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13.03.2021 | (rsn) - Auch in La Colmiane kannte Primoz Roglic (Jumbo - Visma) keine Gnade und sichert sich seinen dritten Etappensieg beim 79. Paris-Nizza. Auf den letzten Metern der 119 Kilometer langen Königsetappe fing der Träger des Gelben Trikots noch Gino Mäder (Bahrain Victorious) ab, der nach langer Flucht bereits wie der sichere Sieger aussah. Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) musste sich nach einer hervorragenden Vorstellung mit dem dritten Rang im Tagesklassement begnügen und festigte seinen zweiten Gesamtplatz.
Der 24-jährige Mäder traute seinen Augen kaum, als der Mann im Gelben Trikot auf den letzten 50 Metern an ihm vorbeiflog und seinen Erfolg bejubelte. Roglic trat knapp 300 Meter vor dem Ziel mit voller Wucht an und katapultierte sich noch am Schweizer vorbei. In einer Mischung aus Verzweiflung, Ärger und Ungläubigkeit gestikulierte Mäder in Richtung des Tagessiegers. Geschenke hatte Roglic allerdings keine zu verteilen. “Warum nicht, das Team hat gut gearbeitet. Am Ende gab es eine Möglichkeit und ich habe sie ausgenutzt“, beantwortete der Slowene nüchtern und ehrlich die Frage, warum er den Etappensieg unbedingt wollte.
Als mit Abstand stärkstem Fahrer im Feld liegt es natürlich völlig im Recht von Roglic, um jeden Sieg zu kämpfen. Er ist der erste Fahrer seit 2006, der drei Etappen bei der Fernfahrt gewinnen konnte. Allerdings wird sich der 31-Jährige dadurch langfristig nicht allzu viele Freunde im Peloton machen. Schon bei der letzten Dauphiné wurde Jumbo - Visma durch seine mannschaftliche Dominanz im Feld als gierig wahrgenommen. An diese taktischen Gedankenspiele verschwendete Roglic in der Hitze des Gefechts keine Gedanken. “Am Ende war es eng, aber zum Glück habe ich die Ziellinie als erster überquert“, zeigte er sich über seinen erneuten Coup sichtlich erfreut.
Mäder und Schachmann stark, aber nicht stark genug
Leidtragender war der tapfer kämpfende Mäder, der sich von Anfang an in der Spitzengruppe befand und am Schlussanstieg seinen knappen Vorsprung bis zum letzten Kilometer verteidigte. In dieser Form wird er sicher weitere Chancen bekommen, um seinen ersten Sieg auf WorldTour-Niveau zu feiern."Ich glaube, ich muss noch ein bisschen stärker werden", twitterte er nach der Etappe.
Auch Schachmann zeigte sich in bestechender Form und war der einzige Favorit, der Roglics erster Attacke knapp einen Kilometer vor dem Ziel folgen konnte. Beim zweiten Angriff war er zwar chancenlos, aber durch den dritten Etappenrang verteidigte er seine zweite Position im Gesamtklassement hinter Roglic. "Am Ende war er noch etwas frischer im Sprint, aber der dritte Platz fühlt sich heute fast wie ein Sieg an", bilanzierte der 27-Jährige.
In der Gesamtwertung kam es zu kleineren Verschiebungen, größere Überraschungen blieben aber aus. Durch die Verkürzung der morgigen Etappe dürfte das Klassement ziemlich zementiert sein. Trotzdem müssen die Favoriten aufmerksam bleiben. “Ich denke noch nicht an den Sieg. Morgen ist noch eine Etappe. Es wird ein schweres und wichtiges Rennen. Für die Mannschaft ist es hart. Wir müssen den ganzen Tag alles kontrollieren“, mahnte Roglic, der seinen Vorsprung gegenüber Schachmann auf 52 Sekunden ausbaute.
Auf Rang drei folgt der Russe Alexandr Vlasov (Astana - Premier Tech / +1:11). Roglic Slowene verteidigte auch das Grüne Trikot. Die Bergwertung ist Anthony Perez (Cofidis) nun auch rechnerisch sicher. Das Nachwuchstrikot bleibt bei Vlasov.
So lief das Rennen:
Nach sieben Kilometern setzte sich Mäder gemeinsam mit Perez, Neilson Powless (Education First - Nippo), Andrey Amador und Laurens De Plus (beide Ineos Grenadiers), Alexey Lutsenko (Astana), Julien Bernard und Kenny Elissonde (beide Trek - Segafredo), Thomas De Gendt (Lotto Soudal), David de la Cruz (UAE Team Emirates), Sam Bennett und Mattia Cattaneo (beide Deceuninck -Quick-Step), sowie Dylan Teuns (Bahrain-Victorious) ab. Der Maximalvorsprung der 13 Ausreißer war aber nicht größer als 2:40 Minuten.
Die ersten drei der insgesamt vier Bergwertungen des Tages holte sich Perez. Im Feld übernahmen neben Jumbo - Visma auch BikeExchange, Bora - hansgrohe und DSM einen Teil der Nachführarbeit. In der Spitzengruppe arbeitete Bennett, der das Grüne Trikot stellvertretend für Roglic trug, lange für seinen Teamkollegen Cattaneo, während im Feld die ersten Sprinter schon den Kontakt verloren. Der Ire gewann auch die erste Sprintwertung des Tages.
Die Gruppe harmonierte bis zu Beginn des 16 Kilometer langen Schlussanstiegs, ehe Lutsenko das Finale mit einer Attacke eröffnete. Innerhalb weniger Kilometer reduzierte sich die Spitze auf den Kasachen, Mäder, Bernard, Elissonde, Teuns und de la Cruz. Knapp zehn Kilometer vor dem Ziel attackierte Geburtstagskind Simon Geschke (Cofidis), der 35 Jahre alt geworden ist, aus dem Feld und versuchte zur Spitzengruppe aufzuschließen. Der Freiburger schaffte es, die Lücke bis auf 35 Sekunden zu schließen, doch Mäder hielt das Tempo hoch und stellte seine Fluchtkollegen einen nach dem anderen ab.
George Bennett bläst zur Aufholjagd
Als George Bennett (Jumbo - Visma) sechs Kilometer vor dem Ziel die Kontrolle in der Favoritengruppe übernahm, reduzierte sich der bislang eine Minute große Rückstand rapide und auch Geschke wurde eingeholt. Mäder gewann die zweite Sprintwertung, die mitten im Schlussanstieg platziert war, und verteidigte bis drei Kilometer vor dem Ziel 35 Sekunden Vorsprung. Dann verschärfte Kruijswijk das Tempo in der Favoritengruppe. Zu diesem Zeitpunkt waren Fahrer wie Pierre Latour (Total Direct Energie), David Gaudu (Groupama - FDJ), Louis Mentjes (Intermarché - Wanty – Gobert Matériaux) und Sergio Henao (Qhubeka-Assos) längst zurückgefallen.
Vlasov eröffnete das Finale mit einer Attacke knapp 1,5 Kilometer vor dem Ziel, der neben Roglic und Schachmann auch Tiesj Benoot (DSM) und Lucas Hamilton (BikeExchange) noch folgen konnten. Unter der Flamme Rouge griff Roglic an, konnte Schachmann allerdings nicht abschütteln. Die beiden belauerten sich auf den nächsten Metern, was Mäder einen scheinbar entscheidenden Vorsprung verschaffte, während Vlasov, Benoot und Hamilton wieder aufschlossen. Die zweite Attacke von Roglic war jedoch so entschlossen, dass er Schachmann innerhalb von 300 Metern fünf Sekunden und dann auch noch Mäder den so nahen Sieg abnahm.
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