RSNplusNach Sturz ist der Kampf um Grün wieder offen

Philipsen schöpft Hoffnung, bedauert Girmays Missgeschick

Von Tom Mustroph (Nimes)

Foto zu dem Text "Philipsen schöpft Hoffnung, bedauert Girmays Missgeschick"
Biniam Girmay (Intermarché - Wanty) | Foto: Cor Vos

16.07.2024  |  (rsn) - Der Weg zur Siegerehrung war diesmal schwer für Biniam Girmay. Das rechte Knie war bandagiert. Immerhin konnte er halbwegs rund laufen. In Absprache mit den Organisatoren verzichtete der Eritreer aber auf die große Runde in der Mixed Zone und gab nur ein kurzes Interview.

"Es war kein leichtes Finale. Es war die letzte große Sprintetappe und jeder wollte vorne sein. Auf den letzten 10km gab es auch viele Kreisverkehre. Die Fahrbahn verengte sich danach. Mit einem Fahrer von EF kam ich aneinander. Unsere Lenker touchierten sich. Ich bremste voll, aber dann lag ich auf dem Boden", beschrieb er die Szenerie. ___STEADY_PAYWALL___

Dort kümmerte er sich erst einmal nicht um den weiteren Etappenverlauf. "Ich war einfach froh, dass ich wieder aufstehen und auf mein Rad steigen konnte", sagte er. Als 141. beendete er die Etappe. Das bedeutete null Zähler für die Punktewertung und da damit verbundene Grüne Trikot. Da sein härtester Rivale Jasper Philipsen die Etappe gewann, schmolz der komfortable Vorsprung von 86 Punkten auf 32. Philipsen holte nicht nur im Etappenziel 50 Punkte, er kam auch beim Zwischensprint auf vier Zähler mehr als der Führende in dieser Wertung.

Unterstützt von seinen Teamkollegen erreichte Girmay die Ziellinie in Nimes | Foto: Cor Vos

Dass der Belgier trotz großem Rückstand niemals aufgab und jeden Zwischensprint, der ihm möglich war, mitmachte, könnte sich am Ende noch auszahlen. "Es ist schön, wenn man bei dieser Tour noch Ziele haben kann“, sagte er lachend, und spielte auf den wieder etwas offeneren Ausgang im Kampf um Grün an. "Ohne Ziele macht die Tour nur halb so viel Spaß", fügte er hinzu.

Philipsen schätzt seine Chancen nicht sehr hoch ein

Er wird sich jetzt mit noch mehr Eifer in die Zwischensprints werfen. "Das ist keine einfache Sache. Denn du darfst dich dabei ja nicht völlig leer fahren, denn die halbe Etappe folgt ja noch“, schilderte er den Balance-Akt, der auf ihn zukommen wird.

Seine Chancen auf Grün in Nizza schätzte er realistischerweise aber nicht sehr hoch ein. "Ich hätte lieber 32 Punkte Vorsprung anstatt zurückzuliegen. Es wird richtig schwer. Eigentlich ist es so gut wie unmöglich", meinte er.

Stark bandagiert ging es für den Eritreer zur Siegerehrung | Foto: Cor Vos

Der Titelverteidiger in dieser Wertung versprach aber auch, alles zu geben. Auf der 18. Etappe könnte es noch einmal zu einem Sprint kommen, jedenfalls unter den bergfesteren der schnellen Männer. Philipsen selbst gehört durchaus dazu. Er meinte aber auch: "Biniam ist ebenfalls recht stark in den Bergen."

Die neue Konstellation ändert einiges, vor allem bei Girmays Rennstall Intermarché. Teamkollege Georg Zimmermann hatte sich schon auf Ausreißmomente gefreut in den kommenden Tagen. „Damit wird es jetzt wahrscheinlich nichts werden, wenn es im Kampf um Grün eng wird. Da müssen wir zuallererst Biniam schützen“, meinte der Augsburger am Teambus.

Girmay mit Schmerzen aber auch viel Gelassenheit

Girmay blickt mit großer Gemütsruhe auf die kommenden Tage: "Ich weiß, dass der Tag nach einem Sturz besonders schwer wird. Da machen sich die Schmerzen erst richtig bemerkbar. Aber ich bin froh, dass es halbwegs glimpflich ausgegangen ist. Das sollte kein Hindernis sein, weiter zu machen. Ich will auf alle Fälle in Nizza ankommen. Und ob es dann für Grün reicht, werden wir sehen.“

Drei Etappensiege hat Girmay schon bei dieser Tour herausgefahren | Foto: Cor Vos

Trösten kann er sich damit, dass Philipsen das Sturzpech von ihm bedauerte. "Ich habe den Sturz selbst nicht mitbekommen, sondern nur die Geräusche gehört. Erst später habe ich erfahren, dass Girmay darin verwickelt war. Das tut mir leid für ihn und ich hoffe, er kann weiter machen“, sagte er in der Mixed Zone.

Girmay kann weitermachen. Er weiß aber auch, dass er die Zähne zusammenbeißen muss. Als ihn der Interviewer fragte, ob er ein Kämpfer sei, lächelte der Eritreer nur und nickte. Sein Kampfgeist wird in den kommenden Tagen auf eine besondere Probe gestellt. Aber Girmay weiß eben auch, dass er das nicht nur für sich und sein Team tut, sondern für seinen gesamten Kontinent.

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