WM-Vorschau: Teamzeitfahren der Frauen

Der Titel geht nur über das Sextett von Boels-Dolmans

Von Felix Mattis

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Boels-Dolmans ist im Teamzeitfahren momentan das Maß der Dinge. | Foto: Cor Vos

08.10.2016  |  (rsn) - Seitdem das Mannschaftszeitfahren 2012 in Valkenburg bei den Weltmeisterschaften wieder eingeführt wurde, ging der Sieg jedes Mal an ein und denselben Sportdirektor: Ronny Lauke. Der Leipziger führte Specialized-lululemon beziehungsweise Velocio-SRAM als Sportlicher Leiter zum Titel. In Doha bringt er mit Canyon-SRAM erstmals eine komplett selbst aufgebaute Mannschaft an den Start. Und natürlich würde er mit seinem Sextett um Lisa Brennauer, Mieke Kröger und Trixi Worrack gerne den fünften Titel in Folge feiern.

Deshalb investierte Lauke viel, flog mit seinen Frauen bereits zehn Tage vor WM-Beginn nach Katar, um für eine perfekte Akklimatisierung zu sorgen. "Wir wollten so gut wie möglich vorbereitet an der Startlinie stehen, und jetzt sind wir bereit", so Lauke in einer Pressemitteilung seines Rennstalls, in der er allerdings keine konkrete Zielsetzung formulierte. Als Titelverteidiger muss Gold angestrebt werden, doch auch mit einer Medaille dürfte man in diesem Jahr leben können.

Denn die klare Favoritenrolle gehört am Sonntagmittag bei erwarteten über 35 Grad einem anderen Team: Boels-Dolmans hat drei von vier Mannschaftszeitfahren in dieser Saison gewonnen und ist die Equipe, die es zu schlagen gilt. Mit Chantal Blaak, Karol-Ann Canuel, Evelyn Stevens und Ellen Van Dijk sind vier der sechs Frauen aus der niederländischen Equipe bereits Weltmeisterinnen im Teamzeitfahren gewesen - und wurden durch Boels-Dolmans anschließend jeweils aus Laukes Teams herausgelotst.

Sie treten gemeinsam mit der Luxemburgerin Christine Majerus und der frisch verheirateten Straßen-Weltmeisterin Lizzie Deignan (geborene Armitstead) an und wollen die hauchdünne Niederlage aus dem Vorjahr vergessen machen, als Boels-Dolmans auf den letzten zwei Kilometern noch den Sieg an Velocio-SRAM verlor. Läuft es nach Plan, dürfte es diesmal am Ende gar nicht mehr so eng werden.

Bei der Generalprobe im Rahmen der Boels Ladies Tour Anfang September nahmen die Niederländerinnen Canyon-SRAM auf 26 Kilometern 33 Sekunden ab. Zwei Wochen zuvor triumphierten sie beim WorldTour-Teamzeitfahren im schwedischen Vargarda nach 42 Kilometern mit 36 Sekunden Vorsprung vor der anderen deutschen Top-Mannschaft, Cervelo-Bigla.

"Wir haben in der vergangenen Woche im Trainingslager in der ersten Einheit viele Fehler gemacht. Dadurch haben wir mal wieder realisiert, welch eine Herausforderung es ist, eine Sechsergruppe so schnell wie möglich von A nach B zu bringen", stapelte Boels-Dolmans-Sportdirektor Danny Stam im Vorfeld der WM aber tief. "Wir brauchen alle sechs in der Form ihres Lebens. Ich glaube wir haben eine gute Chance, aber es muss alles perfekt laufen."

Insgesamt nur acht Teams - bei den Männern sind es 15 - haben die mehr als 30.000 Euro investiert, die der Trip zu den Welttitelkämpfen nach Doha kostet. Und gleich das Erste von diesen acht Teams könnte zum größten Kontrahenten von Boels-Dolmans heranwachsen und lange die Bestzeit halten: Die US-Equipe Twenty16-Ridebiker entschied das Mannschaftszeitfahren der Kalifornien-Rundfahrt für sich, das auf Straßenrädern ausgetragen wurde und ist somit das einzige Team, das 2016 in dieser Disziplin gegen die Niederländerinnen gewann. Angeführt von Olympiasiegerin Kristin Armstrong und Nachwuchs-Ass Chloe Dygert trauen viele den US-Amerikanerinnen den WM-Titel zu.

Und dann ist da noch Cervelo-Bigla. Das Team von Thomas Campana machte sich in Schweden zum Mitfavoriten auf eine WM-Medaille und tritt mit Lisa Klein und Stephanie Pohl mit zwei Deutschen in Doha an. Clara Koppenburg flog zwar auch mit nach Katar, wird am Sonntag aber nicht zum Einsatz kommen. Klein, Pohl und Co. sorgten in Schweden mit Platz zwei für eine Sensation und würden eine Medaille in Doha sicher feiern - eine Sensation wäre das dann aber nicht mehr, denn inzwischen darf man es ihnen von vorne herein zutrauen.

Medaillenkandidat Nummer fünf ist das zweite niederländische Team, Rabo-Liv. Doch die Equipe von Straßen-Olympiasiegerin Anna Van der Breggen geht geschwächt in den kollektiven Kampf gegen die Uhr: Mit nur sechs Frauen angereist tut ein Sturz der niederländischen Meisterin Anouska Koster zumindest weh - auch wenn sie trotzdem startet. Wohl nicht um eine Medaille kämpfen dürften BePink mit der Olympia-Zweiten Olga Zabelinskaya, BTC City Ljubljana mit der Deutschen Corinna Lechner und Hitec Products mit Charlotte Becker.

Wie alle WM-Rennen wird das Teamzeitfahren der Frauen am Sonntag ab 13:10 Uhr deutscher Zeit im Live-Stream auf dem UCI-YouTube-Kanal zu verfolgen sein.

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