Worrack, Brennauer und Co. verteidigen den Titel

Specialized-Lululemon lässt Deutschland erstmals jubeln

Von WM-Korrespondent Felix Mattis aus Florenz

Foto zu dem Text "Specialized-Lululemon lässt Deutschland erstmals jubeln"
Ronny Lauke und seine Mädels feiern den Titelgewinn auf dem Podium in Florenz. | Foto: ROTH

22.09.2013  |  (rsn) - Mit einer souveränen Vorstellung hat das Team Specialized-Lululemon dafür gesorgt, dass die deutschen Radsport-Fans bei der Straßen-WM in Florenz gleich im ersten Rennen jubeln durften. Denn die Equipe von Ronny Lauke verteidigte ihren Titel im Mannschaftszeitfahren der Frauen und machte die deutschen Zeitfahr-Asse Trixi Worrack und Lisa Brennauer zu Weltmeisterinnen. Dass neben dem Team-Namen auf der Anzeigetafel aber eine deutsche Flagge prangte, war ein Fauxpas der UCI. Denn das Team, das 2012 noch mit deutscher Lizenz zum WM-Titel raste, tat das diesmal im Namen der Vereinigten Staaten von Amerika.

Laukes Frauen bekamen von ihrer kurzzeitigen Umquartierung aber nichts mit. Sie konzentrieren sich darauf, den 42,8 Kilometer langen Kurs von Pistoia ans Nelson Mandela Forum im Südosten von Florenz mit möglichst hoher Geschwindigkeit zu bezwingen - und das gelang ihnen prächtig. Die Siegerzeit von 51:10 Minuten entsprach einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50,1 Stundenkilometern. „So schnell ist glaube ich noch nie eine Frauen-Mannschaft gefahren“, freute sich Lauke, der auch die deutsche Nationalmannschaft in den kommenden Tagen mitbetreuen wird, über die Leistung seiner Schützlinge - „bei Gegenwind, da bin ich schon sehr stolz drauf!“

51:10 Minuten, das bedeutete am Ende einen Vorsprung von 1:11 Minute auf die Niederländerinnen des Rabo Womens Cycling Team, das vor Orica-AIS (+ 1:33) Silber gewann. „Wir wussten, dass die anderen Mannschaften hart arbeiten, um uns zu schlagen. Und wir haben in Schweden besonders bei Rabobank und Orica gesehen, dass sie sehr nah dran waren“, erklärte Brennauer, dass der Druck vor dem Rennen auch bei den Titelverteidigerinnen groß war.

Hinzu kam, so Worrack, dass man trotz der zuletzt starken Leistungen auf Grund der Streckenführung nicht sicher gewesen sei, wo man wirklich stehe. „Der Kurs war ganz anders als im vorigen Jahr - und auch als die anderen Zeitfahren in diesem Jahr. Letztes Jahr war es ja noch sehr bergig, und diesmal ging es erstmal 30 Kilometer nur flach geradeaus“, so die 31-Jährige nach dem Gewinn ihrer dritten WM-Medaille im Elite-Bereich. „Deshalb war es sehr schwer einzuschätzen, wo man steht. Wir wussten nur, dass wir gut drauf sind.“

Gut drauf war vor allem auch die Niederländerin Ellen van Dijk, die im Kampf gegen die Uhr in diesem Jahr kaum zu schlagen war und auch für das Einzelzeitfahren am Dienstag als Favoritin gilt. „Sie ist im Grunde unser Motor“, so Lauke. „Ellen hat immer die Spitze der Geschwindigkeit gesetzt und die Mädels mussten das dann halten, damit es geschmeidig läuft. Und sie sind auf der Geraden wirklich die ganze Zeit zwischen 53 und 56 km/h gefahren!“

Van Dijk selbst wollte sich aber nicht hervorheben lassen. „Es ist natürlich schön, wenn alle sagen, dass man stark ist. Aber ich denke, heute sind wir alle sehr stark gefahren“, so die zurückhaltende Niederländerin, die auf der Pressekonferenz lieber anderen das Wort überließ. „Ich bin ja auch nicht die einzige, die lange Ablösungen fährt. Wir haben das alle zusammen geschafft und hatten auch die perfekte Taktik, die sehr gut aufgegangen ist.“

Als Team hat die Mannschaft mit deutschem Teamchef und zwei deutschen Fahrerinnen gewonnen, und das war ihnen allen wichtig. „Das war ein spezieller Weg, die Saison als Team abzuschließen“, sagte etwa Wortführerin Evelyn Stevens - und ein guter Grund trotz der anstehenden Wettkämpfe heute noch etwas zu feiern, ist der WM-Titel ohnehin. „Wir fahren jetzt ins Hotel und werden schon auch noch anstoßen“, gestand Worrack. „Es war ja unser letztes Rennen mit dem Team zusammen.“

Das letzte Rennen im Jahr 2013 zumindest. Dass Specialized-Lululemon nämlich auch 2014 noch gemeinsam Rennen bestreiten wird, scheint klar. Der Sponsoren-Vertrag mit dem US-Fahrradhersteller und dem kanadischen Produzenten für Yoga-Bekleidung läuft zwar nach der Saison aus, doch Lauke versicherte nach dem Titelgewinn: „Die Verhandlungen laufen und sind so gut wie abgeschlossen, damit es weitergeht.“

Damit die Mannschaft dann 2014 aber auch wieder offiziell und nicht nur versehentlich unter deutscher Flagge startet, bräuchte es allerdings noch die Verpflichtung zwei weiterer deutscher Fahrerinnen. Im Frauen-Radsport nämlich müssen die Teams, anders als bei den Männern, ihre Lizenz in dem Land ziehen, aus dem die meisten ihrer Athletinnen stammen - und das war 2013, wie inzwischen auch die UCI weiß, die USA und nicht Deutschland.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.10.2013WM: Auch dänisches Team Opfer von Fahrraddieben

(rsn) - Bei der Straßen-WM in Florenz haben Fahrraddiebe erneut zugeschlagen. Wie das dänische Team meldete, wurden ihm nach Ende der Titelkämpfe insgesamt 30 Rahmen und 50 Paar Laufräder gestohle

01.10.2013Polnisches Team kehrt ernüchtert von der WM zurück

(rsn) – Aus der Traum für die polnische Nationalmannschaft von einer Medaille bei den Straßenweltmeisterschaften in Florenz. Auf den Weg in die Toskana begaben sich die Polen mit insgesamt 29 Fahr

30.09.2013Bei den Attacken der Kletterer musste Gilbert passen

(rsn) – Obwohl er seit seinem WM-Triumph von Valkenburg fast ein Jahr ohne Sieg geblieben war, hätte Philippe Gilbert das Regenbogentrikot – auf dem ja bekanntlich ein Fluch lasten soll – nur z

30.09.2013Froome, Wiggins und Co. die große Enttäuschung im Straßenrennen

(rsn) - Als sich das Fahrerfeld bei der 80. Straßen-WM in Lucca in Bewegung setzte, um die 272 Kilometer in Richtung Ziellinie am Nelson Mandela Forum in Angriff zu nehmen, regnete es sprichwörtli

30.09.2013Denifl: Büroklammer verhinderte mögliche Top-Platzierung bei WM

(rsn) - Der Auftritt der Österreicher am Sonntag im WM-Straßenrennen war von vielen Stürzen überschattet. So kamen mit Riccardo Zoidl, der sich eine Adduktorenverletzung zuzog, Bernhard Eisel, Ste

30.09.2013Rodriguez und Valverde spielten ihr Spiel (fast) perfekt

(rsn) - Vor dem Straßenrennen der Weltmeisterschaften schaute alles auf Lokal-Matador Vincenzo Nibali. Der Italiener war der meistgenannte Favorit und musste mit riesigem Druck umgehen. Für Alejandr

30.09.2013Moster: „Eine Weltmeisterschaft mit Licht und Schatten“

(rsn) – „Licht und Schatten“ – so lautet die Bilanz des Bundes Deutscher Radfahrer nach dem letzten von zwölf Wettbewerben der Straßen-WM von Florenz. Der Freiburger Simon Geschke belegte i

29.09.2013Geschkes Ergebnis der Lohn für starke Teamleistung

(rsn) - Auch wenn der WM-Titel letztlich unter den Bergfahrern ausgemacht wurde und mit Dominik Nerz der stärkste Kletterer des Teams früh ausgeschieden war, konnte die deutsche Nationalmannschaft

29.09.2013Huzarski: 240 Kilometer im Dauerregen auf der Flucht

(rsn) - Im Grunde gibt es nur zwei Sorten von Rennfahrern. Die einen hassen es, im Regen zu fahren, den anderen sind die während des Rennens herrschenden Wetterbedingungen egal. Konstant rufen sie ih

29.09.2013Cancellara: „Das Resultat ist eigentlich fast sekundär"

(rsn) – Im WM-Straßenrennen von Florenz wurde es für Fabian Cancellara nichts mit der erhofften Medaille. Nach 272,5 schweren Kilometern von Lucca nach Florenz belegte der Schweizer, der im Zeitfa

29.09.2013Rui Costa zeigt beim Pokerspiel von Florenz die besten Nerven

Florenz (rsn/dpa) - Rui Costa war der große Profiteur des Pokerspiels der Favoriten in Florenz. Der 26 Jährige holte überraschend als erster Portugiese den WM-Titel auf der Straße und stürzt

29.09.2013Rui Costa wird als erster Portugiese Straßen-Weltmeister

(rsn) – Rui Costa hat für den ersten Sieg eines Portugiesen in einem WM-Straßenrennen gesorgt. Der 27-Jährige verwies am Sonntag in einem packenden Sprintduell nach 272 Kilometern von Lucca nach

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine