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05.02.2022 | (rsn) - Auch diesmal nehmen wir zu Saisonbeginn die 18 WorldTour-Teams unter die Lupe: Wie lief es im vergangen Jahr, welche Veränderungen gibt es in den Aufgeboten, was ist in der neuen Saison von den Teams zu erwarten?
Jumbo - Visma gehört schon seit Jahren zu den besten Teams im Peloton, obwohl der Gesamtsieg bei der Tour de France noch fehlt. Auch 2022 ist mit Fahrern wie Primoz Roglic und Wout Van Aert mit vielen Erfolgen zu rechnen.
Rückblick auf die Saison 2021
Der anvisierte Tour-de-France-Sieg blieb einmal mehr aus, da Kapitän Roglic in Frankreich nach einem Sturz früh ausschied. Dass die Tour trotzdem ein Erfolg wurde, lag an drei Etappensiegen durch Van Aert, einem weiteren von Sepp Kuss sowie dem sensationellen zweiten Gesamtrang durch Jonas Vingegaard. Dem wiedererstarkten Roglic gelang im Herbst mit gleich vier Tagessiegen der Hattrick im Gesamtklassement der Vuelta a Espana. Insgesamt wird die Teamleitung deshalb mit der Saison zufrieden gewesen sein.
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Nachdem Primoz Roglic wegen eines Sturzes die Tour verlassen musste, sprang Jonas Vingegaard in die Bresche. Am Ende belegte der Debütant sensationell hinter Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und vor Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) Platz zwei. | Foto: Cor Vos
Roglic wurde zudem Olympiasieger im Zeitfahren, gewann ferner die Baskenland-Rundfahrt sowie Mailand-Turin, während Van Aert Siege bei der Tour of Britain sowie Gent-Wevelgem und beim Amstel Gold Race holte. Das Duo zeigte fast paritätisch für 25 der 43 Saisonsiege verantwortlich.
Daneben fuhren mit Kuss bei der Tour und Vingegaard bei der UAE Tour nur zwei weitere Fahrer Etappensiege in der WorldTour ein. Vielversprechende Leistungen bei den Grand Tours zeigten Tobias Foss mit Platz neun beim Giro d’Italia und Kuss als wichtiger Helfer mit Platz acht bei der Vuelta. Sprinter Dylan Groenewegen konnte nach seiner Zwangssperre hingegen nicht mehr an frühere Leistungen anknüpfen, er gewann drei Etappen unterhalb der WorldTour.
Die wichtigsten Zu- und Abgänge
Jumbo - Visma hat einige prominente Fahrer abgeben müssen, zugleich aber namhafte Profis hinzugewonnen. Neben dem zurückgetretenen Tony Martin verließen mit George Bennett (UAE Team Emirates) und Antwan Tolhoek (Trek - Segafredo) zwei kletterstarke Fahrer das Team. Außerdem gab das Management Groenewegen trotz noch gültigen Vertrags an BikeExchange ab. Offenbar hatte der Niederländer auch keine Perspektive mehr in der Mannschaft.
Mit den Neuzugängen Christophe Laporte (Cofidis) und Tiesj Benoot (DSM) stärkt die Teamleitung die Klassikerfraktion. Auch Tosh van der Sande (Lotto Soudal) ist ein bewährter Helfer für solche Rennen. Ex-Zeitfahrweltmeister Rohan Dennis könnte die Position als nimmermüder Tempomacher a la Martin einnehmen.
Hoffnungsvolle Talente sind der 20-jährige Münsteraner Michel Hessmann aus dem eigenen Nachwuchs sowie Mountainbiker Milan Vader (KMC - Orbea). Über große Anlagen verfügt zudem der 21-jährige Niederländer Mick van Dijke, der bereits im vergangenen September ins Profiteam aufstieg und vielseitig einsetzbar ist. Auch sein Zwillingsbruder Tim fährt nun für Jumbo - Visma.
Mit Olympia-Silber im Zeitfahren meldete sich Tom Dumoulin aus der selbstgewählten Pause zurück. In diesem Jahr will der Niederländer an seine großen Erfolge anknüpfen. | Foto: Cor Vos
Im Fokus: Tom Dumoulin
Im Januar 2021 nahm sich der Niederländer eine Auszeit vom Radsport. Er sei ausgebrannt und brauche eine Pause, erklärte Dumoulin damals. Es schien unsicher, ob der Giro-Sieger von 2017 überhaupt seine Karriere fortsetzen würde. Schon im Juni aber kehrte er zurück ins Peloton, gewann Silber im Olympischen Zeitfahren und zeigte sich mit Platz neun bei der Benelux-Rundfahrt konkurrenzfähig. Dumoulin scheint seine positive Einstellung zum Sport wiedergefunden zu haben.
Aber wohin führt sein Weg nun? In der kommenden Saison kehrt Dumoulin zumindest als Kapitän zum Giro d’Italia zurück. Der Kurs in Italien ist für ihn nicht ideal, zunächst wird es vermutlich eher darum gehen, überhaupt wieder vorne mitzufahren, anstatt ernsthafte Siegambitionen zu hegen. Ob Dumoulin künftig tatsächlich wieder eine Grand-Tour-Größe werden kann oder ob seine Rolle woanders liegt – darüber wird 2022 Aufschluss geben.
Aufgepasst auf ... David Dekker und Olav Kooij
Vielleicht waren auch die beiden jungen Niederländer maßgeblich mit dafür verantwortlich, dass die Teamleitung Groenewegen vorzeitig ziehen ließ. Denn Dekker und Kooij sind womöglich größere Versprechen für die Zukunft. Ihr Potenzial haben beide 2021 bereits nachgewiesen: Dekker erreichte zu Jahresbeginn bei der UAE Tour zweimal Platz zwei gegen eine illustre Sprintkonkurrenz, Kooij holte zwei Tagessiege bei der Kroatien-Rundfahrt und einen zweiten Etappenplatz bei der Polen-Rundfahrt.
Die Sprinter David Dekker (Foto) und Olav Kooij sollen den Platz von Dylan Groenewegen einnehmen, der zu BikeExchange - Jayco wechselte.| Foto: Cor Vos
Dekker, Sohn des Ex-Profis Erik Dekker, bringt außerdem gute Anlagen für die Pavé-Rennen mit. Vor beiden liegt zwar noch eine steile Lernkurve. Durch den Abgang von Groenewegen werden sie nun allerdings mehr Bewährungschancen erhalten. Und dass Jumbo - Visma einen Weltklasse-Sprinter entwickelt kann, hat das Team mit Groenewegen bereits unter Beweis gestellt.
Ausblick auf die Saison 2022
Jumbo - Visma erlebt gegenwärtig die erfolgreichste Phase seiner Teamgeschichte. Dadurch steigen aber auch die Anforderungen an alle Fahrer. Denn bei allem Potenzial: Der Tour-Sieg als unerreichtes Ziel begleitet Jumbo - Visma nunmehr seit Jahren. 2022 unternimmt das Team mit Roglic einen neuen Angriff auf das Gelbe Trikot. Das Zeug dazu hat der Slowene allemal. Doch schwieriger als jeder Anstieg, jedes Kopfsteinpflaster oder jede Windstaffel ist die Hürde Pogacar: Wie ist das Ausnahmetalent zu schlagen? Bei der Antwort auf diese Frage ist auch die Teamleitung gefragt.
Mit Vingegaard als Co-Kapitän, Kuss, Steven Kruijswijk, Dennis und Van Aert ist Jumbo - Visma zumindest erstklassig aufgestellt. Wobei Van Aert bereits durchblicken ließ, bei der Tour um das Grüne Trikot fahren zu wollen – und beste Chancen darauf hat, diese Wertung zu gewinnen. Ein Thema, dass Jumbo - Visma intern moderieren muss, um Konflikte zwischen dem Belgier und dem dreimaligen Vuelta-Gewinner zu vermeiden.
Roglic und Van Aert sind weiterhin die beiden größten Erfolgsgaranten, die jeweils wieder Siege im zweistelligen Bereich versprechen. Van Aerts Augenmerk ist zudem auf die Frühjahrsklassiker gerichtet. Bei den Monumenten Mailand-San Remo, Flandern-Rundfahrt oder Paris-Roubaix kann es nur um den Sieg gehen.
Kann Wout Van Aert seine starke Saison wiederholen? Herausragend unter den 14 Siegen: Der Belgier gewann bei der Tour ein Einzelzeitfahren, eine Berg- und die prestigeträchtige Sprintetappe auf den Champs-Elysées. | Foto: Cor Vos
Die Teamleitung hat dabei eine Schwäche im Kader behoben und stellt Van Aert mit Laporte und Benoot starke Fahrer an die Seite. Zudem ist Van Aerts weitere Entwicklung als Klassementfahrer bei einwöchigen Rundfahrten zu beachten.
Bei den Ardennenklassikern kann das Team aber auch mit Roglic, Benoot und Vingegaard auf Sieg fahren. Roglic dürfte zudem im Saisonverlauf wieder das eine oder andere Etappenrennen einsammeln, zudem steht Mailand-San Remo in seinem Plan. Bei der Vuelta soll Roglic ebenfalls wieder an den Start gehen, möglicherweise mit Vingegaard und Kuss als Co-Kapitäne. Beide haben zuletzt unter Beweis gestellt, dass sie bei den großen Landesrundfahrten ebenfalls um das Podium kämpfen können. Beim Giro wird Jumbo - Visma mit der Doppelspitze Dumoulin und Foss antreten.
Für Leistungssprünge gut sind die jungen Sprinter Dekker und Kooij sowie Neo-Profi Mick van Dijk. Insgesamt wird die Teamleitung auf mehr Akzente aus der zweiten Reihe hoffen. Benoot ist ein Kandidat, der im neuen Umfeld wieder aufblühen könnte. Auch in Koen Bouwman, Pascal Eenkhoorn und Sam Oomen steckt mehr, als sie zuletzt zeigten.
Jumbo - Visma wird auch die Saison 2022 maßgeblich prägen und zahlreiche Siege einfahren. Einiges spricht dafür, dass es ein erneut herausragendes Jahr wird.
Eckdaten:
Land: Niederlande
Sponsor: Jumbo, Visma
Branche: Supermarktkette, IT-Unternehmen
Manager: Richard Plugge
Radausrüster: Cervélo
Teamranking 2021: 3
Siege 2021: 43
Fahrer im Aufgebot: 29
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