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04.08.2024 | (rsn) – Noch nie war ein Österreicher so gut in einem Olympischen Straßenrennen der Männer unterwegs. Als die Verfolger nach 273 Kilometern in Paris auf die Zielgerade einbogen, war für Marco Haller sogar noch die Bronzemedaille möglich. Doch nach vielen Kilometern an der Spitze des Rennens schwanden die Kräfte und der Kärntner landete schlussendlich auf dem sechsten Rang – damit holte Haller in einem Straßenwettbewerb aber das beste Ergebnis eines Österreichers.
"Hätte mir vor dem Rennen jemand gesagt, dass ich Top Ten im Straßenrennen fahre, dann hätte ich das sofort unterschrieben. Jetzt habe ich natürlich ein lachendes und ein weinendes Auge, weil es so knapp war", erklärte der 33-Jährige im Ziel gegenüber radsport-news.com.
___STEADY_PAYWALL___Haller war nach rund 200 Kilometern mit vielen weiteren starken Fahrern wie etwa Nils Politt oder Stefan Küng den Favoriten davongefahren. Die Verfolger jagten den Iren Ben Healy, der als Solist die Spitze des Rennens bildete. "Als die Gruppe ging, habe ich nur links und rechts geschaut und gewusst, da sind extrem viele PS mit dabei. Man hofft auf Uneinigkeit dahinter und dass man mehr Luft auf das Feld bekommt", schilderte Haller die Situation.
Im Olympischen Straßenrennen von Paris kam Marco Haller mit der ersten Verfolgergruppe ins Ziel. |Foto: Arne Mill/Cycling Austria
Die Taktik ging fast perfekt auf, denn lange Zeit konnten die Favoriten nicht aufschließen. Erst als Remco Evenepoel in die Offensive ging, zerlegte es die Gruppe an der Spitze. In den Anstiegen, wie hinauf zur Basilika Sacre-Coeur am Montmartre, hatte Haller immer wieder mit dem hohen Tempo des Belgiers zu kämpfen und das erinnerte ein wenig an seinen größten Erfolg, dem Sieg bei den Hamburger Cyclassics 2022.
Damals fuhr er auch an den Bergen sein Tempo und versuchte gar nicht erst das Hinterrad der besseren Kletterer zu halten, erreichte dann aber die Zielgeraden in der Spitzengruppe und übersprintete dann sogar Wout van Aert. Bei den Spielen in Paris war aber Evenepoel eine Klasse für sich und der Franzose Valentin Madouas erwies sich als sein hartnäckigster Gegner. Dahinter hielt sich Haller immer in jener Gruppe auf, die um die Bronzemedaille kämpfte, die aber, je näher es dem Ziel ging, immer größer wurde.
"Es ist dann blöd gelaufen. Noch eine Gruppe kam ran und die Franzosen haben super zusammengearbeitet", erinnerte er sich. Der zweimalige Weltmeister Julian Alaphilippe blockierte ihn etwas in der Schlusskurve: "Er hat die Tür zugemacht, ich hatte einen schweren Gang drauf." Den Antritt von Christophe Laporte, der sich dann noch hinter Landsmann Madouas Bronze sicherte, konnte Haller nicht folgen. Auf den letzten Metern zogen auch noch der Ungar Attila Valter sowie der Lette Tom Skuijns am Profi von Red Bull – Bora - hansgrohe vorbei.
Mit seinem sechsten Platz war der Kärntner zufrieden – es war das beste Ergebnis eines Österreichers in einem Olympischen Straßenrennens. |Foto: Arne Mill/Cycling Austria
"Ich hätte mich verewigen können", kommentierte Haller die verpasste Möglichkeit auf eine Olympiamedaille und ordnete die Wertigkeit des Olympiarennens ein: "In der Radsport-Community kann man darüber diskutieren, ob Paris-Roubaix mehr zählt als die Olympischen Spiele. Aber in der großen, weiten Sportwelt ist eine Olympiamedaille was grenzgeniales. Wenn ich meiner Oma sage, ich bin in die Top Ten bei Paris-Roubaix gefahren, sagt sie super. Erzähle ich ihr aber, ich komme mit einer Medaille aus Paris zurück, dann weiß auch sie, was los ist."
Nur selten in seiner Karriere konnte Haller auf eigene Rechnung fahren, vielmehr stellte er sich immer wieder sowohl bei den Klassikern oder den Rundfahrtspezialisten in den Dienst seiner Kapitäne. In Paris nun konnte er seine Klasse unter Beweis stellen. "Das war ein Rennen, bei dem ich mich auf mich konzentrieren und zeigen konnte, dass ich doch nicht so ein schlechter Radfahrer bin, wie manche denken“, stellte Haller zufrieden fest.
Lediglich bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 in Athen erreichten zwei Österreicher mit den Rängen acht und neun ähnlich vordere Platzierungen. Besser als Haller war kein einziger Österreicher in einem Straßenrennen. "Meine Karriere wird nicht mehr so lange dauern. Mir ist es wichtig, dass ich zu den besseren Radfahrern gehöre, die Österreich gehabt hat. Es macht mich richtig stolz, meinen Namen auf diese Liste nun geschrieben habe. Ich kann mir von Platz sechs nichts kaufen, aber es zeigt, dass ich bis zum Schluss voll dabei war“, fügte er an.
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