Etappensieg geht nach langem Solo an Plaza

Astana fährt Dumoulin in die Krise und Aru zum Vuelta-Sieg

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Astana fährt Dumoulin in die Krise und Aru zum Vuelta-Sieg"
Fabio Aru (r.) bedankt sich bei senem Team-Kollegen Luis Leon Sanchez für die gute Team-Arbeit.| Foto: Cor Vos

12.09.2015  |  (rsn) - Auf den allerletzten Drücker haben Fabio Aru und das Team Astana das Ruder herum und die Vuelta doch noch an sich gerissen. Mit einer beeindruckenden Teamleistung fuhren die Hellblauen auf der 20. Etappe der 70. Spanien-Rundfahrt den bis dato um sechs Sekunden führenden Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) aus dem Trikot und machten ihren Kapitän zum kommenden Gesamtsieger.

"Natürlich bin ich überglücklich. Ich kann es noch gar nicht richtig fassen. Jetzt hier in Rot zu sitzen, das liegt nicht nur an mir. Die ganze Mannschaft ist hervorragend gefahren", wusste Aru deshalb auch, bei wem er sich in Cercedilla nach 175,8 Kilometern über vier Berge der 1. Kategorie zu bedanken hatte, dass er 3:38 Minuten nach dem spanischen Etappensieger Ruben Plaza (Lampre-Merida) mit geballter Faust über den Zielstrich rollen durfte. "Alle hier haben jeden Tag alles gegeben. Wir hatten zu Rundfahrtbeginn Probleme, aber wir haben zusammengehalten, waren fokussiert und haben uns gegenseitig geholfen."

Besonders gut klappte das eben an jenem Samstagnachmittag rund eine Autostunde nordwestlich von Madrid. Denn Astana drückte dem Feld im Verlauf der vorletzten Vuelta-Etappe ein hohes Tempo auf und isolierte Dumoulin früh, um ihn dann am vorletzten Berg, dem Puerto de la Morcuera etwas über 50 Kilometer vor dem Ziel, erstmals zu distanzieren. Der Niederländer konnte dem Tempo von Arus Edelhelfer Mikel Landa nicht mehr folgen, schloss die Lücke von rund 20 Metern aber noch einmal, bevor kurz vor der Bergwertung dann Aru selbst das Zepter in die Hand nahm und attackierte.

Einzig Nairo Quintana (Movistar) und Rafal Majka (Tinkoff-Saxo) konnten dem Italiener zu diesem Zeitpunkt noch folgen, doch Joaquim Rodriguez (Katusha), Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) und auch Landa kamen kurz darauf hinterher. Dumoulin hingegen verlor bis zur Kuppe 20 Sekunden und kämpfte in der Abfahrt um den Anschluss. Bis auf zwölf Sekunden kam er wieder heran, dann aber erhielt Aru genau im richtigen Moment weitere Unterstützung durch die aus der 38-köpfigen Ausreißergruppe des Tages zurückgefallenen Luis Leon Sanchez und Andrey Zeits, die den Abstand schnell wieder vergrößerten und so scheinbar für die Entscheidung sorgten.

Doch Dumoulin gab später zu: "Selbst wenn ich noch rangekommen wäre, hätte ich sicher keine Chance gehabt und hätte den Anschluss am nächsten Berg wieder verloren. Ich war einfach leer und müde." Der Niederländer aß während der Abfahrt vom Morcuera und in der Anfahrt zum Puerto de Cotos, dem letzten Berg der Vuelta, auffällig viel und versuchte seine Speicher wieder zu füllen, erholte sich aber nicht mehr und büßte bis ins Ziel fast vier Minuten auf Aru ein, so dass er nicht nur den Vuelta-Sieg sondern sogar eine Top-Fünf-Platzierung in der Gesamtwertung hergeben musste.

"Ich bin total enttäuscht. Wahrscheinlich werde ich morgen erst begreifen können, was ich hier bei der Vuelta geleistet habe und dann vielleicht etwas stolz sein. Aber jetzt bin ich einfach nur enttäuscht", sagte Dumoulin am Mannschaftswagen von Giant-Alpecin, bevor er mit gesenktem Kopf zum Mannschaftsbus hinunterrollte, während seine Kontrahenten - nicht nur Aru - allesamt bester Laune waren.

Rodriguez durfte sich freuen, den zweiten Platz errungen und letztlich um zwölf Sekunden gegen Majka verteidigt zu haben, der am Cotos mit Quintana attackierte und der Favoritengruppe noch um fast eine Minute davonfuhr, um selbst aufs Podium zu kommen - auch ein Grund zum Jubeln für Tinkoff-Saxo. Und Quintana verpasste zwar die Top 3, weil Majka ihm nicht von der Seite wich, war aber trotzdem glücklich mit seiner Leistungssteigerung am Ende einer krankheitsbedingt beinahe zwei Wochen lang verkorksten Spanien-Rundfahrt.

Majka und Quintana rauschten den anderen Klassementfahrern am Ende zwar davon, erreichten das Ziel aber trotzdem erst 2:42 Minuten beziehungsweise 2:44 Minuten nach Plaza auf den Plätzen zwölf und 14. Bevor es nämlich an den zwei letzten Bergen der Vuelta um den Gesamtsieg und die Verteilung der Podestplätze ging, prägten 38 Ausreißer den Verlauf der 20. Etappe. Zunächst hatte sich eine zehnköpfige Gruppe gebildet, die dann von 28 weiteren Fahrern verfolgt wurde.

Am zweiten Anstieg des Tages aber attackierte Plaza 117 Kilometer vor dem Ziel bereits aus dieser Zehnergruppe heraus und fuhr von da an einem fulminanten Solo-Sieg entgegen. Vom Zusammenschluss und späteren Zerfall der Verfolgergruppen bekam der Spanier überhaupt nichts mehr mit. Plaza hielt sich lange mit rund zwei Minuten Vorsprung vor seinen ärgsten Widersachern und rettete schließlich 1:07 Minute vor dem Portugiesen Jose Goncalves (Caja Rural) sowie 1:08 Minute vor Alessandro De Marchi (BMC) ins Ziel.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.12.2015Boeckmans: "Ich wäre sechsmal fast gestorben"

(rsn) – Kris Boeckmans (Lotto Soudal) hat sich bei seinem schweren Sturz auf der 8. Etappe der Vuelta a Espana offenbar viel schwerer verletzt als bisher nach außen drang. „Ich wäre sechsmal fas

20.09.2015Dumoulin veröffentlicht seine Vuelta-Leistungsdaten

(rsn) – Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) war die Entdeckung der diesjährigen Spanien-Rundfahrt. Bis zum vorletzten Tag führte der Niederländer die Gesamtwertung der Vuelta an, eher er noch auf den se

14.09.2015Hansen: Rekordjagd, „bis ich vom Rad falle"

(rsn) – Zu einem zweiten Etappensieg nach 2014 hat es für Adam Hansen bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Vuelta a Espana nicht gereicht. Doch die 70. Auflage der letzten großen Rundfahrt des Ja

14.09.2015Rodriguez mit 36 bei der Vuelta so gut wie nie

(rsn) – Bei der Vuelta-Siegerehrung am Sonntagabend in Madrid stand natürlich Gesamtsieger Fabio Aru (Astana) im Mittelpunkt des Interesses. Aber auch Joaquim Rodriguez hatte allen Grund zum Strahl

13.09.2015Degenkolb sorgt bei der Vuelta für Versöhnung und Krönung

(rsn) - Fast vier Monate ist es her, dass John Degenkolb in Nürnberg die abschließende 5. Etappe der Bayern-Rundfahrt gewann und dort seinen bisher letzten Saisonsieg einfuhr. Bei der Tour und der V

13.09.2015Degenkolb schlägt in Madrid zu, Aru Gesamtsieger

(rsn) – John Degenkolb (Giant - Alpecin) hat am letzten Tag der 70. Vuelta a España doch noch zugeschlagen. Der 26 Jahre alte Frankfurter hatte am Ende der abschließenden 21. Etappe über 98,8 Ki

13.09.2015Majka stellt Jaskulas Grand Tours-Rekord ein

(rsn) - Rafal Majka muss auf der heutigen Etappe der Spanien-Rundfahrt nur ins Ziel kommen, dann hat er den dritten Platz in der Gesamtwertung sicher. Der 25-jährige Kletterspezialist würde damit de

13.09.2015Dumoulin: „Die Vuelta war für mich einen Tag zu lang"

(rsn) – Am Freitag noch wähnte man Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) auf dem besten Weg zum Vuelta-Gesamtsieg, nachdem er der Konkurrenz im Finale der 19. Etappe einige Sekunden abgenommen hatte. Doch a

13.09.2015Aru: „Wir hatten gesehen, dass Dumoulin müde war"

(rsn) - Die Vuelta begann für Astana mit einem Betrugsversuch und endete in einem Freudentaumel. Ausgelassen schlug Fabio Aru seinem Teamkollegen Luis Leon Sanchez kurz vor dem Überqueren der Zielli

12.09.2015Aru vor Vuelta-Sieg, Dumoulin bricht völlig ein

(rsn) - Fabio Aru (Astana) steht vor dem Gewinn der 70. Vuelta a Espana. Der Italiener hat am vorletzten Tag der Rundfahrt das Rote Trikot von Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) übernommen und den NiederlÃ

12.09.2015Dumoulin: Erleben wir heute die Geburt eines großen Fahrers?

(rsn) - Von San Lorenzo de El Escorial nach Cercedilla (175,8 km). Für Spitzenreiter Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) und seine Herausforderer ist es die ultimative Etappe der 70. Vuelta a Espana. Erlebe

12.09.2015Liste der ausgestiegenen Fahrer / 19. Etappe

(rsn) - Zum Start der 70. Vuelta a Espana in Marbella waren am Samstag 198 Rad-Profis angetreten. Längst nicht alle werden am 13. September das Ziel in Madrid erreichen. Sturzverletzungen, Erkrankung

Weitere Radsportnachrichten

04.03.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

04.03.2025Stöckchen in der Kette und Tante Ina-Yoko im Ohr

(rsn) – Nachdem er schon drei Medaillen bei den Bahn-Europameisterschaften in Heusden-Zolder einfahren konnte, versuchte sich Tim-Torn Teutenberg (Lidl – Trek) nun auch auf den klassischen Straß

04.03.2025Grand Départ der Tour de France Femmes 2027 auf der Insel?

(rsn) - Kaum hatte man sich mit Rotterdam als Grand Départ der Tour de France Femmes 2024 erstmals ins Ausland gewagt, findet der Start der diesjährigen Auflage wieder auf heimischem Boden in Vannes

04.03.2025Van der Poel gewinnt vorgezogenen Saisonstart bei Le Samyn

(rsn) – Eine echte Überraschung ist es nicht, dass der Sieger von Le Samyn (1.1) Mathieu van der Poel heißt. Da kommt es schon eher unerwartet, dass der 30-Jährige – erst – im Zielsprint auf

04.03.2025Bei Zanetti scheint der Knopf aufzugehen

(rsn) - Da staunte auch Linda Zanetti (Uno–X Mobility) nicht schlecht, als Lorena Wiebes auf den letzten Metern der Massenankunft bei Le Samyn des Dames (1.1) den Turbo zündete und spielerisch den

04.03.2025Wiebes spielerisch zum Sieg bei Le Samyn des Dames

(rsn) – Es machte nicht den Eindruck, als hätte Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) im Finale auf der mäßigen ansteigenden Zielgeraden alles geben müssen, um die fünf, sechs Radlängen auf ihre

04.03.2025Tour of Norway: Profil für explosive Fahrerinnen

(rsn) - Nachdem Mitte Januar die Organisatoren der Tour of Norway (2. Pro) bekanntgaben, dass es neben dem Männerrennen in diesem Jahr auch eine Ausgabe für Frauen (2.1) geben wird, veröffentlicht

04.03.2025Brenner nach Drome-Sturz mit Knochenriss im Ellbogen

(rsn) – Der gute Saisonauftakt von Marco Brenner (Tudor) wird in den kommenden Wochen ausgebremst. Der Deutsche Meister war am Sonntag in den Massensturz bei der Faun Drome Classic (1.Pro) verwicke

04.03.2025Strade Bianche im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Erstmals 2007 ausgetragen, hat sich Strade Bianche zu einem der Highlights im UCI-Kalender entwickelt. Seit 2017 gehört das spektakuläre italienische Eintagesrennen über die Schotterpisten

04.03.2025Fusion mit Aufstiegsgedanken

(rsn) - Die Fusion der beiden deutschen KT-Teams Rembe Pro Cycling Team Sauerland und Rad-net Oßwald sorgte vermutlich für die größte Schlagzeile im deutschen Kontinentalbereich Ende des vergangen

03.03.2025Denk nach Openingsweekend: “Da darf man auch gefrustet sein“

(rsn) – Der Auftakt in die Klassikersaison ist für Red Bull – Bora – hansgrohe nicht so gelaufen, wie man es sich vorgestellt hatte. Sowohl am Samstag nach dem Omloop Nieuwsblad in Ninove als a

03.03.2025Profis wieder falsch abgebogen: TV-Motorrad bekommt Gelbe Karte

(rsn) – Die Gelben Karten saßen am Wochenende locker bei den Kommissaren der UCI. Gleich drei Verwarnungen sprachen die Regelhüter in den Rennen aus. Die dabei wohl offensichtlichste ging im Final

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Umag Classic (1.2, CRO)
  • Trofeo Laigueglia (1.Pro, ITA)