Tour of Utah-Tagebuch von Sven Thurau

Einen Kilometer vor der Kuppe war bei mir der Ofen aus

Von Sven Thurau

Foto zu dem Text "Einen Kilometer vor der Kuppe war bei mir der Ofen aus"
Szene vond er 1. Etappe der Tour of Utah | Foto: Dauner - Akkoon

14.08.2019  |  (rsn) - Hallo aus Logan, wo nach dem Prolog gestern heute (Dienstag) die erste “richtige“ Etappe stattfand. Im Roadbook sah es so aus, als ob es zu einer Sprintentscheidung kommen könnte, obwohl auf der Schlussrunde, die fünfmal zu befahren war ein etwa zwei Kilometer langer Anstieg auf uns wartete. Zuvor standen zwei Bergwertungen der 4. Kategorie sowie zwei Sprintwertungen an.

Unser Plan war es, die Spitzengruppe zu besetzen, um in den Kampf um das Bergtrikot eingreifen zu können. Ich selber hielt mich bei der Springerei am Anfang zurück, da ich für einen möglichen Sprint vorgesehen war.

Nach etwa fünf neutralisierten Kilometern wurde das Rennen freigegeben und die ersten Attacken ließen nicht lange auf sich warten. Immer mit von der Partie waren dabei Chris (Heider), Mika (Heming) und Oli (Flautt), die heute besonders motiviert waren, in die Gruppe zu gehen und möglicherweise ein Trikot zu ergattern. Besonders vielversprechend war eine achtköpfige Gruppe, in der sowohl Chris als auch Mika vertreten waren.

Leider waren die großen Teams mit der Gruppe nicht einverstanden und das Tempo wurde schlagartig erhöht und die Ausreißer leider wieder zurückgeholt. Im Anschluss machten sich fünf Fahrer aus dem Staub und die großen Teams machten die Straße zu. Als sich die Möglichkeit ergab, setzte Mika nach, der Vorsprung betrug aber bereits eine Minute und er wurde für seine Anstrengungen nicht belohnt und musste ins Feld zurückkehren.

Nachdem ein wenig Ruhe eingekehrt war und sich die Mannschaft des Führenden vorne versammelt hatte, sammelten auch wir uns und reihten uns dahinter ein. Wie wir im Nachhinein erfahren haben, konnte man uns dadurch ziemlich lange in der TV-Übertragung von Eurosport sehen.

Mit der Einfahrt auf die Schlussrunde wurde es dann aber ernst und auch die anderen Teams kamen nach vorne. Bereits bei der ersten Überquerung des Anstiegs war klar, dass es doch schwerer wird als zuvor angenommen, die ersten Fahrer hatten Probleme, dem Tempo zu folgen. Von der Kuppe an ging es die letzten sechs Kilometer leicht abschüssig ins Ziel. Das Tempo wurde von Runde zu Runde angezogen und in der vorletzten Runde musste ich dann das erste Mal richtig auf die Zähne beißen. Auf der Kuppe entstand vor mir ein Loch von etwa 50 Metern, das aber in der Abfahrt wieder geschlossen werden konnte.

Wieder im Feld sprach ich kurz mit Dominik (Bauer) und signalisierte ihm, dass es bei mir heute wahrscheinlich nicht reichen würde. Ich nahm ihn an mein Rad und versuchte möglichst weit vorne in den Anstieg reinzufahren. Etwas mehr als einen Kilometer vor der Kuppe war der Ofen dann aber aus, auch wenn Dominik mich noch einmal motivieren konnte, mich festzubeißen.

Er zog vorbei und fuhr in der mittlerweile auf 44 Mann deutlich dezimierten Gruppe weiter und machte seine Sache wirklich gut. Er platzierte sich ganz vorne und vertrat mich bestens im Sprint, auch wenn er bis jetzt nicht weiß, wie er bei Tempo 70 dem Sturz im Zielsprint ausweichen konnte.

Am Ende des Tages stand ein sehr respektabler 14. Platz als Ergebnis. Außerdem ist Dominik in der Nachwuchswertung auf Rang fünf geklettert. Morgen steht dann die erste Bergankunft auf dem Plan und wir sind motiviert, uns weiter zu zeigen und Dominik so lange wie möglich zu unterstützen.

Viele Grüße und bis morgen
Euer Sven

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