrung soll der Bruder von Tudor-Profi Luc Wirtgen als Edelhelfer auf flachen und taktisch schwierigen Etappen agieren. Mit seiner Körpergröße von 1,91 Meter kann der 27-Jährige seinen Kapitänen viel Windschatten bieten. Aber auch im Zeitfahren hat der dreimalige Luxemburgische U23-Meister seine Stärken.
Emanuel Zangerle: Der 23-Jährige machte in der letzten Saison einen großen Schritt nach vorne. In seinem vierten Jahr auf Kontinental-Niveau entwickelte sich Zangerle zu einem echten Leader und soll trotz der größer gewordenen internen Konkurrenz diese Rolle auch 2024 immer wieder ausfüllen. Ähnlich wie Kukrle mag Zangerle die schweren, hart ausgefahrenen Rennen, im Vergleich zum Tschechen verfügt er aber noch über einen etwas besseren Sprint. Sein bestes internationales Ergebnis 2023 war Rang sieben beim GP Vorarlberg (1.2) sowie ein sechster Etappenrang beim Fleche du Sud (2.2). In der österreichischen Radbundesliga wurde Zangerle Dritter in der Gesamtwertung und gewann zudem das Rennen in Wieselburg. Sein Potenzial hat er dabei noch nicht voll ausgeschöpft.
Riccardo Zoidl: Über Jahre hinweg zählte der Österreicher zu den besten Kletterern im Feld. 2013 etwa gewann Zoidl gleich vier Mehretappenrennen, darunter die Österreich-Rundfahrt. In seinen vier Jahren in der Worldtour nahm je zwei Mal am Giro und der Vuelta teil. Mittlerweile ist der 35-Jährige wohl über seinen Zenit heraus, sein letzter Sieg datiert aus dem Jahr 202, als Zoidl eine Etappe der Tour of Antalya (2.1) gewann. In der zurückliegenden Saison waren ein fünfter Platz bei der Oberösterreich-Rundfahrt (2.2), ein sechster Rang bei der Tour of Rhodes (2.2) sowie Rang zwei zum Auftakt der österreichischen Rad-Bundesliga seine besten Resultate. Wie gut es 2024 laufen wird, muss sich zeigen, denn Zoidl ist nach einem Unfall im Winter noch nicht wieder ganz hergestellt. Das Team hat dennoch weiterhin großes Vertrauen in den Routinier und will ihn wieder auf die Siegstraße zurückbringen. Aber auch eine Edelhelferrolle im Hochgebirge für Landsmann Pernsteiner ist denkbar.
RSN-Prognose: Mit einem der besten Kader auf Kontinental-Niveau kann die Saison für die Welser eigentlich nur ein Erfolg werden. Das Team ist sowohl in der Spitze als auch in der Breite so stark aufgestellt, dass sich Ausfälle kompensieren lassen und bei den meisten Rennen mehrere Karten gespielt werden können. Bleibt nur abzuwarten, wie sich die Starzugänge Pernsteiner und Schönberger bei den kleinen Rennen zurechtfinden werden.
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