Sein Vorbild heißt Jan Ullrich

Izagirre: Vom Unbekannten zum Tour-Kapitän

Von Felix Mattis aus Bahrain

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Ion Izagirre gewann für sein altes Team Movistar in der Regenschlacht von Morzine die letzte Bergetappe der Tour de France 2016. | Foto: Cor Vos

09.01.2017  |  (rsn) - Vincenzo Nibali ist der große Star von Bahrain-Merida, aber mit Ion Izagirre hat die neue WorldTour-Mannschaft noch einen zweiten starken Rundfahrer im Kader - zumindest was kürzere Rennen betrifft. Der Spanier wurde in der Saison 2016 ein wertvoller Fahrer für viele Teams, weil er kontinuierlich viele Ranglistenpunkte sammelte - wenn auch unter dem Radar der meisten Radsport-Fans.

Kein Wunder also, dass der neue Rennstall, der Punkte dringend brauchte, um sich für die WorldTour zu bewerben, Izagirre Anfang August ein Angebot unterbreitete, dass seinen Manager dazu verleitete, ihn aus dem für 2017 noch laufenden Vertrag bei Movistar zu befreien. Doch was die Teamleitung von Bahrain-Merida um Brent Copeland mit ihm vor hat, das hätten wohl die Wenigsten erwartet.

"Das Team möchte mich für die Tour zum Kapitän machen", erklärte Izagirre radsport-news.com am Rande der Mannschaftspräsentation in Bahrain. Weil Nibali die Titelverteidigung beim 100. Giro d'Italia anpeilt, war für den Saisonhöhepunkt Frankreich-Rundfahrt die Stelle an der Spitze des Teams frei.

"Ich fragte, ob ich auf einen Etappensieg oder das Bergtrikot fahren soll und sie sagten: 'Nein, nein, auf Gesamtwertung. Das könnte dir gut liegen", so Izagirre. "Am Anfang hatte ich etwas Angst, denn die Tour ist groß und es kommt viel Verantwortung auf mich zu. Aber wir werden es versuchen."

Der 27-Jährige, der 2015 die Polen-Rundfahrt gewann und in der abgelaufenen Saison Zweiter der Tour de Suisse wurde, bevor er am letzten Alpen-Tag der Tour de France zum Etappensieger in Morzine wurde und dort in der verregneten Abfahrt vom Col de Joux Plane sogar die starken Abfahrer Nibali und Jarlinson Pantano abhängte, hat noch nie eine dreiwöchige Rundfahrt mit dem Ziel Gesamtklassement bestritten. Deshalb will ihm Copeland auch keinen Druck machen. Den Tour-Sieg anzupeilen ist sicher vermessen, aber eine Top-Platzierung ist im Visier.

"Er ist ein erstklassiger Fahrer für einwöchige Rundfahrten. Aber ob er das über drei Wochen zeigt, da steht noch ein Fragezeichen. Trotzdem: Warum sollte man es nicht ausprobieren?", fragte der Südafrikaner im Gespräch mit radsport-news.com. Sollte es nicht funktionieren, so könne man immer noch den Plan wechseln und den Basken doch noch auf Etappenjagd schicken.

Während beim Giro das gesamte Team um Nibali aufgebaut werden soll, sieht das bei der Tour jedoch anders aus. Auch weil man Izagirre nicht überfordern will, wird Bahrain-Merida wohl einen Sprinter und möglicherweise weitere Fahrer mit Fähigkeiten für die Etappenjagd mitnehmen - zum Beispiel Niccolo Bonifazio, Sonny Colbrelli oder Heinrich Haussler.

Bevor es zur Großen Schleife geht, soll Izagirre aber das tun, was er am besten kann: kürzere Rundfahrten auf dem Podium beenden. Paris-Nizza, die Baskenland-Rundfahrt, die Ardennen-Klassiker und die Tour de Romandie bilden sein Frühjahr, bevor es ins Höhentrainingslager und dann zur Tour de Suisse geht.

"Momentan sind die einwöchigen Rundfahrten für mich am besten. Ich kann am Berg nah bei den Besten bleiben und im Zeitfahren dann den Unterschied machen", weiß Izagirre. "Wenn Nizza, Baskenland und die Romandie gut laufen, kann ich danach entspannt in die Tour gehen."

Wer weiß, wo Izagirres Weg in den kommenden Jahren hinführt? Dass er über eine Saison hinweg konstant gute Leistungen zeigen kann, hat der einst von Euskaltel zu Movistar gekommene Spanier jedenfalls bewiesen. Und seine Zeitfahrstärke ist ein Ass im Ärmel. Immerhin schlug Izagirre bei den Spanischen Meisterschaften im Juni den Spezialisten Jonathan Castroviejo auf 41 Kilometern um 22 Sekunden.

Zeitfahren, das konnte übrigens auch sein großes Vorbild einst besonders gut: Jan Ullrich. Wegen dem Deutschen hat sich Izagirre als Kind sein erstes Ohrloch stechen lassen. "Ich habe das im Fernsehen gesehen und dachte, wenn ich mir auch einen Ohrring machen lasse, dann bin ich mehr wie er", erzählte er. Inzwischen ist ein zweiter Ohrring hinzugekommen, und vor zwei Monaten auch eine erste Tochter.

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