Auf 18. Tour-Etappe kein Glück in der Fluchtgruppe

Kwiatkowskis Attacke brachte van Aert ans Limit

Von Jan Zesewitz

Foto zu dem Text "Kwiatkowskis Attacke brachte van Aert ans Limit"
Wout van Aert (Visma - Lease a Bike) im Ziel der 18. Tour-Etappe in Barcelonnette. | Foto: Cor Vos

18.07.2024  |  (rsn) – Als sich nicht weniger als 36 Fahrer am ersten Anstieg dieser 18. Etappe der 111. Tour de France vom Feld absetzen konnten, hätten wohl nicht wenige Experten auf Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) als Sieger gesetzt. Der Belgier war der Fahrer mit dem größten Palmarès in dieser Gruppe. Das Teilstück war anspruchsvoll, aber nicht mit hohen Bergen gespickt. Es war kein Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) in dieser Gruppe und von den großen Top-Favoriten sowieso keiner. Dazu hatte van Aert mit Bart Lemmen einen starken Teamkollegen dabei.

So einfach gestalten sich die Dinge im modernen Radsport natürlich nicht – es sei denn, man heißt Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). Eine Ausreißergruppe dieser Größe ist extrem schwer zu kontrollieren, bei der Tour sind auch die Mitausreißer erstklassige Konkurrenten und – auch das gehört zur Wahrheit – van Aert ist nach seinem schweren Sturz im Frühjahr nicht in derselben Form wie in den vergangenen Jahren

Zudem haben die anderen Fahrer einen wie ihn auch genau im Blick: “Es ist schade, ich dachte, mit dem blauen Trikot ist man fast unsichtbar, aber anscheinend kennen viele meine Nummer und markieren mich. Das wäre aber nur eine dumme Ausrede“, sagte van Aert nach seinem neunten Platz in Barcelonnette am “Eurosport“-Mikrofon.

Markiert oder nicht – als Michal Kwiatkowski (Ineos Grenadiers) über die letzte Bergwertung des Tages attackierte, war van Aert nicht am Hinterrad des Polen. Sein Teamkollege Lemmen hatte zuvor fast alle Angriffe gekontert, war in jeder kleinen Gruppe dabei. Die Rollenverteilung war klar: Der Chef war van Aert, aber der konnte wenig ausrichten. 

“Es ist schwer, aus der Fluchtgruppe heraus zu gewinnen, für jeden. Kwiatkowski war heute sehr stark. Da war ich am Limit an diesem Anstieg. Danach mussten wir ein bisschen spekulieren und Bart hat den nächsten Move begleitet und dann war im Grunde alles vorbei“, gab der 29-Jährige später zu. “Ich habe Bart gesagt, dass er um seinen Platz mitfahren kann. Dass er einen Platz in den Top 10 erreicht hat, ist schön, gut gemacht“, sagte der neunmalige Etappensieger.

In Barcelonette sprang Platz sechs für Lemmen heraus, drei Positionen vor van Aert – das ist nicht die Erwartungshaltung, mit der das beste Team der vergangenen Jahre in eine solche Etappe startet. Diesmal aber waren Kwiatkowski, der Franzose Mattéo Vercher (TotalEnergies) und Tagessieger Victor Campenaerts (Lotto – Dstny) stärker.

In Top-Form zu Olympia?

Dennoch war van Aert zuversichtlich. ”Ich bin zufrieden, es entwickelt sich in die richtige Richtung. Vor allem heute habe ich mich sehr gut gefühlt“, sagte er im Ziel mit Blick auf das nächste große Ziel: die Olympischen Spiele von Paris. Diese Tour de France wird er allerdings mit ziemlicher Sicherheit ohne Etappensieg beenden. 

In den Alpen wird er für Jonas Vingegaard arbeiten und auch im abschließenden Einzelzeitfahren von Nizza wird er nicht zu den Sieg-Kandidaten zählen. “Der Fokus liegt nicht wirklich auf dem Zeitfahren. Die Olympischen Spiele stehen an und daher wird Sonntag kein Ruhetag, aber ich habe schon ein Auge auf die kommende Woche.“

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