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09.09.2015 | (rsn) - Ein Wimpernschlag von drei Sekunden trennen Spitzenreiter Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) und den Zweitplatzierten Fabio Aru (Astana) vier Tage vor dem Ende der Vuelta, der ein Zeitfahren in Burgos hinlegte, das so nicht erwartet worden war.
"In den nächsten Tagen wird das ein Höllenkampf zwischen uns beiden und für die Zuschauer ein Spektakel. Für mich wird sehr schwer. Denn die anderen werden ja versuchen, mich aus dem Trikot zu fahren", ahnt Tom Dumoulin, dass ihn die restlichen vier Tage noch richtig fordern werden. Doch davon lässt sich der Team-Kollege von John Degenkolb (Frankfurt) nicht die Laune verderben: "Jetzt feiern wir das hier erstmal. Morgen können wir die Pläne für die nächsten Tage machen."
Am Vormittag hatte er sich den Zeitfahrkurs angeschaut. Trotzdem war er sich nicht sicher, was ihn erwarten würde. Dumoulin: "Ich habe mir keine Gedanken gemacht, wie viel Zeit ich aufholen würde. Ich bin einfach raus, und habe mein Bestes gegeben. Und dann gewonnen. Unterwegs habe ich keine Abstände gehört und erst im Ziel erfahren, dass ich vorn bin. Als ich dann sah, dass Aru nur drei Sekunden hat, wusste ich, dass es extrem knapp war. Ich muss jetzt ein Auge auf ihn haben. Denn drei Sekunden sind nicht."
Dass er überhaupt eine Chance auf den Vuelta-Sieg hat, kommt auch für ihn überraschend, zumal er in der Andorra-Etappe nach eigenen Angaben "in Schwierigkeiten" war. Dumoulin: "Zum Glück ist da im GC nicht viel passiert. Die anderen waren auch ziemlich platt, glaube ich."
Ihm gehe es dagegen von Tag zu Tag besser. Dumoulin: "In den beiden großen Rundfahrten, die ich zuvor mitgemacht habe, merkte ich, dass ich mich in der dritten Wochen immer ganz gut fühlte. Und nach den Rundfahrten war meine Form immer am besten. Das zeigte mir, dass ich körperlich solche Rennen gut verkrafte. Ich hätte aber ehrlich gesagt, nicht gedacht, dass ich mich auch beim täglichen Kampf um das GC so gut erhole. Aber das ist die Erfahrung, die ich jetzt mache."
Deshalb beantwortet er auch die Frage, ob er die Vuelta gewinnen kann: "Ja, das ist sicherlich möglich. Aber die nächsten Tage werden noch sehr hart. Ich habe eine gute Mannschaft. Wir können kontrollieren, das haben wir schon gezeigt. Wir können aber auch die Kontrolle verlieren, wenn die anderen GC-Teams mal ordentlich Gas geben. Wir müssen abwarten. Bei nur drei Sekunden Vorsprung kann es auch mal auf den Zwischensprint ankommen. Es wird sehr stressig. Aber für die anderen auch. Doch die Vuelta war bis jetzt ohnehin schon ein Erfolg für mich. Mit dem Etappensieg in der Tasche werden wir jetzt versuchen, Rot zu verteidigen."
Giants Sportlicher Leiter Christian Guiberteau ist voll und ganz zufrieden mit seinem Kapitän: "Das war ein tolles Einzelzeitfahren von Tom. Er ist eine perfekte Linie gefahren. Es war aber auch eine gute Strecke für ihn. Uns war klar, dass er dieses Zeitfahren gewinnt. Jetzt wird es nicht einfacher, der Druck auf ihn wird stärker. Aber Tom hat den nächsten Schritt getan. Er ist auf einem guten Weg."
Fabio Aru kann sich indes nach seiner Klasse-Leistung nun ernsthafte Siegchancen ausrechnen. Denn die nächsten drei Etappen lassen noch genügend Raum für entscheidende Attacken. Zumal das Team Giant-Alpecin, das eigentlich für den Sprinter John Degenkolb arbeiten sollte, erst noch den Beweis abliefern muss, die anderen Mannschaften in einem entfesselten Kampf um die Gesamtwertung kontrollieren zu können. Aru sieht jedenfalls Licht: "Es war ein schweres Zeitfahren. Ich bin jetzt drei Sekunden in der Gesamtwertung zurück und vier Etappen liegen noch vor uns. Die Vuelta ist noch nicht zu Ende. Wir können noch einiges erwarten." Deswegen sagte auch der Sportliche Leiter von Dumoulin, Addy Engels: „Wir hätten uns nach dem Zeitfahren ein noch größeres Polster erhofft.“
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