Hälfte der Tour-Teams noch ohne Tagessieg

Red Bull und die (fast) hoffnungslosen Ausreißversuche

Von Peter Maurer

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Bob Jungels (rechts) und Jai Hindley (beide Red Bull - Bora - hansgrohe) wollen für ihre Mannschft noch das Ruder rumreißen. | Foto: Cor Vos

17.07.2024  |  (rsn) – Es ist bislang nicht die Tour de France von Red Bull – Bora – hansgrohe. Zuerst verloren sie die nominelle Nummer zwei, Aleksandr Vlasov, durch einen Sturz. Tage später folgte der Ausfall von Primoz Roglic, mit dem die Raublinger eigentlich um das Podium in der Gesamtwertung kämpfen wollten. Der gesamte Tourkader wurde darauf abgestimmt, nun liegt es an den verbleibenden Akteuren, vielleicht noch mit einem Etappensieg ein zählbares Resultat aus dieser Tour mitzunehmen.

Auf Rang 19 mit fast einer Stunde Rückstand spielt der Girosieger von 2022, Jai Hindley, in der Gesamtwertung keine Rolle mehr, wodurch das Team auf einen Tageserfolg angewiesen ist. Da verbleibt mit der 18. Etappe am Donnerstag noch eine letzte Chance, denn die finalen, schweren Alpenetappen sollten normalerweise über die Klassementfahrer entschieden werden, folgt man dem Trend der Tour in diesem Jahr.

"Wir wussten, dass das eine von zwei Tagen wäre, in der die Fluchtgruppe eine Chance hat", meinte Bob Jungels über die Mittwochsetappe. Der Luxemburger, selbst schon Tagessieger bei der Tour vor zwei Jahren, versuchte sich in einer Vierergruppe, doch diese wurde nach dem Zwischensprint von einer größeren Verfolgergruppe wieder eingeholt. Mit dabei waren gute Kletterer wie der spätere Tagessieger Richard Carapaz (EF Education – EasyPost). "Es war nicht unser Tag. Ich hatte ehrlich gesagt den ganzen Tag wenig Hoffnung, dass wir durchkommen und wenn Yates und Carapaz von hinten kommen, dann wird es unmöglich", bilanzierte Jungels enttäuscht.

Der Fakt, dass das Team mit Ausnahme von Hindley über keinen richtig starken Kletterer mehr verfügt - die Form des Australiers reicht auch nicht, um wirklich ganz vorne mitzuspielen - limitiert die Raublinger daher auf den morgigen Tag, wenn es von Gap nach Barcelonnette geht. Sechs giftige Anstiege warten dort bis ins Ziel; und vor allem viele Gegner. Denn elf der 22 Mannschaften konnte bislang einen Tagessieg verbuchen, folglich ist es auch für die anderen elf die wohl finale Chance auf einen Etappenerfolg.

Für Ausreißer wird es immer komplizierter

"Die Etappen für Fluchtgruppen werden immer komplizierter. Wenn also das Feld eine Ausreißer-Etappe ausmacht, dann kämpfen nicht mehr 20 Fahrer um die Gruppe, sondern 80", schilderte Jack Haig (Bahrain Victorious). Auch das Team der beiden Deutschen Nikias Arndt und Phil Bauhaus, der nach seinem zweiten Rang am Dienstag nun vorzeitig vom Rad stieg und die Tour verlies, wartet noch auf einen Sieg.

Sie haben aber mit Santiago Buitrago einen Mann in den Top Ten, womit auch nicht alles auf die 18. Etappe gesetzt werden muss. Denn der Kolumbianer könnte sich auf den noch schwereren Teilstücken unter die Ausreißer mischen und sich damit sogar im Klassement weiter verbessern. Dazu benötigt er aber Helfer, die am Donnerstag nicht alle Körner verschießen werden. Das gleiche gilt auch für Decathlon – AG2R La Mondiale rund um den Österreicher Felix Gall oder Lidl – Trek um Giulio Ciccone.

Auch Ineos Grenadiers noch ohne Etappensieg

Ganz wenig gezeigt hat mit Ineos Grenadiers bislang auch eine Mannschaft, die die Rundfahrt über Jahre dominierte und mit Egan Bernal und Geraint Thomas sogar zwei frühere Gesamtsieger in ihren Reihen hat. Mit Carlos Rodriguez stellen sie zwar den aktuell Sechsten des Klassements, doch der Spanier konnte mit der absoluten Tourspitze in den Bergen nicht mithalten. Im Vorjahr holte er aber in den Alpen einen Etappensieg und sein Rückstand von über 13 Minuten sollte ihm auch einige Türen öffnen in Fluchtgruppen.

Zwar hatte Pascal Ackermann (Israel - Premier Tech) vor wenigen Tagen noch den Plan, es auf dem Weg nach Barcelonnette in einer Ausreißergruppe zu versuchen, da es in den Sprints nicht zum Tagessieg reichte, doch der Deutsche ist auch gesundheitlich am Limit. "Ich fürchte, den Plan für morgen muss ich wegen der Erkältung zurückstellen. Heute hatte ich definitiv nicht die Beine, die ich gerne gehabt hätte", resümierte er am Ende der 17. Etappe gegenüber der ARD.

Geschke will es weiterversuchen, bräuchte aber ein Wunder

Bei Simon Geschke (Cofidis) stand die Tour ursprünglich gar nicht im Programm seines Abschiedsjahres, doch seine gute Leistung beim Giro d'Italia überzeugte die Teamverantwortlichen, ihn noch einmal mitzunehmen. Doch sowohl der Freiburger als auch sein Kapitän Guillaume Martin konnten bislang nicht in den Kampf um den Etappensieg eingreifen. Den beiden Sprintern in der Mannschaft, Bryan Coquard, immerhin Dritter der Punktewertung, und Alex Zingle wird der 18. Abschnitt zu schwer werden.

Auch Geschke ist sich bewusst, dass seine Form nicht für eine ganz große Sensation reichen wird: "Bisher bin ich eigentlich nur mitgefahren, es würde mich sehr überraschen, wenn ich die letzten Tage wie Phönix aus der Asche nochmal eine Riesenshow bieten kann. Aber ich hoffe natürlich darauf." Die geringe Anzahl der Chancen und dass das halbe Feld noch auf einen Tageserfolg wartet, macht es auch für die französische Equipe nicht leichter. "Wir werden es als Team weiter versuchen, aber es wird auch nicht einfacher. Wenn man sich die Gruppen anschaut, da sind halt immer absolute Topfahrer dabei", analysierte Geschke.

Für Groupama – FDJ und Lotto – Dstny lief bei dieser Tour noch nicht viel zusammen. Zwar wären beide Mannschaften gut aufgestellt für mögliche Gruppen, jedoch fehlen vor allem am Berg die Fahrer, die Spitzen setzen können. Kein wirkliches Glück mit der Rundfahrt hat in diesem Jahr wieder das Movistar Team. Gekommen mit großen Ambitionen in der Gesamtwertung um Enric Mas, enttäuschte der spanische Kapitän ein weiteres Mal, probierte sich auf der 17. Etappe als Ausreißer und wurde Dritter. Für ein Team, welches regelmäßig in der Mannschaftswertung weit vorne zu finden war und sogar siebenmal den Toursieg feiern durfte, ist dies aber deutlich zu wenig.

Uno-X auch ohne Etappensieg ein Gewinner

Rein von der Struktur zählt die norwegische Mannschaft Uno-X Mobility sicherlich zu den kleinsten Teams. Sie haben auch die jüngste Geschichte bei der Tour. Sie warten zwar noch auf ihren ersten GrandTour-Erfolg, allerdings präsentierten sie sich bislang sehr gut, trugen lange die Trikots in den Sonderwertungen mit Jonas Abrahamsen und waren auch am Mittwoch wieder durch den Dänen Magnus Cort Nielsenlange an der Spitze vertreten, einem, der schon bei allen drei großen Landesrundfahrten Etappen gewann.

"Fast alle Teams hatten sich die 17. Etappe dick markiert. Am Ende bist du glücklich, wenn du es überhaupt in die Gruppe schaffst", berichtete der Däne, der lange in einer Vierergruppe an der Spitze des Rennens fuhr, aber dann durch die starken Kletterer, die vorstießen, seine Chancen auf einen Erfolg verlor: "Wir werden es als Team weiter versuchen, aber es wird auch nicht einfacher. Wenn man sich die Gruppe anschaut, da sind halt immer absolute Topfahrer dabei."

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