Große Namen landeten auf der Straße

War die Sturzserie in der Abfahrt vom Bisanne hausgemacht?

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "War die Sturzserie in der Abfahrt vom Bisanne hausgemacht?"
Chris Froome nach seinen Sturz während der 19. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

23.07.2016  |  (rsn) - Die Abfahrt vom Montée de Bisanne (1723 m) war als technisch und schwierig beschrieben worden. Dass hier aber während der 19. Tour-Etappe von Albertville nach Saint-Gervais-Mont Blanc (146 km) so viele Fahrer, darunter auch große Namen, stürzten, scheint hausgemacht gewesen zu sein. Denn die Straße war augenscheinlich im Vorfeld frisch geteert worden. Der einsetzende Regen sorgte dann auf dem frischen Asphalt und den neuen weißen Streckenmarkierungen für rutschige Verhältnisse.

Zuerst erwischte es Richie Porte (BMC) rund 25 Kilometer vor dem Ziel. Dem Australier blieb aber noch genug Zeit, um mit Hilfe seiner Teamkollegen wieder den Anschluss an die Favoritengruppe zu schaffen. Es folgte Pierre Rolland (Cannondale Drapac). Der Franzose hatte sich mit Rui Costa (Lampre-Merida) aus der neunköpfigen Spitzengruppe abgesetzt, als er in einer Kurve im einsetzenden Regen auf verschmutzter Fahrbahn zu Boden ging. Nach kurzer Behandlung konnte er zwar die Fahrt fortsetzen. Doch eine Spitzenplatzierung war futsch.

"Ich war gerade dabei, nach meinem Sturz am Tourmalet bei dieser Tour wieder Fuß zu fassen. Aber dann bin ich auf der nassen Straße in einer Kurve weggerutscht und hatte keine Möglichkeit mehr zu bremsen. Beide Räder sind weggerutscht. Es hat eine Zeit gedauert, bis ich wieder stehen konnte, denn ich war erstmal geschockt. Danach habe ich mich wieder gesammelt. Jetzt will ich es nur noch bis nach Paris schaffen“, erklärte Rolland im Ziel enttäuscht.

Etwas weiter unten wurde es noch gefährlicher. Der letzte Abschnitt der Abfahrt, die 6,5 Kilometer lange und bis zu 9,4 Prozent steile Cote de Domancy, war am Tag zuvor im Bergzeitfahren in entgegengesetzter Richtung befahren worden.  Möglicherweise hatten die Werbekarawane und der Begleittross die Straße zusätzlich verschmutzt, was die Lage noch verschlimmerte.

Hier knallte ein Trio auf die Straße. Daniel Navarro (Cofidis), George Bennett (LottoNL-Jumbo) und Eduardo Selulveda (Fortuneo-Vital Concept) purzelten übereinander. Dabei verletzte sich Navarro am Knie und Schulter so sehr, dass er die Etappe nicht fortsetzen konnte.

Kurze Zeit später konnte der Niederländer Bauke Mollema (Trek) in einer Kurve die Linie nicht halten. "Ich rutschte weg und war am Boden. Ich war schnell wieder auf dem Rad, aber im Anschluss waren viele weitere schwierige Abschnitte, Kurven und Stürze vor mir“, erklärte der bisherige Gesamtzweite, warum er den Anschluss nicht mehr schaffte und auf Rang zehn  zurückfiel.

Noch weiter unten in dieser Anfahrt stürzte schließlich auch der Mann in Gelb zusammen mit Vincenzo Nibali (Astana). "Ich bin auf der Fahrbahnmarkierung ausgerutscht und gestürzt. Zum Glück habe ich mir nicht allzu viel getan“, schildert Chris Froome (Sky) seinen Unfall, bei dem er sich am Rücken und Bein Hautabschürfungen und Prellungen zuzog. Da sein Rad geschrottet war, fuhr er mit der Rennmaschine seines Teamkollegen Geriant Thomas ins Ziel.

"Es war sehr sehr glatt am Ende. Der Asphalt war neu. Dadurch war es nicht wirklich sicherer. Ich weiß nicht, was wirklich passiert ist, wie Froome gestürzt ist, ob er versuchte zu bremsen", berichtete Nibali im Ziel.

Doch nicht nur in der Abfahrt der Cote de Domancy kamen während dieser 19. Tour-Etappe große Namen zu Fall. Nach dem Col de la Forclaz war Tom Dumoulin gestürzt. Der Niederländer aus dem deutschen Rennstall Giant-Alpecin musste die Tour mit gebrochenem Handgelenk aufgeben.

Froome übrigens fühlte sich bestätigt. In den letzten Tagen hatte er immer wieder gewarnt, die Tour sei  erst in Paris zu Ende. Gestern meinte er: „Es zeigt, dass die Tour nicht vorüber ist, ehe wir die Ziellinie in Paris überfahren haben. Morgen wird es hart, aber es wird die letzte Anstrengung."

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