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21.09.2015 | (rsn) - Dass auch eine Bronzemedaille Gold wert sein kann, durfte man feststellen, wenn man Jasha Sütterlin am Sonntagnachmittag in Richmond in die Augen sah. Der 22-jährige Movistar-Profi strahlte über das ganze Gesicht, nachdem er den Hot Seat zwar am Schluss des Mannschaftszeitfahrens noch räumen musste, das Podium aber trotzdem erklimmen durfte.
„Das ist mit einer der größten Erfolge meiner Karriere", sagte er und offenbarte, dass er während der Minuten auf dem Hot Seat auf den Geschmack gekommen ist. „Ich hoffe, dass wir das in den nächsten Jahren noch verbessern können!"
Sütterlin scheint sich wohl zu fühlen bei Movistar, dem spanischen Rundfahrer-Team, das nicht die alltäglichste Heimat eines deutschen Profis ist - vor allem nicht die eines Neu-Profis, wie Sütterlin es war, als er 2014 vom Thüringer Energie Team in die Reihen von Eusebio Unzue wechselte - mit der Empfehlung eines achten Platzes bei der U23-Zeitfahr-WM 2012 in Valkenburg.
Dass Sütterlin über besondere Qualitäten im Kampf gegen die Uhr verfügt, ist schon lange klar. Doch im Teamzeitfahren von Richmond wuchs er über sich hinaus - er gehörte zu jenen vier Fahrern, die letztlich die Uhr für Movistar stoppten und die Bronze-Zeit nach Hause brachten. Und das, obwohl es zunächst gar nicht danach ausgesehen hatte.
„Dass ich zum Schluss noch dabei war, sollte eigentlich nicht so sein", erklärte er. „Ich hatte schon nach 20 Kilometern Probleme und musste zwei Mal zum Erholen aussetzen. Dann habe ich mich festgebissen und bin auf den letzten 15 Kilometern immer wieder mit durch die Führung gegangen - und die letzten drei waren dann nur noch am Anschlag. Ich bin fast vom Rad gefallen!"
Schon 2014 war Sütterlin Bestandteil der sechsköpfigen Teamzeitfahr-Auswahl von Unzue, als Movistar in Ponferrada auf Platz sechs fuhr. Sein Boss weiß, was er an dem jungen Deutschen hat, der aber trotz seiner Stärke noch weit von einem Einsatz für Deutschland im Elite-Zeitfahren bei der WM entfernt ist. Ausgerechnet bei den Deutschen Meisterschaften, die ein wichtiges Qualifikationskriterium sind, konnte Sütterlin sich schließlich noch nicht zeigen: Platz sieben 2014, Platz acht 2015. „Ich habe mich aerodynamisch verbessert, habe eine neue Sitzposition und hoffe, dass es bei den Deutschen Meisterschaften für mich nächstes Jahr besser läuft", sagte er nun.
2016 in Katar wäre Sütterlin sicher gerne länger bei der WM dabei als nur im Mannschaftszeitfahren. Deshalb dürfte er Tony Martin am Mittwoch wohl auch die Daumen drücken, dass der Wahl-Schweizer wieder Weltmeister wird und Deutschland im nächsten Jahr wieder drei Startplätze hat. In diesem Jahr aber tritt der 22-Jährige nun die Heimreise an und freut sich: „Ich will nur noch nach Hause." Mit einer Bronzemedaille im Schrank entspannt es sich dort sicherlich gut.
Sütterlin im Interview: