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17.10.2020 | (rsn) - Fünf von sechs Zeitfahren, die Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) in dieser Saison bestritt, konnte er auch für sich entscheiden. Lediglich Remco Evenepoel (Deceuninck – Quick-Step) bezwang den Italiener im Kampf gegen die Uhr in diesem Jahr. Nachdem der Belgier aber wegen seines Sturzes bei der Lombardei-Rundfahrt auf den Giro verzichten muss, hat Ganna keinen Gegner zu fürchten. Auch vor dem Start des 34,1 Kilometer langen Zeitfahrens der 14. Etappe zweifelte niemand an der Favoritenrolle des 24-Jährigen aus Verbania.
Ganna legte dann auch einen Parforceritt durch die Weinberge des Valdobbiadene hin und gewann seine dritte Etappe bei seiner Giro-Premiere. Eigentlich ist der 1,93 Meter große Athlet vom Lago Maggiore ja auf der Bahn zuhause, ist der schnellste 4.000-Meter-Verfolger der Welt. Aber diese Saison, die durch die Corona-Krise unterbrochen wurde und ihn seinen Auftritt bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio gekostet hat, hat seine Liebe zur Straße neu entfacht.
Es scheint, als könnte sich Ganna sehr gut an kurzfristige Änderungen anpassen. So feierte er vor wenigen Wochen den Weltmeistertitel in Imola, auf einem völlig anderen Kurs als ursprünglich vorgesehen, nachdem die Welttitelkämpfe von der Schweiz nach Italien verlegt werden mussten. Und nach seinem Sieg auf der 1. Giro-Etappe in Palermo legte er sogar in den Bergen nach, gewann sensationell auch den fünften Tagesabschnitt der 103. Italien-Rundfahrt.
Diese hätte er in einer ganz anderen Rolle absolvieren sollen. Zwar lief der Auftakt noch voll nach Plan und auf der 2. Etappe konnte Ganna das Maglia Rosa sogar noch einmal verteidigen. Die "Übergabe" an seinen Kapitän Geraint Thomas am Ätna scheiterte dann aber, nachdem der Waliser auf der 3. Etappe schon in der neutralen Phase schwer zu Sturz kam und am nächsten Tag die Rundfahrt verlassen musste.
Giro 2021 wieder als Helfer für Thomas?
"Mit ihm wäre es sicherlich ein anderer Giro geworden. Es kann gut sein, dass sein Fehlen mir hier entgegenkam", erklärte Ganna in der Pressekonferenz nach seinem zweiten Zeitfahrsieg bei der diesjährigen Austragung. "Ich hätte sicher Energie für ihn einsetzen müssen, aber sowas passiert und man kann einen Sturz auch nicht rückgängig machen."
Mit dem Ausscheiden seines Leaders bekam der Italiener zum einen mehr Freiheiten, welche er mit seinem Etappensieg in Camigliatello Silano nutzte, aber auch die entsprechenden Ruhephasen, um sich einige Körner für das hügelige Zeitfahren nach Valdobbiadene aufzusparen, das er schließlich deutlich vor seinem Teamkollegen Rohan Dennis für sich entschied. "Der Sieg hier gefällt mir noch besser als jener in Palermo. Einfach weil die Strecke schwieriger und länger war", zog er nach der Frage eines Journalisten den Vergleich zum Auftaktzeitfahren.
"Ich bin noch jung, weiß noch nicht, wo meine Grenzen liegen und ich teste diese gerade hier beim Giro aus", erklärte Ganna, der auch im nächsten Jahr wieder zur Italien-Rundfahrt möchte, erneut gemeinsam mit Thomas: "Er schuldet mir ja noch einen Giro an meiner Seite. Er wird zurückkommen im nächsten Jahr, sicher noch stärker als zuvor. Und dann werde ich wieder für ihn da sein", kündigte er an.
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