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11.10.2015 | Wo gibt es die schönsten MTB-Touren? Wo locken verschlungene Anstiege, knifflige Abfahrten und phantastische Ausblicke? Volker Seidel ist für mtb-aktiv.de unterwegs, um die besten Strecken in den Bergen zu suchen. Der begeisterte Mountainbiker und Touren-Spezialist beschreibt die Strecken detailliert, schlägt Alternativ-Routen vor und gibt Tips, wo es sich ganz besonders lohnt, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, oder worauf man/frau besonders achten sollte.
Von Oberstdorf durch die Allgäuer Dolomiten
Die Route:
Start auf 990 m, Talstation Fellhornbahn 910 m, Schrofenpaß 1700 m, Krumbach Wander-Brücke 1430 m, Unterkrumbach 1570 m, Zwischenaufstieg auf 1650 m oberhalb der Straßengalerie, Warth 1500 m, Talgrund Haus Tyrol 1400 m, Schrofenpaß 1688 m, Einödsbach, Fellhorn Talstation 910 m, Freibergsee 970 m, Talstation Söllereckbahn 990 m.
Dauer:
10 Uhr bis 16.30 Uhr = 6,30 Stunden
Profil:
Ca. 1800 Höhenmeter, davon 400 Höhenmeter Trage- und Schieberoute im Bereich Schrofenpass, zwischendurch immer mal Hebe- + Schiebestücke von der Wanderbrücke nach Unterkrumbach und im Bereich Einödsbach, ca. 70 km Länge.
Schwierigkeitsgrad:
Mittel (wegen der Dauer und der Abfahrts- und Auffahrtsteile im Schrofenpaßgebiet)
Beschreibung:
Die Abschluss-Tour im Oktober war eine spontane Tages-Tour (auf Grund der Wetterverhältnisse!) von Ulm aus: dicker, zäher Nebel bis in eine Höhe über 800 m. Wie hoch er reichte, war nicht klar. Wir hatten die Hoffnung, dass sich der Nebel bis zu unserer Ankunft in Oberstdorf gegen 10 Uhr zumindest bis in diese Höhe auflösen würde. Tat er aber nicht, so dass wir mit dem Auto zur Talstation Söllereck-Bahn hochfuhren. Dort empfing uns strahlender Sonnenschein mit einer Nebel-Oberkante von 850 m, und eine grandiose Aussicht auf die Allgäuer „Dolomiten“.
So fuhren wir entlang der Nebelkante Richtung Talstation Fellhorn-Bahn, und ab da, in frischer, glasklarer Herbstluft, Richtung Schrofenpass. Es ist die beste und eindrucksvollste Überquerungsmöglichkeit von Oberstdorf Richtung Süden.
TIP: Wenn man eine gute Kondition und nicht viel Zeitdruck hat, nicht die Straße nehmen, sondern links den Schotter-Fahrweg. Die Ausblicke sind unbeschreiblich, besonders wenn die Bergspitzen schon weiß gezuckert sind.
Bis zur Speicherhütte auf 1500 m muss man zwei Rampen von jeweils 1,5 km Länge mit über 17% Steigung bewältigen, wobei die obere, kurz vor Ende des Fahrwegs, die schwierigere ist, auch weil in diesem oberen Stück kein Teer- sondern feiner Schotterbelag vorzufinden ist.
Obwohl rein optisch harmlos, müssen hier viele absteigen
und die letzten 300 m schieben, was aber in den Alpen nie eine Schande sein sollte. Der Schrofenpassweg, ca 1 bis 2 m breit, ist in seinem oberen Teil fast ganz in den Fels geschlagen. Man quert drei Metallleitern, die als Brücke auf dem Felsweg liegen. An der Felswand ist man durch Drahtseile gesichert, denn es geht auf der anderen Seite senkrecht über hundert Meter abwärts. Ein nettes Schild ist angebracht: Fahrrad immer talseits tragen!!! Für den erfahrenen MTB eine Selbstverständlichkeit.
Nach 1,5 bis 2 Stunden, je nach Kondition, ist man oben: Pause!! Aber nicht zu lang, jetzt kommt ein spannender Teil, eine Abfahrt im felsigen Gelände. Wer hier keine Routine hat, sollte besser schieben oder tragen, denn ein Sturz – und sei es nur mit Defekten – würde einen langen, mindestens 10 km langen Marsch zurück zur Busstation Birgsau bedeuten. Wenn man Glück hat, könnte man vielleicht ein Taxi rufen können, dass einen vorher aufsammelt. Also: Vorsicht, nicht überschätzen.
Am Ende des Weges entscheidet man sich besser nicht
für die Asphaltstraße links Richtung Warth über Lechleiten, sondern rechts über den Forstweg nach Gehren und dann über einen Wiesentrail in Richtung Warth. Herrliche Blicke nach Süden in Richtung Lechquellgebirge sind hier die Belohnung. Am Tiefpunkt des Trails, in Höhe der Wanderbrücke, rechts halten und am Südhang dem Wanderweg folgen, teilweise schieben, teilweise ein wenig tragen und auch fahren – bergauf, immer entlang des laut rauschenden Krumbachs.
Am Ende dieses Weges die Passstraße queren und den Wanderweg Richtung Warth nehmen, keinesfalls die stark befahrene Straße! Ein herrlicher Trail, zunächst leicht bergauf, dann eben und am Ende leicht bergab nach Warth. Dort nimmt man sich kurz Zeit im Cafe an der Kreuzung, kann noch mal Körner tanken und bevor es hinab über den Wanderweg links bis zum Talgrund geht.
Der Straße kurz nach links folgen, und dann gleich wieder hoch,
Richtung Schrofenpass. Auch hier wieder links halten Richtung Gehren. Nicht rechts über Lechleiten! Die Blicke sind einfach viel schöner, auch talabwärts ins Lechtal und Richtung Valluga. Jetzt heißt es ca. 15 Minuten tragen, dann schieben. Bis zur Passhöhe sicher nicht mehr als eine Stunde, eher schneller. Im oberen, felsigen Teil, kann man auch fahren, wenn noch Können und Körner übrig sind.
Leider ist der Schrofenpass abwärts in dieser Jahreszeit nicht mehr von der abendlichen West-Sonne beschienen, was im Hochsommer ein Genuss ist. Doch auch so hat man seinen Spaß. Die zweite Hälfte der 200 Höhenmeter sind dann auch ganz gut fahrbar, doch Vorsicht, feuchte Wurzeln stehen hier auch immer quer, nicht nur der lose, feuchte Schotter ist gefährlich. Eine Bachquerung noch, ein letztes Stück Wiesentrail, dann feinschottrige Fahrstrecke ab der Speicherhütte. Doch auch hier: Vorsicht!!! Es gibt Gegenverkehr: Fahrräder, Autos, Traktoren, LKW!!
Kurz vor Schluss, hinter der neuen Breitenger-Alpe,
haben wir uns noch einen kleinen Lüstling gegönnt: rechts ab Richtung Einödsbach. Ein kurzer Trail über den Rappenalpenbach und den Bacherlochbach mit Tragepassagen. Ganz nett, eindrucksvoll. Wenn man diese Variante wählt, verpasst man allerdings den herrlichen Abschlussblick von der Buchenrainalpe rechts hoch auf die Mädelegabel in der Abendsonne, die sich dann noch in dem kleinen See vor der Alpe spiegelt.
Am Ende dieses Fahrwegs, einer Kreuzung mit Bushaltestelle, an dem das Rappenalpen-Tal zum Stillach-Tal wird, wo auch der Fahrweg von Einödsbach hinzukommt, rechts den Wiesenweg nehmen. Die breite Fahrstraße nur, wenn`s zeitlich knapp ist und an der Fellhorn-Bahn links Richtung Schwand/ Freibergsee halten. Am Ende des kleinen Aufstiegs das Zurückschauen nicht vergessen: Es lohnt sich. Dann nur noch geradeaus durch den Wald zum Auto - nix als das Weizen zu Hause im Kopf...
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