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14.07.2016 | (rsn) - Wir hatten heute Besuch von ein paar wichtigen Leuten unseres Hauptsponsors, auch deswegen war die Motivation extrem groß, in die Gruppe des Tages zu kommen. Wir hatten mit Sep Vanmarcke und Bertjan Lindeman gleich zwei Mann in der Gruppe - ein Traumszenario also. Zumal der Sturz von Wilco Kelderman vor ein paar Tagen unseren ganzen Plan umgeschmissen hatte. Er hat einfach noch zu viele Probleme und deshalb sagten wir ihm: „Erhol dich erst mal, so gut es geht“. Es kommen noch genügend schwere Etappen, wo er wirklich auf Attacke fahren kann.
Im Feld ging es relativ gemütlich zu, bis irgendwann Etixx und Trek voll auf die Kante gegangen sind – was ganz schön viele überrascht hat. Bis zu den beiden kleinen Anstiegen vor dem Mont Ventoux wurde dann Vollgas gefahren: zwei Felder, die hintereinander her heizten. Dann hörte ich, dass vorne Simon Gerrans bei einem Sturz drei Fahrer von Sky „mitgenommen“ hat. Danach war dann kurz wieder Waffenstillstand und relativ viele Fahrer sind wieder zurückgekommen.
Und schließlich ging es in den Ventoux hinein. Ich habe mir nicht so die großen Sorgen gemacht um das, was da kommen könnte, denn wenn die Bergfahrer loslegen, werde ich sowieso schnell abgehängt. Aber jetzt, mit den Bildern des Finals vor Augen, was da alles passiert ist - einfach erschreckend und krass. Froome, Porte, Mollema – das sind Fahrer, die nichts dem Zufall überlassen, die sich minutiös auf dieses Event vorbereiten, und dann passiert so was wie dieser Crash, bei dem die drei besten Bergfahrer auf das Kameramotorrad drauffliegen. Zuschauermassen, die unkontrolliert am Berghang stehen, Motorräder, die nicht wissen, wie man die Position hält: das komplette Chaos. Das sind Bilder, die man gar nicht beschreiben kann und natürlich auch nicht sehen will. Zu Chris Froome: Er hatte keine Chance zu reagieren, als das Motorrad vor ihm plötzlich stillstand. Seine Motivation war offensichtlich, irgendwie vorwärts zu kommen, und da ist er einfach gelaufen. Für mich war es das erste Mal, dass ich so was in einem Radrennen sehe. Die Frage ist nun, wie kriegt man solche Situationen kontrolliert und gesteuert? Einerseits will man Zuschauer am Straßenrand haben, andererseits muss man die Leute so „platzieren“, dass das Rennen nicht beeinflusst und der Wettkampf nicht verfälscht wird. Heute etwa hatten die Favoriten kaum eine Chance zu attackieren, weil da so viele Menschen standen. Im Endeffekt wollen alle, dass die besten Fahrer sich berghoch messen können. Wenn aber nicht genügend Platz auf der Straße ist, um zu attackieren, wird der ganze Rennverlauf beeinflusst. Natürlich müssen die Fahrer mit dieser Situation irgendwie umgehen und möglichst weit vorne fahren. Aber ich weiß nicht, ob es fair ist, wenn der fünfte Fahrer in einer Gruppe die besten Beine, aber keinen Platz zum Attackieren hat.
Euer Paul
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