RSN-Frauen-Rangliste, Platz 3: Trixi Worrack

Ohne Sieg und trotz 17-Tage-Marathon zum dritten WM-Titel

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Ohne Sieg und trotz 17-Tage-Marathon zum dritten WM-Titel"
Trixi Worrack (Specialized-lululemon) beim Giro 2014 am Lago Maggiore. | Foto: Cor Vos

03.01.2015  |  (rsn) – Seit mehr als einem Jahrzehnt gehört Trixi Worrack zur Weltspitze, und seit mehr als einem Jahrzehnt gab es in jeder Saison mindestens einen Einzelsieg für die 33-Jährige. Doch in den vergangenen zwölf Monaten wartete sie vergeblich auf dieses Erfolgserlebnis.

„Ich habe keine Strichliste für Siege, aber bewusst ist mir das sicher – und es ist nicht schön, kein Rennen gewonnen zu haben“, gibt Worrack gegenüber radsport-news.com zu. „Mein Jahr war okay – nicht mehr und nicht weniger.“

Die Ansprüche der WM-Zweiten von 2006 sind andere als die von jüngeren und unerfahreneren Kolleginnen. Doch auch Worrack hatte 2014 genug Grund zum Jubeln – immerhin wurde sie mit dem Team Specialized-lululemon zum dritten Mal in Folge Weltmeisterin im Mannschaftszeitfahren. Und neun Podestplätze machen deutlich, dass Worrack oft genug am ersehnten Sieg dran war.

Die gebürtige Cottbuserin betont außerdem, dass auch ihre Beteiligung an den Siegen von Teamkolleginnen ein Erfolg seien. „Nicht nur eigene Siege sind etwas wert“, meint Worrack, die 2014 sehr häufig in die Offensive ging, um der Konkurrenz den Zahn zu ziehen – zum Beispiel auch im WM-Rennen von Ponferrada. Dort attackierte sie am Tag vor ihrem 33. Geburtstag unzählige Male und entlastete so die spätere Silber-Medaillen-Gewinnerin Lisa Brennauer.

Mit ihrer Fahrweise betreibt Worrack bereits oft genug Werbung für den Frauen-Radsport. Doch im Juli wurde sie auf besondere Weise zum Aushängeschild im Kampf um Gleichberechtigung innerhalb des Sports und um eine lange Frauen-Rundfahrt ähnlich der Tour de France. „Viele haben uns nicht zugetraut, dass das als Frau möglich ist“, meint sie.

Doch gemeinsam mit ihrer US-amerikanischen Teamkollegin Evelyn Stevens bestritt Worrack 17 Renntage in Folge, und während bei der Tour innerhalb dieser Zeitspanne mindestens ein Ruhetag liegt, kamen die beiden Frauen ohne solchen aus. Das Duo fuhr hintereinander den Giro d’Italia und die Thüringen-Rundfahrt, zwei der wichtigsten Rundfahrten im Frauen-Kalender, und Stevens ging am Ende sogar als Gesamtsiegerin aus letzterer hervor.

Das Härteste an der besonderen Herausforderung waren laut Worrack „die Transfers“. Schon während des Giro d’Italia hatte sie deutlich über 1000 Kilometer – von Neapel an die Adria, von dort nach Treviso und schließlich in die Lombardei - im Auto zurückzulegen, und nach dem Finale der Italien-Rundfahrt an der Madonna del Ghisallo wartete eine Reise ins 760 Kilometer entfernte Gotha.

Die Kombination aus beiden Rennen wurde durch die ungünstige Kalenderplanung der UCI nötig. Weil Specialized-lululemon 2014 nur über elf Fahrerinnen verfügte, musste mindestens eine von ihnen das Giro-Thüringen-Doppel bestreiten, um beide Rennen mit einem vollen Sechs-Frauen-Kader in Angriff nehmen zu können.

„Wir hatten uns schon im Dezember zusammengesetzt und mit Ronny entschieden, dass wir es probieren“, erzählt Worrack, die die Aufgabe gern annahm: „Da ich seit zwölf Jahren mehr oder weniger das gleiche Programm fahre, wollte ich mal etwas Neues versuchen.“ Während Stevens in Thüringen bewies, dass beide Rundfahrten hintereinander auf Top-Niveau zu bestreiten sind, litt Worrack beim Heimrennen darunter, am Ende des Giros krank geworden zu sein.

Trotzdem biss sie sich bis zum letzten Tag durch und ist sich deshalb sicher, dass eine solch lange Belastung auf hohem Niveau machbar ist. „Auf jeden Fall“, so Worrack. „Man müsste nur das Frühjahr besser planen, damit es am Ende der Saison nicht zu viel wird.“ Denn im Spätsommer machte sich die außergewöhnliche Belastung bei ihr doch bemerkbar, was nach einem vollen Frühjahrskalender mit diversen Klassikern und insgesamt acht Rundfahrten aber niemand wundern dürfte.

Nach der Saison legte Worrack im Herbst eine längere Pause als sonst ein und verzichtet in diesem Winter auch auf Cross-Einsätze. „Ich habe meine Saisonvorbereitung etwas umgestellt“, erklärt sie. Unverändert bleibt aber ihre Teamzugehörigkeit: „Ich hatte ein gutes Angebot aus Holland, wegen dem ich eine Weile nachgedacht habe, wie es in den nächsten zwei Jahren weitergehen soll. Aber ich habe mich in den drei Jahren bei Velocio sehr wohl gefühlt und mich deshalb entschieden, dort zu bleiben.“

Auch 2015 ist Worrack also Teil des Teams von Ronny Lauke, das in Zukunft unter dem Namen Velocio-Sram an den Start geht und in dem auch Brennauer fährt – die Vize-Weltmeisterin, die Worrack Ende Juni den deutschen Meistertitel vor der Nase wegschnappte und sie in Baunatal über ihre Endschnelligkeit bezwang, etwas, was bis dahin eigentlich eher als Worracks denn Brennauers Stärke galt. Während eine solche Ablösung durch eine jüngere Teamkollegin andere kränken würde, bleibtWorrack aber cool. „Ein blödes Gefühl war das schon mal gar nicht“, betont sie. „Wir sind Teamkolleginnen und sie hatte ein Top-Jahr.“

In der nächsten Saison hätte Worrack ein solches Top-Jahr auch selbst gerne wieder. „Ich habe mir einiges vorgenommen“, deutet sie an, ohne konkrete Ziele verraten zu wollen, und fügt scherzhaft hinzu: „Mindestens einen Sieg.“

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.01.2015Den Turbo gezündet und steil nach oben durchgestartet

(rsn) – Die Fäuste auf den Armlehnen des „Hot Seat“ abgelegt, die Augen geschlossen und den Kopf leicht im Nacken: Lisa Brennauer beißt sich auf die Unterlippe und scheint für eine Sekunde ni

05.01.2015Schwarzer Schleier über einem sportlich erfolgreichen Jahr

(rsn) – Als Claudia Lichtenberg von der Dopingkontrolle zum Parkplatz im Zielbereich der Deutschen Zeitfahrmeisterschaften in Baunatal zurücklief, war sie ruhig und gefasst, beantwortete geduldig a

01.01.2015Ein schwieriges letztes Jahr in Italien mit tollem Schlusspunkt

(rsn) – Drei Jahre ist Doris Schweizer nun bei italienischen Teams gefahren. Sie machte dort viele gute Erfahrungen und lernte einiges – vor allem von Noemi Cantele, wie sie selbst betont. Doch na

30.12.2014Stück für Stück den Spaß am Radfahren wiedergefunden

(rsn) - So ganz die Alte ist Charlotte Becker noch nicht, doch die inzwischen 31-jährige Wahl-Berlinerin wähnt sich auf einem guten Weg und scheint damit auch gar nicht so falsch zu liegen. Nach ein

29.12.2014Dem verkorksten Frühjahr folgte ein toller Sommer

(rsn) – Im Winter ist Cross-Zeit, das gilt auch für Christine Majerus. Die Luxemburgerin beginnt dieser Tage mit ihrer Vorbereitung für die Weltmeisterschaften Ende Januar, hat aber auch schon vie

28.12.2014Trotz 30-Stunden-Woche zum ersten UCI-Sieg

(rsn) – Echte Vollprofis findet man im Frauen-Peloton wenige. Fast alle Fahrerinnen müssen zusätzlich zum Sport Geld verdienen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Mit ihrer 30-Stunden-Woche b

27.12.2014Zeitfahr-Ass schafft den internationalen Durchbruch

(rsn) – Damit hätte sie in ihren kühnsten Träumen nicht gerechnet: Als Mieke Kröger am Stadtrand von Ponferrada über den Zielstrich fuhr und anhand der Länge der Speichelfäden, die aus ihrem

26.12.2014Für das Arbeitstier geht auch ein persönlicher Traum in Erfüllung

(rsn) - Keinen Namen hörte man über die Lautsprecher im Zielbereich bei den Deutschen Meisterschaften in Baunatal häufiger als den von Romy Kasper. Auch wenn die 26-Jährige am Ende mit leeren Hän

25.12.2014Mit klaren Zielen zum Brunnenbad in Schmölln

(rsn) – Es war brütend heiß an diesem 19. Juli in Schmölln, und da kam der Brunnen nahe der Ziellinie gerade recht: Beate Zanner sprang bei 35 Grad in voller Montur ins kalte Nass, um sich nach e

24.12.2014Krankheitspech und ein unglücklicher Rennkalender

(rsn) – Eigentlich hätte der Wechsel zum Team Bigla der Karriere von Elke Gebhardt noch einmal einen richtigen Schub verleihen sollen. Bei der Schweizer Mannschaft durfte sich die Freiburgerin zu S

23.12.2014Der letzte Sprint führt in Richtung Referendariat

(rsn) – Als sie auf der Pressekonferenz nach den Deutschen Meisterschaften in Baunatal neben Lisa Brennauer und Trixi Worrack Platz nahm, strahlte Martina Zwick. „Mega zufrieden“, sei sie mit de

22.12.2014Nach Neustart im Meistertrikot auf die Champs-Élysées

(rsn) – Am 28. Juni durfte Jacqueline Hahn in Grafenbach jubeln: Die damals noch 22-jährige Innsbruckerin wurde im Sprint einer achtköpfigen Gruppe Österreichische Meisterin. „Das bedeutet mir

Weitere Radsportnachrichten

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

20.12.2024Van Schip wegen Drohungen und Beleidigungen gesperrt

(rsn) - Wegen "Beleidigungen, Drohungen und unangemessenem Verhalten“ bei der Bahn-WM in Ballerup (Dänemark) hat die UCI den Niederländer Jan-Willem van Schip vom 27. Dezember 2024 bis zum 1. Febr

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine