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25.10.2020 | (rsn) - Dieser Giro d'Italia war ein Giro der Jungspunde. Und mit etwas Verblüffung betrachtete Gianni Savio, seines Zeichens Entwickler von jungen Talenten, die Rundfahrt auch. "Hier ist ein echter Generationswechsel im Gange. Jetzt haben die großen Teams schon die Jungen. Da muss ich mir was anderes einfallen lassen", meinte Savio, Team-Manager von Androni Giocattoli, sarkastisch zu radsport-news.com.
Lautete sein Geschäftsmodell bisher, Talente wie Egan Bernal, den vorletzten Toursieger, oder Fausto Masnada, tapferer Helfer des lange in rosa fahrenden Joao Almeida, erst aufzubauen und dann gegen eine gewisse Ausbildungsabgabe bei den großen Rennställen unterzubringen, so casten die inzwischen selbst die Jungen - und lassen sie jetzt sogar Rennen gewinnen.
Die Giro-Bilanz von Savios Rennstall Androni Giocattoli fiel bei diesem Giro angesichts des Jugendfestivals der WorldTour-Teams auch magerer aus, als noch in früheren Jahren. Keinen Etappensieg gab es, nur die Plätze 5 und 8 für den tapferen Ausreißer Simon Pellaud standen zu Buche.
Savio bemühte sich dennoch um Optimismus: "Hier sind die großen Teams. Und die Konkurrenz ist hart. Wir waren aber die kämpferischste Mannschaft. Kaum eine Fluchtgruppe ging ohne uns. In der Wertung der meisten Fluchtkilometer führt unser Mattia Bais. In der Wertung der Zwischensprints ist Pellaud vorn", sagte er. Hinzufügen kann man noch, dass Pellaud, ein nach Kolumbien gezogener Schweizer, in der Wertung des kämpferischsten Fahrers nur knapp vom Ausreißer-Urgestein Thomas de Gendt geschlagen wurde.
An das Gesamtklassement verschwendete Savio in diesem Jahr keinen Gedanken, selbst wenn er mit dem Ecuadorianer Alexander Cepeda, 2019 Etappensieger bei der Tour de l'Avenir, einen bergfesten Mann mit Zeitfahrqualitäten in den eigenen Reihen hat. "Wir sind ohne Kapitän zum Giro gekommen. Meiner Meinung nach macht es keinen Sinn, einen Kapitän für einen Platz zwischen den 15 und 20 Besten mitzubringen. Das wäre immer noch ein gutes, ein ehrenwertes Resultat. Aber man versinkt damit in der Anonymität. Wir aber wollen Protagonisten sein, mit jungen Fahrern, die mit Enthusiasmus und Angriffslust fahren", meinte Savio.
Und sich förmlich in Leidenschaft redend führte der mittlerweile 72-jährige Herr mit dem leuchtend weißen Haar an: "Wir wollen Emotionen erzeugen. Das ist unsere Rolle!" Auch ans Wirtschaftliche denkt der Manager des Teams mit den wohl meisten Werbeaufklebern im Radsportzirkus: "Natürlich wollen wir auch Sichtbarkeit für unsere Sponsoren bringen."
Vom jetzigen Kader wird, nach aktuellem Stand der Dinge, Savio wohl niemanden im Winter zu einem WorldTour-Rennstall bringen. Auf Cepeda aber - nicht zu verwechseln mit dessen in Spanien fahrendem Cousin Jefferson Cepeda - sollte man in Zukunft wohl achten. Wie Savio aber sein Geschäftsfeld als Talententwickler gegenüber den großen Rennställen künftig behauptet, ist ebenfalls eine spannende Frage.
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