Die Favoritinnen der 3. Tour de France Femmes

Wer kann Titelverteidigerin Vollering ärgern?

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Wer kann Titelverteidigerin Vollering ärgern?"
Demi Vollering (SD Worx – Protime) bei der Präsentation der Tour de France Femmes | Foto: Cor Vos

11.08.2024  |  (rsn) – Am Montag beginnt die 3. Tour de France Femmes - und alle Zeichen stehen auf Titelverteidigung von Demi Vollering (SD Worx – Protime), denn weder Giro-Siegerin Elisa Longo Borghini (Lidl – Trek) noch Vollerings im Vorjahr auf Gesamtrang zwei gefahrene Mannschaftskollegin Lotte Kopecky sind in Rotterdam nicht beim Grand Départ dabei. So kommen die Herausforderinnen eher aus der zweiten Reihe.

Am meisten Gegenwehr ist bergauf von Neve Bradbury (Canyon – SRAM) zu erwarten. Die 22-Jährige bestritt diese Saison fünf Rundfahrten, von denen sie vier auf dem Podium beendete. Zuletzt wurde sie Dritte beim Giro, wo sie die Königsetappe auf dem Blockhaus für sich entschied. Ein Jahr älter als die Australierin ist Gaia Realini (Lidl – Trek). Der Kletterfloh muss sich meist in den Dienst von Longo Borghini stellen, hat dieses Mal aber freie Fahrt. Sowohl Bradbury als auch Realini dürften vor allem aufs Schluss-Wochenende in den Alpen setzen, um Vollering zu überraschen.

Frankreich hofft mit Juliette Labous (dsm-firmenich – PostNL), die sowohl die Vuelta als auch den Giro unter den besten Fünf abgeschlossen hat, sowie deren künftiger FDJ-Teamkollegin Evita Muzic (FDJ – Suez) auf zwei starke Bergfahrerinnen. Dabei hat Muzic mit der Dänin Cecilie Uttrup Ludwig auch noch eine starke Co-Leaderin an ihrer Seite. Ein Auge haben sollte man auf die 19-jährige Marion Bunel (St Michel – Mavic – Auber93), die schon enormes Kletterpotenzial gezeigt hat, in ihrem kleinen Team aber wenige Chancen auf Topleistungen auf höchstem Niveau hat.

Viele Kandidatinnen aus den Niederlanden

Aus den Niederlanden kommen neben der unumstrittenen Topfavoriten eine Reihe weiterer Fahrerinnen, die ein Wörtchen um die vorderen Platzierungen mitreden können, allen voran Riejanne Markus (Visma – Lease a Bike). Die 29-Jährige fährt oft unauffällig, ist letztendlich aber meistens vorn dabei. So beendete sie die Vuelta dieses Jahr als Zweite hinter Vollering. Ganz so weit nach vorn ging es für Shirin van Anrooij (Lidl – Trek) bislang nicht, doch auch die 22-Jährige muss wie Realini oft für Longo Borghini arbeiten und ist im Vergleich mit Realini auf den Etappen vor dem Hochgebirge stärker. Dort sollte sie keine Zeit verlieren..

Immer freie Fahrt bekommen die Teamkolleginnen Pauliena Rooijakkers und Yara Kastelijn (beide Fenix – Deceuninck). Rooijakkers schloss die Vuelta als Neunte und den Giro sogar als Fünfte ab. Bei der Spanien-Rundfahrt landete Kastelijn noch einen Rang vor ihr. Den Giro ließ die ehemalige Cross-Europameisterin aus, wodurch sie nun frischer am Start in Rotterdam stehen könnte.

Eine weitere Anreise als die Niederländerinnen haben zwei starke Neuseeländerinnen, auch wenn beide natürlich in Europa wohnen: Niamh Fisher-Black (SD Worx – Protime) gilt seit einiger Zeit als große Kletterhoffnung. Ihr Talent hat sie mehrmals bewiesen und obwohl sie als Helferin für Vollering und Kopecky angetreten war, erreichte sie bei den beiden Grand Tours des Jahres die Top Ten im Klassement. Bei der Vuelta gelang das auch ihrer ein Jahr jüngeren Landsfrau Kim Cadzow (EF – Oatly – Cannondale). Die 22-Jährige ist diese Saison in die Weltelite vorgestoßen und kann sowohl Zeitfahren als auch klettern.

Deutlich erfahrener sind Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM) und Mavi Garcia (Liv – AlUla – Jayco). Die Polin gehört zu den besten Kletterinnen und stand sowohl 2022 als auch 2023 auf dem Tour-Podium. Ihre Konstanz, ihre Zähigkeit und der Fakt, dass sie sich voll auf die Tour vorbereitet hat, machen sie zur Kapitänin beim Leipziger Rennstall Canyon – SRAM – auch wenn Bradbury an den ganz langen Bergen inzwischen sogar etwas stärker scheint.

An der 40-jährigen Spanierin Garcia nagt dagegen ein wenig der Zahn der Zeit. Zwar wurde sie beim Giro noch Neunte, die Besten kann sie aber wohl nicht mehr ärgern. Auch wenn das Olympische Straßenrennen und der Anstieg dort zum Montmartre gezeigt haben, dass sie in Top-Form ist.

Die deutschsprachigen Teilnehmerinnen:

Ohne Antonia Niedermaier (Canyon – SRAM) und ihre noch immer verletzte Teamkollegin Ricarda Bauernfeind gehen die deutschen Fahrerinnen ohne ganz große Klassementsambitionen an den Start. Liane Lippert (Movistar), die 2023 eine Etappe gewann, ist neben Hannah Ludwig (Cofidis), Romy Kasper (Human Powered Health), Linda Riedmann (Visma – Lease a Bike) und der Landesmeisterin Franziska Koch (dsm-firmenich – PostNL) eine von nur fünf deutschen Teilnehmerinnen. Lippert wird sich sicher auch im Klassement versuchen, hat aber in erster Linie wohl die Ardennen-Etappe zwischen Valkenburg und Lüttich sowie die folgende 5. Etappe nach Amneville im Blick, wenn die Tour Frankreich erreicht.

Die Schweiz kann auf Elise Chabbey (Canyon – Sram) und Noemi Rüegg (EF – Oatly – Cannondale) zählen, Österreich bringt die Schweinberger-Schwestern Kathrin (Ceratizit – WNT) und Christina sowie deren Fenix-Deceuninck-Teamkollegin Carina Schrempf und Valentina Cavallar (Arkéa - B&B Hotels). Christine Majerus (SD Worx – Protime) vertritt die Farben Luxemburgs.

Die Favoritinnen für die Gesamtwertung:

***** Vollering
****
*** Bradbury, Niewiadoma, Realini
** Muzic, Labous, Markus, van Anrooij
* Garcia, Fisher-Black, Rooijakkers, Kastelijn, Cadzow, Uttrup Ludwig

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