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16.12.2015 | (rsn) - Hola, nach den gestrigen perfiden Stürzen unmittelbar nach der Neutralisation und einer anschließenden 200km-Hitzeschlacht auf den Autobahnen Costa Ricas stand uns heute (Dienstag) angesichts des Höhenprofils die vermeintlich flachste Etappe der Rundfahrt bevor. Von Liberia verlief die Strecke anders als am Vortag auf überwiegend schlagloch-freien Straßenbelägen über 153 Kilometer in südöstliche Richtung in die Stadt Nicoya.
Zwar mussten wir uns besonders zu Beginn des Rennens über einige steile Rampen quälen, aber die folgende Streckenführung wies dann wie angekündigt keine weiteren nennenswerten Herausforderungen auf.
Die erleichternden Resultate der abends zuvor durchgeführten Untersuchungen von Fabians Sturzverletzungen sorgten für eine positive Stimmung und neue Motivation. Glücklicherweise hat er sich nichts gebrochen und konnte das Rennen trotz Schmerzen wegen seiner stark geprellten Hand fortsetzen.
Doch auch heute wurden wir an den Horror-Crah erinnert.
Schon während des Frühstücks wurde uns bewusst, dass die Unfälle nationale Aufregung in den Medien entfacht hatten. So avancierte der „Taxifahrer-Eklat“ in der Tageszeitung „La Nacion“ zum Titelthema. Jan und Fabian rückten demzufolge zwangsläufig vor dem Startschuss in den Mittelpunkt der Presse und mussten in etlichen Interviews Rede und Antwort stehen.
Höhepunkt der Ekstase war die an Fabian gerichtete makaber anmutende Anfrage eines „Fans“, ob er das Trikot des Sturzes erwerben könne. Wir rutschten aufgrund äußerst negativer Vorfälle plötzlich in den Mittelpunkt der Tour und wissen nicht recht, was wir von dieser Entwicklung halten sollen.
Nun aber zum eigentlichen Renngeschehen: Im Gegensatz zu meinen simulierenden Teamkollegen, die schon bei der der Einschreibung über ihre Wehwehchen des Sturzes vom Vortag vor den TV Kameras klagten, biss ich mich bei sengender Hitze trotz meines eingewachsenen Zehennagels durch den zweiten Abschnitt.
Erwartungsgemäß hart wurde es zu Anfang des Rennens, da sich die südamerikanischen Bergflöhe an den Rampen mit sich unzähligen Attacken bekämpften. Julian, Lucas und ich konnten unter großer Anstrengung dem Tempo am Berg standhalten, wohingegen unsere anderen Jungs die Anstiege kontrolliert bewältigten oder abreißen lassen mussten, dank ihres Gewichtvorteils aber immer wieder auf den folgenden Abfahrten an das von den Bergfahrern weiterhin angeführte Hauptfeld aufschließen konnten.
Eine zweiköpfige Spitzengruppe konnte sich nach den anfänglichen Hügeln absetzen und überraschenderweise einen Vorsprung von knapp fünf Minuten ins Ziel retten, obwohl wir im Hauptfeld fahrend den Eindruck einer zügigen Fahrweise verspürten.
Dabei sind wir uns nicht zu 100 Prozent sicher, ob die Spitzengruppe nicht eine „leicht modifizierte...“ Strecke passierte. Wie auch immer: Im Team-Verbund und in vorderer Position bereiteten wir also den Massensprint um Platz drei bestmöglich für unsere Sprinter vor.
In einem äußerst chaotischen Finale mit faszinierenden Menschenmassen entlang der kurvenreichen letzten Meter durch Nicoya konnten Julian und ich den Anschluss halten, wohingegen Lucas leider seine Position wegen eines Sturzes einbüßte. Schlussendlich belegte ich den siebten Rang und Julian vervollständigte als Anfahrer mit Platz zwölf das zufriedenstellende Ergebnis.
Besonders hervorzuheben ist Jans Durchhaltevermögen – nach einem 120km-Solo hinter dem Feld erreichte er das Ziel knapp 30 Minuten später innerhalb der Karenzzeit erreichte. Chapeau!
Adios
Lorenz
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