Setzt Alpecin auf der Gravel-Etappe den Befreiungsschlag?

Philipsen frustriert, aber kämpferisch nach nächstem 2. Platz

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Philipsen frustriert, aber kämpferisch nach nächstem 2. Platz"
Jasper Philipsen (Alpecin - Deceuninck) | Foto: Cor Vos

07.07.2024  |  (rsn) – Nach vier Etappensiegen und dem Gewinn des Grünen Trikots im vergangenen Jahr kam Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) als Top-Favorit für die Massenankünfte zur 111. Tour de France. Doch nach vier Sprints stehen für den Belgier lediglich zwei zweite Plätze zu Buche – auch wenn er eigentlich dreimal als Zweiter über den Zielstrich fuhr. Viel fehlte in Colombey-Les-Deux-Églises auf der 8. Etappe am Samstag nicht zum ersten Sieg, aber am Ende war mit Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) eben doch wieder einer Schneller.

"Ich glaube nicht, dass ich viel schlechter bin als damals. Sonst kann man nicht dreimal Zweiter werden. Ich bin auf einem guten Niveau, aber es muss eben funktionieren", sagte Philipsen nach dem Duschen zu Sporza, nachdem er bei der Ankunft am Mannschaftsbus zunächst nicht reden wollte.

Frustriert war der 26-Jährige aber auch da noch. Da war seine Körpersprache deutlich. Philipsen hatte sich die erste Tour-Woche anders vorgestellt. "Es scheint alles in die falsche Richtung zu laufen, während letztes Jahr alles in die richtige ging. Damit müssen wir leben", sagte er.

Dass Philipsen zweimal – vor seiner Rückversetzung in Dijon sowie jetzt auf der 8. Etappe – nur wenige Zentimeter fehlten, um den ersehnten Sieg zu holen, durfte sein Team und seine Fans aber auch optimistisch stimmen, dass der Knoten bald platzen könnte.

"Haben auch schon mal länger auf einen Sieg gewartet"

"Wir haben auch schon mal länger auf einen Sieg gewartet", sagte Teamchef Christoph Roodhooft. "Jasper ist wieder Zweiter und ich finde das auch gar nicht so schlecht. Diese Woche hat nicht alles Spaß gemacht, aber wir sollten jetzt auch nicht alles in den Müll werfen. Manchmal läuft alles für Dich und manchmal eben nicht."

Die Grundgeschwindigkeit von Philipsen ist bei den Sprints dieser Tour alles andere als schlecht. Und auch im Positionskampf behauptete er sich bislang gewohnt gut. Einzig Girmay und Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) waren in den Sprints bisher genauso konstant. Philipsen fehlte unter den Top 3 nur einmal, nämlich gleich beim ersten Massensprint in Turin, als er 2,5 Kilometer vor Schluss in den Massensturz verwickelt war.

Wenn du auf den Link klickst und darüber einkaufst, bekommen wir von dem Online-Shop oder Anbieter eine kleine Provision. Somit unterstützt du unsere Arbeit und radsport-news.com. Danke!

"Im Prinzip hätte ich nicht gedacht, dass ich heute so nah komme. Ich habe mich nicht gut gefühlt, weil es ziemlich schwer war. Und die Ankunft heute lag mir nicht so", erkannte er nach Girmays zweitem Sieg, dass auch die 8. Etappe alles andere als schlecht war. Nur fehlt eben der Sieg.

"Wenn es nicht läuft, ist man auch mental in einem schlechten Flow. Es kann also psychisch zu einem Problem werden", sorgte sich Roodhooft weniger um die Power seines Sprinters, als um den Kopf und versuchte optimistisch zu bleiben: "Wir stecken da gemeinsam drin und werden auch gemeinsam rauskommen. Wir werden schon bald wieder gewinnen." Dass er die knappen Niederlagen nicht in seinen Kopf lassen darf, ist auch Philipsen bewusst. "Das wahre Selbstvertrauen entsteht, wenn man gewinnt. Aber es fehlt nicht viel", meinte er.

Van der Poels perfektes Leadout von 2023 fehlt

Ein nicht zu unterschätzendes Puzzle-Teil, das bisher aber definitiv meist fehlte, war das perfekte Leadout von Mathieu van der Poel aus dem Vorjahr. In Dijon am Donnerstag hatte das geklappt und Groenewegen war dann einfach schneller als Philipsen.

Aber beim zweiten Platz hinter Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) am Mittwoch in Saint Vulbas und auch jetzt am Samstag hinter Girmay in Colombey-Les-Deux-Églises gelang es nicht. In Saint Vulbas sah es bis 450 Meter vor dem Ziel noch sehr gut aus, dann aber scherte der Weltmeister früher als erhofft aus. Und am Samstag brachte er sein Team ohnehin nur bis kurz vor der 1.000-Meter-Marke. Axel Laurance war dann als letzter Mann bis kurz vor dem Sprint bei Philipsen.

Es äußerte sich aus dem Team zwar niemand in diese Richtung, aber denkbar scheint, dass der Weltmeister in Colombey etwas geschont wurde, weil für ihn mit der Schotter-Etappe am Sonntag ein großer Tag folgt. Dort gilt er für viele als Hauptfavorit auf den Sieg und möglicherweise hat genau dieses Teilstück nun auch das Potential, den Knoten für Alpecin – Deceuninck und Philipsen platzen zu lassen.

Über den Schotter von Troyes auch zurück in den Kampf um Grün?

"Ich denke, die Schotter-Etappe liegt uns. Wir müssen aufmerksam sein und schauen, dass wir morgen dabei sind", schloss Philipsen seine Statements am Mannschaftsbus am Samstag. Wenn man ans perfekte Alpecin-Frühjahr zurückdenkt, ist es gut vorstellbar, dass sowohl van der Poel als auch Philipsen rund um Troyes am Sonntag ganz vorne dabei sind. Zwei Doppelsiege bei Paris-Roubaix in Folge und auch die Vorstellung bei Mailand-Sanremo im März lassen keinen Zweifel daran, dass das möglich ist – zumal die Schotter-Anstiege am Sonntag eher zur Rennmitte kommen. Jene im Finale sind flach.

Sollte Philipsen es in Troyes mit den Besten zum Ziel schaffen, könnte die etwas verkorkste erste Tour-Woche für ihn doch noch zum Happy End führen. Und dann wäre auch der Kampf ums Grüne Trikot möglicherweise plötzlich wieder völlig offen. Dort liegt der Belgier nach acht Tagen nämlich bereits 88 Punkte hinter Girmay zurück. Aufgegeben hat er die Punktewertung aber längst nicht.

"Es kommen noch vier, fünf weitere Chancen und also auch noch jede Menge Punkte", sagte Philipsen. Echte Sprintetappen gibt es bei dieser Tour noch vier – die 10., 12., 13. und das 16. Teilstück. Mit der fünften Chance meinte Philipsen also definitiv Troyes. "Bei Girmay läuft es zwar sehr gut, aber es kann immer etwas passieren. Wir werden versuchen, dranzubleiben und dann werden wir sehen."

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.11.2024Cavendish gewinnt in Singapur den letzten Sprint seiner Karriere

(rsn) – Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) hat das letzte Rennen seiner Karriere standesgemäß beendet. Der 39-jährige Brite ließ in Singapur beim von der ASO organisierten Prudential Critérium i

24.07.2024Geschke würde “gerne nochmal zur WM fahren“

(rsn) – Simon Geschke hat seine letzte Tour de France beendet. Bei zwölf Teilnahmen gelang ihm 2015 in Pra-Loup einer seiner drei Profisiege der Karriere, die zum im Oktober ihr Ende finden wird. V

24.07.2024Wirbelfraktur bei Roglic

(rsn) – Die 12. Etappe der Tour de France 2024 wird Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) noch länger in Erinnerung bleiben. Nicht nur, dass sein Sturz weniger Kilometer vor dem Ziel in V

23.07.2024Nach Tour-Aus noch Fragezeichen hinter Roglics Vuelta-Start

(rsn) – Nachdem er die Tour de France in Folge von zwei Stürzen binnen 24 Stunden vorzeitig verlassen musste, befindet sich Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) noch in der Erholungsphas

23.07.2024Tour-Dritter Evenepoel: “Noch etwas größer als der Vuelta-Sieg“

(rsn) – Nach seinem erfolgreichen Tour-de-France-Debüt blickt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) zuversichtlich nach vorn. “Ich denke, dieser Podestplatz bedeutet für meine Zukunftspläne,

22.07.2024Titelverteidiger bezwungen, zwei Topteams gehen leer aus

(rsn) – In Nizza endete am Sonntag die 111. Austragung der Tour de France. Das Rennen rund um Frankreich, welches heuer erstmals in Italien begann, sorgte für viel Action, Dramatik, Freude und Trä

22.07.2024Pogacar: “Superdumm, etwas zu nehmen, was Dich gefährdet“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat nicht nur den Giro d’Italia, sondern auch die Tour de France fast nach Belieben dominiert. Der Slowene gewann beide Rundfahrten dank jeweils sechs Et

22.07.2024Pogacar und UAE auch im Preisgeld-Ranking der Tour Nummer 1

(rsn) – UAE Team Emirates hat bei der 111. Tour de France dank Tadej Pogacar auch beim Preisgeld groß abgesahnt. Dagegen ist das deutsche Team Red Bull – Bora – hansgrohe das Schlusslicht des

22.07.2024Pogacar kehrt auf den Thron zurück, Girmay Afrikas Radsportheld

(rsn) – Drei Wochen Tour de France sind am Sonntagabend in Nizza zu Ende gegangen. Erstmals fand das Finale des größten Radrennens der Welt nicht in der französischen Hauptstadt Paris statt, son

21.07.2024Auch ohne Etappensieg eine Tour-Bilanz mit Erfolgen

(rsn) – Acht deutsche Fahrer starteten vor drei Wochen in Florenz in die 111. Tour de France und sieben davon erreichten das Ziel in Nizza. Zwar müssen die deutschen Fans weiter auf den ersten Eta

21.07.2024Tadej, der Gnadenlose: Pogacar unterwirft sich die Tour

(rsn) - Die Geschichte kennt Iwan, den Schrecklichen, Vlad, den Pfähler und Eddy, den Kannibalen. Mit ersterem ist nicht der frühere Giro-Sieger Ivan Basso gemeint, sondern der grausame Zar, der sei

21.07.2024Vingegaard: “Unter normalen Umständen wäre ich enttäuscht“

(rsn) - Mit seinem sechsten Etappensieg vollendete Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nicht nur das Double aus Giro d´Italia und der Tour de France, sondern stellte auch seine Anzahl an Tageserfolgen

Weitere Radsportnachrichten

03.12.2024Großbritannien in Nöten: Insel ohne Konti-Teams

(rsn) – Langsam aber sicher ist der Schwung, den die Olympischen Spiele 2012 in London dem britischen Straßenradsport gaben, aufgebraucht. Zwar stehen, Stand jetzt, 34 britische Profis im kommenden

03.12.2024Wiggins bekam Hilfsangebot von Armstrong

(rsn) – Lance Armstrong, selbst gefallener Radsport-Held, hat sich offenbar einmal mehr generös gegenüber seinesgleichen gezeigt. Nachdem er in den vergangenen Jahren bereits Jan Ullrich, seinem g

03.12.2024Vollering-Schwester vor Profi-Debüt

(rsn) – Bodine Vollering, Schwester von Demi Vollering, steht vor dem Sprung in den Profi-Radsport. Die 21-Jährige hat für zwei Jahre beim Kontinental-Team VolkerWessels unterschrieben. Teammanage

03.12.2024WorldTour-Budgets steigen weiter rasant

(rsn) – Die finanzielle Situation in der WorldTour wird sich auch 2025 weiter verbessern. So kontinuierlich wie stark steigen das Gesamtbudget der Teams insgesamt auch in der neuen Saison. Das geht

03.12.2024Bei der Deutschland Tour so gut wie nie

(rsn) – Rückschritt, Neuanfang, Flucht. All das sind Worte, von denen Florian Stork nichts wissen will. “Ich war sieben Jahre lang in den Strukturen von dsm, da war es jetzt einfach mal an der Ze

03.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

02.12.2024Offiziell: 80. Vuelta a Espana beginnt in Turin

(rsn) – Nachdem die Tour de France in diesem Jahr in Florenz gestartet war, wird 2025 auch die Spanien-Rundfahrt in Italien beginnen. Wie die Organisatoren der letzten Grand Tour des Jahren nun auch

02.12.2024Boros beendet in Dublin mit Querfeldeinlauf Nys´ Ambitionen

(rsn) – Die ersten beiden Weltcups der Cross-Saison 2024/25 hat sich Thibau Nys (Baloise – Trek Lions) sicher anders vorgestellt. Zum Auftakt am vergangenen Wochenende kam der Europameister beim S

02.12.2024Indiz für Sanremo-Start? Pogacar trainiert am Poggio

(rsn) – Mailand-Sanremo gehört zu den wenigen großen Rennen, die Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch nicht gewonnen hat. Noch ist unklar, ob der Weltmeister an der kommenden Ausgabe des italien

02.12.2024Van Aert hat für den Winter einen Plan

(rsn) – Mittlerweile steht fest, dass Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) erst nach dem Ende des Team-Trainingslagers von Visma – Lease a Bike Ende Dezember in die Cross-Saison 2024/25 einsteig

02.12.2024Cummings neuer Sportdirektor bei Jayco – AlUla

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.12.2024Trotz Bestwerten hinter den Erwartungen zurückgeblieben

(rsn) – Im Frühsommer zeigte Jonas Rapp (Hrinkow Advarics) wieder einmal, dass er nach wie vor zur Riege der besten deutschen Kletterer gehört. Der 30-Jährige wurde Mitte Mai dank eines dritten P

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine