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20.02.2015 | (rsn) – Bei der 6. Oman-Rundfahrt triumphierten auf der Königsetappe am Green Mountain weder Tejay van Garderen (BMC) noch Alejandro Valverde (Movistar), Rafal Majka (Tinkoff-Saxo) oder Vincenzo Nibali (Astana). Stattdessen war es der Spanier Rafael Valls (Lampre – Merida), der auf dem vierten Abschnitt von Sultan Qaboos Grande Mosque zur Bergankunft in Jabal Al Akhdhar führte, alle Favoriten überraschte und sich mit fünf Sekunden Vorsprung auf van Garderen durchsetzte.
Valverde kam mit 19 Sekunden Rückstand auf den Überraschungssieger als Dritter ins Ziel, Majka, zweifacher Etappensieger der Tour de France 2014 und Gewinner der Bergwertung, landete drei Sekunden hinter dem Spanier auf Platz vier, gefolgt vom Franzosen Thibaut Pinot (FDJ/+0:35), letztes Jahr Tour-Dritter, und Valls‘ portugiesischen Teamkollegen Rui Costa (+0:49), Straßenweltmeister von 2013.
Angesichts dieser Phalanx großer Namen, die er im Finale des 5,7 Kilometer langen und im Schnitt 10,5 Prozent steilen Schlussanstiegs allesamt hinter sich gelassen hatte – Tour-Sieger Nibali landete übrigens abgeschlagen 2:27 Minuten hinter ihm nur auf Rang 21 – war Valls‘ erster Sieg seit rund fünf Jahren sogar eine kleine Sensation.
„Ich bin wirklich überrascht, dass ich gegen solch gute Kletterer den Sieg geholt habe“, gestand er im Ziel dann auch ein. Und mit Blick auf die Gesamtwertung, in der er sich vom neunten Platz an die Spitze katapultierte – neun Sekunden vor van Garderen und immerhin bereits 19 auf Valverde – fügte er an: „Ich hätte an diesem perfekten Tag kaum mehr verlangen können. Ich habe die Königsetappe gewonnen, bin neuer Gesamtführender und habe die Vorarbeit meines Teams vollenden können.“
Dagegen musste sich van Garderen wie bereits im vergangenen Jahr mit Rang zwei am Green Mountain begnügen. Damals allerdings hieß der Etappengewinner Chris Froome (Sky), diesmal zog der BMC-Kapitän gegen einen deutlich schwächer eingesetzten Gegner den Kürzen – und gab nach dem Rennen unumwunden zu, Valls unterschätzt zu haben.
„Als ich attackierte, habe ich Valverde und Majka abgeschüttelt und deshalb dachte ich, es ruhiger angehen zu können, weil die beiden diejenigen waren, um die ich mir Sorgen machte. Valls habe ich definitiv unterschätzt und er hat mich eines Besseren belehrt. Er hatte am Ende einfach ein bisschen mehr“, erklärte van Garderen, der am morgigen Samstag noch eine Chance hat, sich das Rote Trikot zu holen.
Das allerdings will der Überraschungs-Spitzenreiter mit allem verteidigen, was er hat. „Es wird sehr schwer (die Gesamtwertung) zu gewinnen, aber wir sind bereit anzugreifen. Es wird hart, aber ich bin bereit, mein Maximum zu geben“, sagte Valls.
Aber auch van Garderen hat die Gesamtwertung noch nicht abgeschrieben, zumal im zweiten Teil der Etappe auf einem Rundkurs vier Mal der Bousher-Anstieg bewältigt werden muss. „Alles ist möglich, es wird eine schwere Etappe morgen und wer weiß, ob sein Team alles wird kontrollieren können. Wir sind motiviert ihn anzugreifen“, kündigte der 26-Jährige an.
Auch wenn es zu keinem Top Ten-Ergebnis reichte und Patrick Konrad sowohl Rang drei im Gesamtklassement als auch das weiße Nachwuchstrikot verlor, war die Sportliche Leitung des deutschen Teams Bora-Argon 18 zufrieden mit dem Ausgang der Etappe. „„Die gesamte Mannschaft hat heute eine sehr gute Leistung gezeigt und alles genau so umgesetzt, wie wir es uns vorgenommen haben. Die Jungs haben Patrick und Bartosz vorne in den Berg gefahren“, sagte Sportdirektor Enrico Poitschke.
Der erfahrene Pole Huzarski kam gemeinsam und zeitgleich mit Konrad 1:31 Minuten hinter Valls auf Rang 14 ins Ziel. Der junge Österreicher war mit seinem Ergebnis vollauf zufrieden. „Ich habe alles gegeben und auch wenn am Ende des Tages Platz 15 den Verlust des Weißen Trikots bedeutet, so kann ich das echt verschmerzen. Ich bin in einer Rundfahrt wie dieser nun auf Platz zehn in der Gesamtwertung, da überwiegt die Freude definitiv“, schrieb der 23-Jährige in seinem Tagebuch auf radsport-news.com.
Bestärkt wurde Konrad in seiner Auffassung von seinem Sportlichen Leiter. „Der Schlussanstieg war bei den Temperaturen für Patrick die erwartete Herausforderung. Er musste ans Limit gehen, ist aber super gefahren. Auch wenn es mit der Trikotverteidigung nicht ganz geklappt hat, sind wir mit seiner Leistung absolut zufrieden. Das war ein gutes Rennen“, so Poitschke, dessen Schützling in der Nachwuchswertung nun Zweiter ist, 28 Sekunden hinter dem Südafrikaner Louis Meintjes (MTN-Qhubeka).
Auf der für das Gesamtklassement entscheidenden Etappe machten sich gleich nach dem Start vier Fahrer aus dem Staub. Die Belgier Stijn Vandenbergh (Etixx-QuickStep), Gijs Van Hoecke und Jef Van Meirhaeghe (beide Topsport Vlaanderen) bildeten gemeinsam mit dem Italiener Andrea Guardini (Astana) schon früh die Gruppe des Tages, die allerdings nicht lange beisammen blieb.
Denn schon nach dem ersten Zwischensprint bei Kilometer 18,5, den er für sich entschied, ließen sich Guardini und Van Meirhaeghe, der am vierten Tag in Folge zu den Ausreißern zählte, wieder ins Feld zurückfallen. Beide hatten es nur auf die Sprintpunkte abgesehen und zumindest für Guardini machte sich die Aktion bezahlt, denn er behauptete seine Führung in dieser Sonderwertung.
Obwohl nur noch zu zweit, bauten Vandenbergh und Van Hoecke ihren Vorsprung auf das Feld schnell bis auf rund 15 Minuten aus. Nach der Verpflegungszone etwa zur Rennmitte reagierten die Verfolger und stellten bei erneut großer Hitze das Spitzenduo am Fuß des Schlussanstiegs.
Dort ging Nibali schon früh in die Offensive, wodurch das Feld schnell auf rund 20 Fahrer zusammenschmolz. Doch Van Garderen, Valverde, Valls und Majka ließen sich nicht abschütteln, und es war vor allem van Garderens Helferriege um den starken Belgier Ben Hermans, die ihren Kapitän und die anderen Favoriten schnell wieder an Nibali heranführten.
Im oberen Teil des Green Mountain übernahm dann van Garderen die Initiative und wurde mit seiner Tempobeschleunigung Nibali und weitere Konkurrenten los. Auch Majka und Valverde konnten sich schließlich nicht mehr am Hinterrad des Tour de France-Fünften halten, nur Valls zeigte keine Schwäche und wurde seinerseits van Garderen mit einer Konterattacke vor dem Ziel los.
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