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28.06.2015 | (rsn) - Gegen sie war im Odenwald und an der Bergstraße kein Gras gewachsen: Trixi Worrack (Velocio-SRAM) sicherte sich nach 102,4 Kilometern auf dem bergigen Rundkurs von Bensheim mit einer überlegenen Vorstellung souverän ihren dritten Deutschen Meistertitel auf der Straße.
Die 33-Jährige gewann am Sonntag als Solistin 14 Sekunden vor Claudia Lichtenberg (Liv-PLantur) und 2:23 Minuten vor ihrer Teamkollegin Lisa Brennauer, die wiederum vor Stephanie Pohl (Euregio Ladies) und Charlotte Becker (Hitec Products) den Sprint der ersten großen Verfolgergruppe für sich entschied.
„Ich freue mich wirklich", sagte Worrack, die in diesem Jahr so stark wirkt wie lange nicht und im Mai bereits die erste Auflage der Kalifornien-Rundfahrt gewann, im Siegerinterview mit radsport-news.com. „Als ich den Kurs vorher im Auto gesehen habe, dacht ich schon: Na, das könnte was werden!" Die Dritte der Zeitfahr-Meisterschaft vom Freitag hatte sich im sieben Kilometer langen Anstieg zur Kuralpe schon auf der dritten der vier 25,6 Kilometer langen Runden aus dem Feld abgesetzt und mit ihrer Tempoverschärfung dafür gesorgt, dass nur Lichtenberg mithalten konnte.
„Man musste schon unten Vollgas fahren, wenn man oben einen gewissen Vorsprung haben wollte, weil es eben noch wirklich weit bis ins Ziel war. Da hätten 20 Sekunden nicht gereicht", erklärte Worrack, die schon auf der zweiten Runde weiter oben am Berg angezogen hatte, dort aber erstens noch fünf Kontrahentinnen mit sich zog und zweitens keine große Lücke zum Rest erzeugen konnte.
Diesmal aber brachten Lichtenberg und sie 45 Sekunden mit über die Kuppe und in die 15 Kilometer lange Abfahrt. Unten angekommen ging es mit 1:35 Minute Vorsprung auf die Schlussrunde und schließlich mit rund 2:30 Minuten erneut über die Kuralpe in die letzte Abfahrt. Dass der Sieg an eine der beiden Spitzenreiterinnen gehen würde, war zu diesem Zeitpunkt klar - und Worrack dank ihrer Sprintstärke die große Favoritin.
„Trixi war heute super, super stark und mir war klar, dass sie mich zum Schluss entweder absprinten oder nochmal attackieren würde", sagte Lichtenberg später zu radsport-news.com. Letztlich kam es zu Szenario Nummer zwei, denn Worrack wollte es nicht auf den Endspurt ankommen lassen. „Ich bin schon schnell, aber im Endeffekt ist es im Sprint immer 50:50 und ich wollte vorher sicher sein", so die Deutsche Meisterin, die Lichtenberg auf den letzten flachen Kilometern davonfuhr.
„Ich habe mich noch ein paarmal umgedreht, aber gesehen habe ich auch nichts so richtig", sagte sie. „300 Meter vor dem Ziel war ich dann sicher." Worrack schaute rund 150 Meter vor dem Zielstrich noch ein letztes Mal nach hinten und begann dann ausgelassen zu jubeln.
Doch auch die im Duell um den Sieg unterlegene Lichtenberg konnte mit dem Ausgang gut leben. „Platz zwei war alles, was für mich ging und ich bin sehr, sehr glücklich damit", erklärte die Wolfratshausenerin, die sich Ende März bei einem Sturz bei Gent-Wevelgem eine schwere Gehirnerschütterung zugezogen hatte und anschließend mehr als zwei Monate nicht im Renneinsatz war.
Lichtenberg war froh, bei Worrack mithalten zu können und dachte gar nicht daran, am Berg noch einmal zu attackieren - auch wenn sie auf dem Papier und in Top-Form als bessere Klettererin gilt. „Trixis Grundtempo war hart genug für mich", musste die 29-Jährige angesichts ihres Trainingsrückstands eingestehen.
Nachdem sich Worrack und Lichtenberg aus dem Staub gemacht hatten, kam ins Hauptfeld nicht mehr genug Zug hinein, um die Lücke noch einmal schließen zu können. Das in der Bundesliga dominierende Team Maxx-Solar um Hanka Kupfernagel, Corinna Lechner und Beate Zanner spannte sich zwar an die Spitze, konnte dem Tempo der Spitzenreiterinnen aber nichts entgegensetzen.
So kam das Feld erst zwei Minuten nach Worracks Zielankunft auf die 400 Meter lange Zielgerade direkt am Bensheimer Badesee. Dort eröffnete Becker den Spurt um Rang drei bereits 300 Meter vor der Linie und zog bis zum Schluss stark durch, konnte sich gegen die aus dem Windschatten kommenden Brennauer und Pohl aber nicht bis auf die letzten Meter verteidigen und wurde noch auf Rang fünf verdrängt.
Bevor Worrack auf der zweiten Runde am Berg erstmals das Tempo anzog und das Feld teilte, hatte eine vierköpfige Ausreißergruppe mit Clara Koppenburg (Bigla), Corinna Lechner (Maxx-Solar), Lisa Küllmer und Madeleine Ortmüller (beide Koga Ladies) ihr Glück versucht. Auf dem schweren Kurs von Bensheim konnten sie sich aber nicht lange an der Spitze behaupten.
Siegerinterview mit Trixi Worrack im Video: