Tour-Blog

Premiere: Kann das noch Zufall sein?

Von Andreas Schulz, Eurosport

Foto zu dem Text "Premiere: Kann das noch Zufall sein?"
Daryl Impey (Orica-GreenEdge) trägt als erster Südafrikaner das Gelbe Trikot. | Foto: ROTH

05.07.2013  |  (rsn) - Wo auch sonst als in Montpellier hätte die Jubiläumstour ihren ersten ganz großen Neuzugang in die Geschichtsbücher feiern sollen?

Dass just zum 100. Jubiläum nun auch der afrikanische Kontinent sein erstes Gelbes Trikot bekommt wird, passt prima. Noch besser passt zusammen, wo dieser historische Moment stattfand.

Denn Daryl Impey holte sich das "maillot jaune" nicht irgendwo, sondern exakt an jener Stelle, wo sich sechs Jahre zuvor schon sein Landsmann Robert Hunter ins Goldene Buch der Tour eingetragen hatte. Nach dem damals ersten Etappensieg für Südafrika ist das Land jetzt die 23. Nation, die einen Träger des Gelben Trikots vorweisen kann.

Und Impey ist mit seinen 28 Jahren jetzt nicht nur erster Afrikaner im Führungstrikot der Tour, sondern auch überhaupt bei einer der drei ganz großen Rundfahrten. Zumal er ja vorgestern auch schon mit seinem Orica-Team das Mannschaftszeitfahren gewann.

Das wird dem Radsport am Kap einen neuen Schub geben, nachdem im März Afrikas einziger Top-Rennstall MTN durch den Sieg von Gerald Ciolek bei Mailand – San Remo schon für mächtig Alarm sorgte. Doch Siege von Landsleuten haben eine noch größere Wirkung, das wissen auch die deutschen Radfans genau.

Horror-Sturz sorgt für „Entdeckung"
Die Geschichte von Impey ist dabei eine ganz besondere. Bekannt war er bis dato aber trotz etlicher kleinerer Siege vor allem für einen der übelsten Stürze der letzten Jahre: Als Spitzenreiter der Türkei-Rundfahrt 2009 wurde er im Sprint der Schlussetappe von Theo Bos zu Fall gebracht und knallte fürchterlich in die Streckenbegrenzung. Über eine Viertelstunde lag er am Boden, bevor er die letzten Meter mit einer Halskrause absolvierte und seinen Gesamtsieg so noch perfekt machte.

Doch hatte dieser schockierende Moment rückblickend auch sein Gutes: Der Manager seiner jetzigen Mannschaft Orica verriet, dass man genau durch diesen Sturz einst überhaupt auf Impey aufmerksam geworden sei. Möglich also, dass es ohne das Drama des 19. April nie die Krönung des 4. Juli gegeben hätte.

Zu würdigen ist dabei auch die Geste von Simon Gerrans, der das Gelbe Trikot seinem Teamkollegen überließ - das ist ihm hoch anzurechnen und spricht für den Geist, der bei Orica herrscht.

Und für alle, die sich vor wenige Wochen bei der Ankunft der 2. Etappe der Bayern-Rundfahrt in Viechtach beim Blick auf den Sieger fragten, wird das denn nun bitte sein soll: Sie haben da einen Sprinter gesehen, der nun für immer in den Geschichtsbüchern stehen wird.

Gipfelstürmer und Pioniere
Keine Frage: Der afrikanische Radsport wird in absehbarer Zeit ähnlich fester Bestandteil der Szene sein, wie es Australien, die USA oder Südamerika schon sind. Rennen wie die Tour du Faso oder die Tropicale Amissa Bongo haben eine ordentliches Niveau, ein Team wie MTN bringt mächtig Bewegung in die Szene und neben Impey fährt bei Orica mit Daniel Teklehaimanot ja auch schon ein talentierter Profi aus Eritrea.

Just bei der für Impey so speziellen Türkei-Rundfahrt hat in diesem Jahr Natnael Berhane die Königsetappe gewonnen. Auch er kommt aus Eritrea und fährt bei Europacar. Nicht zu vergessen hat ja auch noch Tour-Favorit Chris Froome seine Wurzeln in Kenia und seine Laufbahn in Südafrika gestartet. Seine erste Tour 2008 bestritt er noch unter kenianischer Flagge, seinen Etappensieg im letzten Jahr aber holte er dann als Brite.

Erinnern will ich noch an John-Lee Augustyn – den letzten Südafrikaner, der bei der Tour für Furore sorgte. 2008 gewann er als Teamkollege von Froome die Bergwertung am Col de la Bonnette, dem mit 2802m höchsten Pass der Tour-Geschichte. Wenig später stürzte er zu Beginn der Abfahrt: Seine Versuche, wieder auf die Straße zu kommen, wirkten wie Slapstick – doch in Wahrheit schrammte das Rennen damals hauchdünn an einem Drama vorbei.

Kann das noch Zufall sein?
In Südafrika steht der Radsport trotz vereinzelter Highlights noch immer weit hinter Sportarten wie Fußball, Cricket und Rugby zurück. Da passt es perfekt, dass Impey wie Hunter vor dem Rugby-Stadion von Montpellier geehrt wurde.

Besser noch: Das „Stade Yves Manoir" hat seine vier Tribünen nach berühmten Rugby-Stadien aus aller Welt benannt. Zielgerade und Podium der Tour finden sich – na klar – vor der „Tribune Ellis Park". Dieser wiederum ist die berühmte Spielstätte aus Impeys Geburtsstadt Johannesburg – und dort gab es die vielleicht bisher größte Sternstunde des südafrikanischen Sports, als 1995 der WM-Titel im Rugby errungen wurde.

Ein Sieg, dessen Bedeutung weit über den Sport hinausging: Denn wenige Jahre nach Ende der Rassentrennung standen damals am Ende der Heim-WM alle Teile der Bevölkerung vereint hinter ihrem Team, den "Springboks". Präsident Nelson Mandela vorneweg – obwohl Rugby traditionell der Sport der weißen Minderheit gewesen war.

Der Spielfilm "Invictus" zeichnet das nach – oder man holt sich eine Überdosis Gänsehaut, indem man die Hymnen und Höhepunkte der Partie bei Youtube ansieht - und bitte für einen Moment an Madiba denkt.

Weitere Radsportnachrichten

08.04.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

07.04.2025Hartmann verteidigt Titel in El Salvador

(rsn) – Die Schweizerin Elena Hartmann (Ceratizit) hat zum zweiten Mal in Folge die Tour El Salvador (2.1) gewonnen. Die 34-Jährige übernahm nach dem zweiten Platz beim Prolog nach der 1. Etappe

07.04.2025Schachmann gewinnt Auftakt-Thriller im Baskenland

(rsn) – Die Erleichterung war ihm anzumerken, selbst einen kleinen Spaß hatte er noch parat. Der Hot Seat – nicht viel mehr als ein Klappstuhl - auf dem Maximilian Schachmann (Soudal - Quick-Ste

07.04.2025Van der Poel war vor der Flandern-Rundfahrt krank

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin -Deceuninck) war vor der Flandern-Rundfahrt (1.UWT) krank und musste sogar drei Tage lang Antibiotika nehmen. Dies bestätigte der Sportliche Leiter seines Tea

07.04.2025Knochenbrüche: Degenkolb verpasst Paris-Roubaix

(rsn) – Seit Wochen hat John Degenkolb vom 13. April gesprochen und sich auf Paris-Roubaix gefreut. Genau zehn Jahre und einen Tag nachdem er am 12. April 2015 die Königin der Klassiker gewonnen ha

07.04.2025Medien: Tour-de-France-Schlussetappe führt über Montmartre

(rsn) – Die Schlussetappe der Tour de France 2025 (2.UWT) wird eine veränderte Streckenführung. Wie Le Parisien berichtet, genehmigt die Pariser Stadtführung nach langen Verhandlungen eine Route

07.04.2025Kopecky: “Von diesem Sieg habe ich lange Zeit geträumt“

(rsn) – Während die Ronde van Vlaanderen bei den Männern auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblicken kann, ist die Ausgabe der Frauen mit bislang 22 Editionen noch vergleichbar jung. Am

07.04.2025Chance für die zweite Reihe der Rundfahrt-Spezialisten

(rsn) – Während in Belgien und Nordfrankreich die Klassikersaison mitten in der heißen Phase ist, halten die Rundfahrer, so sie nicht Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) heißen, ihr Alternat

07.04.2025Longo Borghini erleidet Gehirnerschütterung

(rsn) – Elisa Longo Borghini (UAE Team – ADQ) hat bei ihrem schweren Sturz in einer recht frühen Phase der Flandern-Rundfahrt (1.WWT) eine Gehirnerschütterung erlitten. Dies gab das Team bekann

07.04.2025Schiffer glänzt bei Tour of Hellas

Bei der Tour of Hellas (2.1) musste sich der Deutsche Anton Schiffer (Bike Aid) nur knapp Harold Martin López vom WorldTour-Team XDS - Astana geschlagen geben. Nach fünf Etappen trennten die b

07.04.2025Pogacar trotzt in Flandern dem Pech und van der Poel

(rsn) – Als die beiden Überflieger wurden Tadej Pogacar (UAE - Emirates - XRG) und Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) vor der 109. Ronde van Vlaanderen (1.UWT) bezeichnet und am Ende wa

06.04.2025Lippert glänzt an den Hellingen und fährt aufs Podium

(rsn) – Als sich Liane Lippert (Movistar), Lotte Kopecky (SD Worx – Protime), Pauline Ferrand-Prévot (Visma – Lease a Bike) und Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM – zondacrypto) auf den letzte

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Itzulia Basque Country (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Region Pays de la Loire Tour (2.1, FRA)
  • Tour of Hainan (2.Pro, CHN)