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10.08.2014 | Seit 18 Tagen sitzt Wolfgang Fasching im Sattel. Seinem Ziel St. Petersburg rückte er gestern bis auf mehr als 1700 Kilometer nahe. Den 8000er erledigte er zum Frühstück. Spricht Wolfgang Fasching von Extrem-Situationen beim "Russia Coast to Coast", dann tut er das selten in der Ich-Form.
"Mir geht's darum, zu sagen: WIR haben das geschafft.
Nicht ich. Weil es anders nicht geht. Jeder trägt seine Leistung dazu bei", sagt Fasching, während er unermüdlich in die Pedale tritt (was zweifelsfrei der härteste Job ist, in der rasenden Karawane zwischen Asien und Europa).
Jede Nacht, in der der Motivations-Künstler nach Mörder-Etappen von bis zu 500 Kilometern für ein kurzes Schläfchen vom Rad steigt, spricht er allen Team-Mitgliedern mit einem Lächeln ein herzliches Danke aus. Seinen Sturz vom Freitag, als ihm ein Autofahrer den Vorrang genommen hatte, steckte der bald 47-Jährige gut weg.
Mehr als 8200 Kilometer in 18 Tagen haben Fasching
und seine 15 Wegbegleiter in fünf Autos mittlerweile hinter sich gebracht. Ein kunterbunter Haufen, den Fasching großteils erst kurz vor dem Start kennengelernt hatte, schloss sich zu einem Team zusammen.
Heute galt es für die Mannschaft zu meistern: die Nacht schlafend im Auto zu verbringen, eine improvisierte Radreparatur ohne den abwesenden Mechaniker, drei kurze Umwege nach falscher Navigation, ein offizieller Empfang in der Region Tartastan, Kommunikation und Motivation für Wolfgang, auf den erneut schlechten und sehr hügeligen Wegen.
"Ein Drittel Körper, ein Drittel Kopf, ein Drittel Team"
- das macht den Erfolg für Fasching auf der Ultra-Langstrecke aus: "Die Leistung vollbringe ich nicht alleine, das geht nur im Team. Jeder ist ein Teil davon. Ich bin nur der, der mit dem Rad fährt", sagt Fasching.
Ärzte, Physiotherapeut, Organisatoren, Koch, Mechaniker, Chauffeure, Trouble-Shooter und Medien-Leute ziehen an einem Strang. Erfahrung in der Betreuung eines solchen Projekts brachte keine Hand voll Team-Mitglieder mit.
Fasching ist sportlich gesehen in unvorstellbaren Dimensionen
unterwegs, doch menschlich ist er nahbar wie die Mama auf dem Mittagstisch, der beste Freund beim Fortgehen und der Arbeitskollege im Büro: "Viele sagen: So ein Projekt muss man alleine durchziehen. Das geht aber nciht. Du vereinsamst und verarmst da vorne auf dem Rad - ohne Kommunikation."
Fasching hört x-mal die gleichen Lieder von Bruce Springsteen, um nicht vor Langeweile in ein Motivations-Loch zu fallen. Er will gute Gespräche, lauscht positiven Grußworten - und mag Spaß, wie auf dem Youtube-Video von Helene Fischers "Atemlos durch die Nacht".
Physiotherapeut Dimitri Wojakow verbringt den halben Tag
im Begleitfahrzeug. Die Kommunikation stellt den 25-Jährigen vor eine Herausforderung: "Das ist das Wichtigste für Wolfgang. Körperlich leidet er sehr viel, aber das ist nicht der limitierende Faktor. Wenn es scheitert, dann an motivierenden Worten und Gesprächen. Das ist schwierig zu erlernen für mich", erzählt Dimitri offen.
Auch für den aktuellen Race-Across-America-Sieger Christoph Strasser wirken aufmunternde Kommunikation und mentale Unterstützung als größter Treibstoff. Der Steirer ließ Fasching über seine Medien-Betreuer aufbauende und unterhaltende E-Mails zukommen.
Strasser zieht vor seinem Vorbild den Hut:
"Mich fasziniert, dass es Wolfgang schafft, mit einem Team, das zum Teil aus Russland stammt, das er zu einem Großteil nicht kannte und das so gut wie keine Erfahrung mitbringt, seine Fahrt so durchzuziehen. Ich hätte ohne mein eingespieltes Stamm-Team eine Unsicherheit beim Fahren."
Fasching freuen Strassers Worte. Und er gibt Einblick: "Wenn es leicht geht und dahinrollt, brauchst du eh keine mentale Hilfe. Doch wenn es schwierig wird, brauche ich Unterstützung. Das ist das Um und Auf. Das braucht Gefühl. Da muss auch die Chemie passen."
Mehr als vier Fünftel hat das Team hinter sich.
Unter Hochspannung, und mit Spaß fährt der Tross dem gemeinsamen Ziel entgegen. Die einen im Auto, der andere am Rad. Noch 1800 Kilometer fehlen...
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