95. Giro d’Italia: Amador gewinnt 14. Etappe

Barta knapp geschlagen, Hesjedal wieder im Rosa Trikot

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Jan Barta (NetApp/re.)) muss sich im packenden Schlusssprint dem Costa Ricaner Andrej Amadeor (Movistar) geschlagen geben. | Foto: ROTH

19.05.2012  |  (rsn) – Am ersten Tag im Hochgebirge hat Jan Barta (NetApp) denkbar knapp den ganz großen Coup beim 95. Giro d’Italia verpasst. Der 27 Jahre alte Tscheche musste sich auf der 14. Etappe über 205 Kilometer von Cherasco nach Cervinia nach einer langen Flucht in einem dramatischen Schlusssprint nur dem Costa-Ricaner Andrey Amador (Movistar) geschlagen geben. Tagesdritter wurde der Italiener Alessandro De Marchi (Androni-Giocattoli).

Mit 20 Sekunden Rückstand kam der Kanadier Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda) ins Ziel und holte sich das Rosa Trikot von Joaquim Rodriguez (Katusha) zurück. Hesjedal führt nun im Gesamtklassement mit neun Sekunden Vorsprung auf den Spanier.

„Es war ein langer und harter Tag. Es ist ein Traum, eine Giro-Etappe zu gewinnen, besonders, wenn es eine Bergetappe wie diese ist”, strahlte Amador im Ziel, nachdem er seinem Team den zweiten Etappenerfolg beim diesjährigen Giro beschert hatte. Sein Teamkollege Francisco Ventoso hatte die 9. Etappe in Frosinone gewonnen. „Ich bin stolz. Dieser Sieg zeigt mir, dass die Resultate folgen, wenn man hart arbeitet. Dieses Jahr habe ich viele Sachen gemacht, mental und körperlich“, fügte Amador an.

„Ich habe mich gut gefühlt. Ich wusste, dass es auf den letzten drei Kilometern flacher werden würde und deshalb wollte ich es probieren und mich testen. Ich habe an nichts anderes als daran gedacht und wollte schauen, wie die anderen reagieren“, erklärte der 31-jährige Hesjedal nach der Rückeroberung des Maglia Rosa.

Vor dem Start in Cherasco hatten die noch 181 Profis der Opfer von Brindisi gedacht, wo am Samstag bei einem Bombenanschlag vor einer Berufsschule eine Schülerin getötet worden war. Insgesamt neun Menschen wurden bei dem Anschlag verletzt.

Nachdem NetApp gestern den ersten Ausfall verkraften musste – der Schweizer Reto Hollenstein zog sich bei einem Sturz einen Schlüsselbeinbruch zu - , zeigte sich der deutsche Zweitdivisionär auf der ersten echten Bergetappe davon unbeeindruckt. Jan Barta war in einer achtköpfigen Gruppe dabei, die sich bei regnerischem und kühlem Wetter nach rund 70 Kilometern absetzte.

Gemeinsam mit dem Tschechen fuhren Amador, De Marchi, die Belgier Nikolas Maes (Omega Pharma-QuickStep) und Olivier Kaisen (Lotto Belisol), der Portugiese Nelson Oliveira (RadioShack-Nissan) sowie die Italiener Pierpaolo De Negri (Farnese Vini) und Matteo Montaguti (Ag2R) in der langen Anfahrt auf den ersten großen Berg des Tages maximal zwölf Minuten an Vorsprung heraus.

Am Fuß des 22,5 Kilometer langen und durchschnittlich 5,6 Prozent steilen Col de Joux ließ Barta seine Begleiter stehen. Hinter dem Rund um Köln-Sieger fiel die Gruppe auseinander. Montaguti, Amador, de Negri und de Marchi waren die direkten Verfolger Bartas, während Maes, Kaisen und Oliveira dahinter folgten. Das Feld wurde von Ivan Bassos Liquigas-Team angeführt und reduzierte den Rückstand nur unwesentlich.

Die Bergwertung 46 Kilometer vor dem Ziel überquerte Barta in 1.640 Meter mit rund 30 Sekunden Vorsprung auf die ersten Verfolger. Gut acht Minuten dahinter folgten der Venezolaner Jose Rujano (Androni-Giacattoli) und der Italiener Damiano Cunego (Lampre-ISD), die sich im oberen Teil des Col de Joux aus dem Feld davon gemacht hatten, und eine weitere Minute dahinter die große Gruppe mit allen Favoriten.

In der 18 Kilometer langen Abfahrt ging Amador volles Risiko, konnte einige Male einen Sturz nur knapp vermeiden, zog auf langsam abtrocknenden Straßen allerdings an Barta vorbei. Im Feld hatte mittlerweile Astana in fast voller Mannschaftsstärke die Spitze übernommen.

Am Fuß des 27 Kilometer langen und im Schnitt 5,1 Prozent steilen Schlussanstiegs hinauf nach Cervinia – zwischenzeitlich drang sogar die Sonne durch die Regenwolken - hatte Amador knapp 50 Sekunden Vorsprung auf Barta, Montaguti, De Marchi und De Negri. Zwischen aufgesplitterter Spitze und dem Feld fuhr Cunego, der in der Abfahrt an Rujano vorbeigezogen war, ein einsames Rennen sieben Minuten hinter Amador.

Während im großen Feld wieder Liquigas das Zepter übernommen hatte, schüttelte De Marchi seine Begleiter ab und schloss elf Kilometer vor dem Ziel zu Amador auf. Barta versuchte mit letzter Kraft und bei 30 Sekunden Rückstand die Lücke zur Spitze zu schließen. Sieben Kilometer vor dem Ziel hatte der 27-Jährige das Kunststück tatsächlich geschafft – allerdings reduzierte die vom Polen Sylvester Szmyd angeführte, zu diesem Zeitpunkt nur noch gut 20 Fahrer starke Favoritengruppe den Rückstand auf gut vier Minuten und sammelte alle anderen Ausreißer wieder ein.

Nach der in horrendem Tempo absolvierten Aufholjagd übergab Szymd vier Kilometer vor dem Ziel an seinen Kapitän Basso. Prompt wurden die ersten Attacken gestartet. Mikel Nieve (Euskaltel) zog davon, gefolgt von Hesjedal, der den Spanier stehen ließ – wodurch wiederum Rodriguez und die weiteren Favoriten zur Reaktion gezwungen wurden.

Auf den letzten beiden Kilometern kam der groß auftrumpfende Hesjedal immer näher an das Spitzentrio heran, in dem bereits um dem Tagessieg gepokert wurde. Barta zog schließlich als erster den Sprint an, doch Amador hatte die größeren Kraftreserven und konnte noch am NetApp-Kapitän vorbeiziehen, der seiner Mannschaft bereits den zweiten Podiumsplatz bei diesem Giro bescherte. Der Pole Bartosz Huzarski, der heute im Gesamtklassement weit zurück fiel, war auf der 10. Etappe nach Assisi bereits Zweiter geworden.

20 Sekunden hinter Amador, der seinen ersten Profisieg feierte, jagte Hesjedal ins Ziel, mit 46 Sekunden Rückstand folgte die Favoritengruppe, angeführt vom Italiener Paolo Tiralongo (Astana), der sich Platz fünf vor dem Kolumbianer Rigooberto Uran (Sky) und Rodriguez sicherte. Achter wurde der Belgier Thomas De Gendt (Vacansoleil-DCM), Rang neun ging an Titelverteidiger Michele Scarponi (Lampre), der Franzose John Gadret (Ag2R) komplettierte die Top Ten.

Tiralongo zog im Gesamtklassement wieder am Franzosen Sandy Casar (FDJ-BigMat) vorbei und belegt nun mit 41 Sekunden Rückstand Rang drei. Casar ist Vierter (+1:05) vor Basso (+1:06), dem Tschechen Roman Kreuziger (Astana/+1:07) und dem zeitgleichen Spanier Benat Inxausti (Movistar).

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