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10.05.2024 | (rsn) - Schneller als Mikkel Bjerg, schneller als Antonio Tiberi oder Luke Plapp und auch schneller als Geraint Thomas – am Ende stand der fünfte Platz. Maximilian Schachmann (Bora – hangrohe) erreichte dieses Top-Ergebnis beim Einzelzeitfahren auf der 7. Etappe des Giro d’Italia mit einer – wie er selbst sagte – kontrollierten Fahrt.
"Ich bin ein ordentliches Tempo gefahren, aber auch eines, das mich in den nächsten Tagen nicht umbringen wird", meinte der Deutsche im Etappenziel in Perugia gegenüber Eurosport. Ob dann nicht noch mehr möglich gewesen wäre? "Hätte, hätte, Fahrradkette", so Schachmann. "So einfach darf man sich das nicht machen. Es wäre nicht fair, das zu behaupten."
Nach Platz zwei bei der Eröffnungsetappe in Turin war es innerhalb von einer Woche das zweite Spitzenergebnis für Schachmann. Darauf musste der Berliner mehr als zwei Jahre warten. Seine Resultate in den Jahren 2022 und 2023 blieben klar hinter seinen Erwartungen zurück, der Giro-Auftakt aber ist nach einer bereits starken Baskenland-Rundfahrt der nächste große Schritt zurück in Richtung Weltspitze.
Zeitsprung zurück ins Jahr 2022: Schachmann ging damals als zweifacher Titelverteidiger an den Start von Paris-Nizza (2.UWT). Aufgrund einer Covid-Erkrankung musste er das Rennen – wie viele andere auch – nach nur drei Etappen aufgeben. Danach kam er nicht mehr so stark zurück, wie man ihn in den Jahren zuvor gesehen hatte. Neun WorldTour-Siege und den Deutschen Meistertitel 2021 fuhr er zuvor ein – dann funktionierte es nicht mehr wie gewohnt.
Maximilian Schachmann wurde 2021 Deutscher Meister – im Jahr darauf folgten Rückschläge. | Foto: Cor Vos
Statt Siegen reihten sich nun Rückschlage aneinander: Er erkrankte an Zytomegalie nach einem Herpes-Virus. Das Jahr 2023 stand noch immer im Schatten dieser Krankheit. Schachmann gönnte sich wenig Pausen, fuhr dafür aber im besten Fall lediglich mit – im schlechtesten Fall konnte er Rennen nicht beenden. Auch für seinen Mentalzustand war diese Zeit eine Herausforderung.
Das Jahr 2024 aber begann seit diesem Jahr in Andorra lebende Profi mit neuer Motivation. Die Algarve-Rundfahrt (2.Pro) schloss er als Helfer von Daniel Felipe Martínez erfolgreich ab, bei der Baskenland-Rundfahrt (2.UWT) erreichte er zwei Top-Ten-Platzierungen. Auch wenn er danach nochmal krank wurde und beim Amstel Gold Race (1.UWT) deshalb hinter den Erwartungen blieb, zeigte die Formkurve schon vor dem Giro wieder deutlich nach oben.
Am Maglia Rosa schrammte er auf der 1. Etappe nur knapp vorbei, wurde Zweiter hinter Jhonatan Narvaez (Ineos Grenadiers) – und vor Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). Ein echter Befreiungsschlag war das: Schachmann konnte wieder mit den absoluten Weltklasse-Fahrern mitfahren. Das zeigte er nun auch beim anspruchsvollen Zeitfahren von Foligno nach Perugia.
Die 1. Etappe des Giro d’Italia nach Turin beendete Maximilian Schachmann als Zweiter. | Foto: Cor Vos
"Ich hatte die Anweisung, mich heute nicht umzubringen", sagte Schachmann im Ziel. Die flachen 34 Kilometer zum Auftakt absolvierte er in 39:49 Minuten – die fünftschnellste Zwischenzeit. Für diese Position reichte es auch im Ziel nach einem sechs Kilometer langen Schlussanstieg in die Altstadt Perugias. Diesen unrhythmischen, zwischendurch sehr steilen Abschnitt absolvierte er ebenfalls als Fünftschnellster. Bergauf waren nur Pogacar, Martinez, Ben O'Connor und Tiberi schneller, in der Gesamtzeit des Tages waren es Pogacar, Filippo Ganna, Magnus Sheffield und Thymen Arensman.
"Etwas mehr als eine Sekunde pro Kilometer auf so ein Biest wie Ganna zu verlieren, ist keine Schande", meinte Schachmann, der die letzten sechs Kilometer 14 Sekunden schneller absolvierte als der italienische Etappenzweite. Als der Deutsche ins Ziel kam, war nur der Italiener besser als er. Die anderen starteten später. Ein wenig konnte der 30-Jährige wohl auch vom auffrischenden Wind profitieren, der die später gestarteten Fahrer vor allem im Flachstück ausbremste. Doch das soll die Leistung des 30-Jährigen keineswegs schmälern.
Schachmanns Zeit im Anstieg zeigt schließlich, dass seine Platzierung "rechtmäßig" zustande kam. Gegen Tadej Pogacar waren schließlich selbst Lokalmatador Ganna und der Wind an diesem Tag chancenlos. Als sich der Slowene nach eigener Aussage am Anfang erst noch an das Zeitfahrrad "gewöhnte", hatte Ganna noch eine Chance gegen das Maglia Rosa. Im Anstieg war die Gewöhnungsphase abgeschlossen und Pogacar war 32 Sekunden schneller als jeder andere Konkurrent – nur auf den letzten sechs Kilometern bergauf. Ganna verlor 1:04 Minuten, Schachmann nur 46 Sekunden.
Abgesehen von den beiden Überfliegern dieser Etappe war er in absoluter Schlagdistanz. Gegenüber Sheffield fehlten dem gebürtigen Berliner nur 17 Sekunden, Arensman war fünf Sekunden schneller. Nach 40,6 extrem anspruchsvollen Zeitfahr-Kilometern sind das knappe Abstände.
Dass Max Schachmann mit einer kontrollierten Fahrt in die absolute Weltspitze vorfahren konnte, macht für die kommenden zwei Giro-Wochen aus deutscher Sicht große Hoffnung auf einen Coup des Bora-Profis.
Schachmann beim Zeitfahren nach Perugia. Auch im Anstieg hielt er die fünftbeste Zeit. | Foto: Cor Vos
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