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27.02.2020 | (rsn) - Nach den hitzigen Pistenjagden um die Regenbogentrikots im Berliner Velodrom standen Emma Hinze, Pauline Grabosch und Lea Sophie Friedrich am Rande des Holzovals, umarmten sich immer und immer wieder. Die Freudentränen flossen ungebremst. Das Trio raste am Mittwoch im Teamsprint zum Weltmeistertitel. Mit 32, 136 Sekunden knackten Pauline Grabosch (22) und Emma Hinze (22) zudem den deutschen und den Bahnrekord.
Hinze erzielte in der letzten Runde sogar eine bessere Zeit, als je zuvor gemessen wurden. Weltrekorde für die zweite Runde werden allerdings nicht geführt. Doch das war für die drei jungen Frauen überhaupt nicht wichtig: “Wir sind Weltmeisterinnen, das ist ein Riesenerfolg für uns“, jubelte Hinze.
Bei der Siegerehrung stand der alte Pisten-Fuchs Detlef Uibel wie immer bescheiden am Rande. Später sagte er zu radsport-news.com: “Ich wusste, dass wir weit vorn landen können, denn die Mädels haben schon im Training Superzeiten vorgelegt. Doch einen Weltmeistertitel musst du trotzdem gegen eine wahnsinnsstarke Konkurrenz erst einmal holen“, fügte Uibel an.
Wie geschickt der Bundestrainer das Trio steuerte, lässt sich auch an seiner taktischen Finesse erkennen. Im ersten Rennen schickte er neben Grabosch die gerade mal 20 Jahre alte Friedrich auf die Bahn. Ein Risiko, aber kein Fehlschlag. Das Duo sicherte einen Platz mit Finalaussichten ab. Danach rückte Hinze an Graboschs Hinterrad und da ging die Post unter dem Jubel von 3000 Fans erst richtig ab.
Selbst Uibel staunte nach dem Kurven-Hatz: “Ich glaube, die Mädels haben jetzt die Lücke geschlossen, die Kristina Vogel und Miriam Welte hinterlassen haben.“ Natürlich gehörten die beiden, die 2014 für das bis gestern letzte deutsche WM-Gold im Teamsprint gesorgt hatten, mit zu den ersten Gratulanten. Die Selfies werden alle fünf Frauen lange an diesen Glücksmoment erinnern. Über die neuen Weltmeisterinnen ließen sich lange Geschichten erzählen.
Nur so viel, alle drei kommen aus verschiedenen Ecken Deutschlands. Grabosch stammt aus dem Börde-Städtchen Langenweddingen, liebt Sprachen und kann sich englisch, französisch und chinesisch verständigen. Sie erlebte 2018 auf der Bahn in Cottbus Vogels fürchterlichen Sturz aus unmittelbarer Nähe. Das Erlebnis lähmte sie. Keine Pedale drehte sich da bei ihr. Grabosch fiel in ein psychologisches Loch, aus dem sie erst im vorigen Jahr wieder herauskam. Nun gehört sie wieder zur absoluten Weltspitze. Wie die Dassowerin Friedrich in Schwerin besuchte Pauline gemeinsam mit der Hildesheimerin Hinze das Sportgymnasium in Kaiserslautern.
“Wir sind ein richtig junges Team. Nach den letzten Jahren, als Kristina den schweren Unfall hatte und Miriam aufgehört hat, haben wir uns alle neu sortiert und alles reingepackt. Damit hat keiner gerechnet“, sagte Grabosch. Inzwischen trainiert sie in Erfurt, Hinze in Cottbus und Friedrich in Schwerin. Sehr oft, wie jetzt vor der WM, treffen sich die Drei auf der Holzbahn in Frankfurt/Oder, um sich so für die WM und andere Top-Termine abzustimmen. Friedrich schwebt auch das nächste Ziel vor: “Jetzt bereiten wir uns auf die Olympischen Spiele in Tokio vor.“
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